Geesthacht. In Johanniter-Krankenhaus können 14 Patienten beatmet werden. Neues Testgerät hilft, die Ansteckungsgefahr in der Klinik zu minimieren.
Das mutierte und wohl sehr viel ansteckendere Coronavirus, das derzeit in Großbritannien grassiert und sich in den Niederlanden und Dänemark auf dem Festland bereits ausgebreitet hat, bereitet der medizinischen Leitung des Geesthachter Johanniter-Krankenhauses noch kein Kopfzerbrechen. „Bezüglich der neuen Corona-Variante haben wir keine eigenen Erkenntnisse. Aber dass so etwas passieren würde, ist ja zu erwarten gewesen“, meint Dr. Timo Rath, der ärztliche Direktor der Klinik. Ihn würden mehr die hohen Infektionszahlen wie derzeit etwa in Sachsen beunruhigen.
In Schleswig-Holstein sind zurzeit 551 Intensivbetten belegt, 215 sind frei. 31 Covid-19-Fälle werden intensivmedizinisch behandelt, 14 invasiv beatmet. In Geesthacht ist in der höchsten Not die Belegung von 14 Intensivbetten möglich. Für diese Vollbelegung müssten dann allerdings andere Bereiche herunterfahren werden, weil Personal abgezogen werden müsste. Im Normalbetrieb können zehn Intensivbetten betreiben werden, aktuell sind sieben belegt, jedoch nur zwei davon mit Corona-Patienten.
Intensivbetten: Bisher maximal drei Corona-Patienten in Behandlung
Dies ist ein durchaus „normaler“ Zustand für das Johanniter-Krankenhaus seit März. Ausreißer gab es bislang nicht, es waren maximal drei Corona-Patienten, die gleichzeitig intensiv betreut werden mussten. Auch die Kapazitäten in Sachen Technik waren bislang ausreichend, nur zwei Personen mussten seit März in die Uniklinik nach Lübeck verlegt werden. Bei ihnen waren zur Behandlung Geräte notwendig geworden, über die Geesthacht nicht verfügt.
Bewährt hat sich das erste PCR-Testgerät im Johanniter-Krankenhaus, das im Oktober in der Notfallaufnahme aufgestellt wurde. Die Abstriche aus Mund oder Nase, die vor Ort gemacht werden, kann die Klinik nun selbst auswerten, ein Ergebnis liegt nach etwa 15 Minuten vor. 24 Proben pro Tag sind möglich. „Davor musste eine ganze Station belegt werden mit Verdachtsfällen, weil ein Tag lang auf die Ergebnisse gewartet wurde“, erläutert Dr. Rath den Vorteil. Ist der Test negativ, kann auf Quarantäne und aufwendige Schutzmaßnahmen verzichtet werden
Besucherverbot über Weihnachtstage bleibt bestehen
Nicht nur Patienten, auch die Mitarbeiter sind angehalten, sich im Verdachtsfall vor Ort testen zu lassen. „Lieber zu viel als zu wenig“, meint Rath. Das Zusammenspiel von Tests und Hygienekonzept ist erfolgreich: „Wir haben keinen Eintrag ins Haus gehabt durch Mitarbeiter, darauf sind wir stolz“, betont der ärztliche Direktor. Zudem sind mobile Luftreiniger aufgestellt worden in Bereichen, die von der hauseigenen Lüftung nicht so gut erreicht werden.
Trotzdem: Für eine Lockerung des Besucherverbots zu Weihnachten sieht der Arzt keine Möglichkeit: „Das würde eine personelle Aufstockungen für die Feiertage bedeuten, um zusätzliche Tests leisten zu können. Das wäre dem Personal nach dem harten Jahr nicht vermittelbar.“ Es gäbe bis jetzt auch noch keine Patienten, die sich über die Situation beschwert hätten.
RKI-Software soll Impfsystem verwalten
Wie schnell sich die Situation bessern könnte, wenn – wie vorgesehen ab dem 27. Dezember – zuerst durch mobile Teams geimpft wird, sieht der Medizinier skeptisch. „Wir haben etwa 8,6 Millionen Personen allein in der Kategorie 1“, so Rath. Das sind die Menschen, die zuerst geimpft werden sollen. Zunächst stünden jedoch nur vier Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung. Da Menschen für einen wirksamen Impfschutz in einem Abstand von drei Wochen zweimal geimpft werden müssten, sinke die Personenzahl auf zwei Millionen.
Eine vom Robert-Koch-Institut entwickelte Software soll das Impfsystem verwalten und auch mögliche Nebenwirkungen festhalten. Die könnten über die Corona-App der Bundesregierung auch anderen Nutzern mitgeteilt werden.
Die Hotline des Kreisgesundheitsamtes für Corona-Meldungen und Fragen zur Situation ist auch während der Feiertage erreichbar von 13 bis 16 Uhr unter 04541/888-380. Die Zahl der Neuinfizierten mit dem Coronavirus im Kreis lag am Montag bei sieben Patienten. Insgesamt sind 330 Menschen in Behandlung. Der Inzidenzwert liegt bei 82,8 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen.