Geesthacht. Am Sonnabend, 17. Oktober, findet die nächste Zählung der Wildgänse auf der Halbinsel statt. Nabu Geesthacht sucht noch Mitstreiter.
Wenn die Wildgänse in der Dämmerung in keilförmigen Formationen über den die Geesthachter Elbhalbinsel Hachedesand fliegen, wird Friedhelm Ringe ganz warm ums Herz. Man nimmt dem Naturschützer ab, wenn er schwärmt: „Im Brausen der Schwingen höre ich das Lied der Taiga.“ Kein Wunder, liegt doch die Brutheimat der jetzt besonders zahlreich zu beobachtenden Saatgänse im hohen Norden, in den Tundra- und Taigarevieren.
Eine Faszination übt dieser Vogelzug auf die Menschen zu allen Zeiten aus. Geordnet ziehen die Gänse ihre Bahnen am Himmel. Dabei gibt das erste Tier die Richtung vor. Dahinter folgen dann die anderen Gänse, meist unter lautem Rufen. Während ihres Fluges kommunizieren Gänse nämlich miteinander und klären, wer als Nächstes die Führung an der Spitze übernimmt.
Geesthachter beobachten und zählen Wildgänse
Seit 30 Jahren beobachten und zählen Ringe und seine Mitstreiter von der Ortsgruppe Geesthacht des Naturschutzbundes (Nabu) im Herbst die großen Vögel. Zu den Saatgänsen gesellen sich in Geesthacht Blässgänse und Weißwangengänse. Wenn sich im Norden und Osten Europas der nahende Winter zeigt, weichen die Vögel dem Wetter aus und ziehen westwärts auf der Suche nach einer Überwinterungsmöglichkeit. Einige Tiere bleiben wenige Tage, andere ruhen sich bis zu zwei Wochen bei Geesthacht aus, andere bleiben den Winter über.
Dass die Wildgänse bei vielen Landwirten nicht auf Gastfreundschaft stoßen, liegt daran, dass sich die Vögel auch gern über die Feldsaat hermachen. „Viel lieber würden sich die Vögel aber andere Nahrung zu sich nehmen“, erläutert Ringe: „Sie sind Grasfresser, nur ab und zu weiden sie auf Feldern.“
Manche Gänse rasten hier wenige Tage, andere bleiben zwei Wochen
Anders als Kraniche sind Gänse keine Segelflieger. Und weil sie die höheren Temperaturen des Tages und die damit verbundene Thermik nicht brauchen, fliegen sie zu jeder Tageszeit – und bieten ein beeindruckendes Naturschauspiel. In und um Geesthacht sind vor allem Bläss- und Saatgänse am Himmel zu beobachten.
Man muss schon genau hinschauen, um diese nicht mit den Graugänsen zu verwechseln. Aber wer ein bisschen geübt ist, wird die Tiere bald anhand winziger Unterschiede ihres Federkleides unterscheiden können. Innerhalb der vergangenen 30 Jahre hat Friedhelm Ringe durchaus Unterschiede im Verhalten der Wildvögel ausgemacht. So würden die Saatgänse laut Friedhelm Ringe inzwischen mindestens zwei Monate früher in Geesthacht ankommen, als noch in den 1970er-Jahren.
Friedhelm Ringe hat da so eine Vermutung: „In der ehemaligen DDR hatten die Gänse in den zahlreichen Sperrgebieten ihre Ruhe.“ Wenn es ungemütlich ist und sie keine Nahrung mehr finden, verteilen sie sich auf andere Gebiete. Ihr Winterquartier in West- und Südeuropa finden die Tiere, die sehr weite Strecken zurücklegen können, anhand der Topographie. Sie orientieren sich an Flüssen und Küstenlinien.
Einladung zur Gänsebeobachtung auf dem Hachedesand
Am Sonnabend, 17. Oktober, ziehen Friedhelm Ringe und sein Mitstreiter vom Nabu wieder mit Schreibblock und Fernglas los, um von einem alten Feldwagen aus auf dem Hachedesand die Tiere zu zählen. Zwischen 7 Uhr morgens und 19 Uhr sind die Naturschützer dort anzutreffen. Wer ihnen dabei über die Schulter schauen möchte, ist herzlich willkommen. Parkmöglichkeiten gibt es am Marschachter Hafen oder an der Elbbrücke.
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Im Jahre 1977 wurde der Kampf der Nabu-Ortsgruppe Geesthacht um den Erhalt der Sandbank Hachedesand in der Elbe kurz vor der Staustufe als Vogelschutzinsel von Erfolg gekrönt.
- Der „Gänsemelder“ in Schleswig-Holstein:
Tausende Wasservögel machen jedes Jahr Halt in Schleswig-Holstein. Ihr Futter holen sich die Tiere bevorzugt auf Wiesen, aber immer wieder auch von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Bislang ist das Ausmaß der tatsächlichen Ernteschäden allerdings nicht bekannt. Mit dem sogenannten „Gänsemelder“ können registrierte Nutzer Wasservögel melden, die Schäden an landwirtschaftlich genutzten Flächen verursachen. Einen Link gibt es auf der Seite www.bauern.sh.de. Bei der Auswertung des „Gänsemelders“ arbeiten das Land, Naturschützer, Landwirte und Jäger zusammen. Mithilfe des „Gänsemelders“ soll ein Überblick über die bevorzugten Rastplätze der Tiere gewonnen werden. Gleichzeitig ermöglicht es die Software, Erfolge bei der Vertreibung auszuwerten.