Geesthacht. Obwohl von der Fliegerbombe, die wahrscheinlich im April 1945 abgeworfen wurde, keine akute Gefahr ausgeht, gibt es ein Bürgertelefon.
Die am Donnerstag bei Bauarbeiten in der Geesthachter Hafencity gefundene Fliegerbombe (wir berichteten) war tags darauf Stadtgespräch in der Fußgängerzone. Gegen Mittag war ein Baggerfahrer im Bereich der „Elbterrassen III“ mit seiner Schaufel auf einen harten Gegenstand gestoßen, der später vom Kampfmittelräumdienst als wahrscheinlich eine circa 500 britische Pfund (rund 227 Kilogramm) schwere Hinterlassenschaft aus dem Zweiten Weltkrieg identifiziert wurde.
Helmut Knust vom Heimatbund und Geschichtsverein tippt stark darauf, dass die Bombe am 7. April 1945 – einem Tag mit strahlendem Sonnenschein – bei einem alliierten Angriff auf die Munitionsfabriken Düneberg und Krümmel über der Elbestadt abgeworfen wurde. Bei dem ersten massiven Luftangriff im Zweiten Weltkrieg fielen, so wird vermutet, zwischen 3000 und 3800 Bomben auf Geesthacht.
Bombe wurde wahrscheinlich 1945 abgeworfen
Der damalige Polizei-Oberleutnant Bruhn berichtet in seinen Aufzeichnungen von 82 Toten in der Fabrik Krümmel, 26 Toten im Ortsteil Krümmel, 67 Toten im Werk Düneberg sowie sieben Toten in der Stadt Geesthacht.
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Der damalige Augenzeuge Karl Zabel wird im Buch „Die Pulverfabrik Düneberg“ von Karl Gruber (1983) wie folgt zitiert: „Mutter war im Haus, und Vater und ich machten draußen Kleinholz für den Winter. Aus südlicher Richtung kam ein tieffliegender Bomberverband auf uns zu. Man konnte deutlich die Hoheitszeichen sehen. (...) Wir schafften es gerade noch bis zum Schutzraum, als eine riesige Explosion die Schutzraumtür herausriss. Der Strom fiel aus, und alles war dunkel und voll Staub. (...) Die G-Salz-Lager, Gebäude 255 und 256 waren getroffen und explodiert. (...) Nach sieben Minuten war der Angriff vorbei.“
Ein unbekannter Zeitzeuge berichtete von einem fieberhaften Suchen nach Verschütteten und Verwundeten sowie etwa 40 Toten im Werk Düneberg.
Bauunternehmen hatte mit Bombenfund gerechnet
Dass eine Bombe am Geesthachter Hafen auch 75 Jahre nach Kriegsende noch in der Erde steckte, überraschte Olaf Dose, Prokurist beim Bauunternehmen Züblin, derweil nicht besonders. „Ich hatte keinen Schreck. Es ist genau das passiert, was zu erwarten war“, sagte er. Schließlich muss in Schleswig-Holstein bei jedem Bauvorhaben ein Gutachten zur Kampfmittelfreiheit eingeholt werden. Dabei werden alte Luftaufnahmen der Alliierten ausgewertet. „Und dabei gibt es dann Verdachtsfälle, bei denen bei der Erstarbeit besonders sondiert werden muss“, berichtete Dose.
Genau so einen Verdachtsfall gab es in Geesthacht. Darum war auch eine Spezial-Bagger mit besonders gesicherter Fahrerkabine im Einsatz. Zudem wird die Erde nur schichtweise entfernt.
Fliegerbombe nicht akut gefährlich
Wie es mit der Fliegerbombe weitergeht, ob sie vor Ort entschärft werden muss und dafür womöglich sogar Anwohner evakuiert werden müssen oder der Blindgänger abtransportiert werden kann, klärt sich am Montag. Dann stimmen sich Stadt, Polizei, Kampfmittelräumdienst und Feuerwehr über das weitere Vorgehen ab und legen auch einen Termin für die Entschärfung fest.
Bis es soweit ist, liegt die Bombe da, wo sie in den vergangenen 75 Jahren auch lag: in der Erde. Ein 25-Meter-Radius darum wurde abgesperrt. Im übrigen Bereich der Elbterrassen III gehen bis dahin die Arbeit weiter. Eine Gefahr für Menschen besteht nicht.
Die Stadtverwaltung Geesthacht richtet wegen des Bombenfunds ein Bürgertelefon ein. Ab Montag beantworten Mitarbeiter der Verwaltung von 7 bis 18 Uhr Fragen unter der Nummer (04152) 13-1920. Auch auf der Internetseite der Stadt unter geesthacht.de wird im Laufe des Montags über die weitere Vorgehensweise informiert.