Geesthacht/Schwarzenbek/Lauenburg. Wie Restaurantbesitzer, Kinobetreiber, Künstler und Freizeiteinrichtungen aus dem Herzogtum mit dem erneutem Shutdown umgehen.
Am gestrigen Donnerstag warteten viele Veranstalter noch auf die schriftliche Info des Kreises, obwohl den meisten schon klar war, dass ab Montag nichts mehr geht. Für Gastronomen bedeutet der erneute Shutdown einen herben Schlag: „Für Geschäftskunden bleibt das Hotel weiterhin geöffnet, das Restaurant aber wird geschlossen“, sagt Hans Schröder vom gleichnamigen Hotel in Schwarzenbek (Compestraße 6). Die wenigen Hotelgäste werde er selbst versorgen, seine sechs festangestellten Mitarbeiter werden in Kurzarbeit geschickt.
„Ein Essenlieferservice lohnt sich für uns nicht, anders als bei spezialisierten Anbietern“, sagt Schröder, das habe er bereits während des ersten Shutdowns im Frühjahr ausgerechnet. Zu den versprochenen Hilfen der Bundesregierung möchte Schröder noch nichts sagen: Er wisse nicht, wie diese ausgestaltet seien, ob es Abzüge gebe oder eine Nachversteuerung. Besonders bitter: Für Landgasthöfe wie Schröders Hotel zählt die Vorweihnachtszeit mit Weihnachtsfeiern zu den umsatzstärksten des Jahres.
Gastronomen hoffen auf 75 Prozentzusage der Bundesregierung
Auf die Bundeshilfen setzt auch Hans Storb vom Cafe+ in Geesthacht: „Wir haben uns an alle Vorgaben gehalten und sind schon verärgert, dass es uns jetzt wieder trifft.“ Auch er schickt seine sechs Aushilfen nach Hause, testet mit seiner Frau den Außerhausverkauf. „Wenn wir, wie es heißt, 75 Prozent der Erträge des Vorjahresmonats erstattet bekommen, können wir den Lockdown überstehen. Ich bin aber unsicher, ob es wirklich bei einem Monat bleibt. Und dann ist die Frage ja: Wie lange hält es der Staat durch.“
Auch bei Claudia Gnadl und Andreas Steinert aus der Lauenburger Musikkneipe GnaSteiners sitzt der Schock tief. „Wir haben uns wirklich an alles gehalten, was gefordert war, so wie die meisten unsere Kollegen auch. Viele von uns haben viel Geld investiert, um die geforderten Bedingungen zu schaffen“, sagt Claudia Gnadl. Sie glaubt nicht daran, dass sie im Dezember wieder öffnen dürfen. Um über die Runden zu kommen, hat die Wirtin mittlerweile zwei Nebenjobs angenommen.
Kino-Betreiberin aus Geesthacht ist sauer
Sauer ist auch Meike Peemöller, Geschäftsführerin des Kleinen Theaters Schillerstraße (KTS) in Geesthacht: „Das ist nicht mit Augenmaß. Ich kann genau sagen, wer vor vier Wochen beim Film ,Jim Knopf’ dabei war.“ Soll heißen: Im KTS habe man die Corona-Hausaufgaben gemacht. Regelmäßig wird alles desinfiziert, Schutz aus Plexiglas wurde aufgebaut, die Lüftungsanlage ist leistungsstark. „Ich bin in einer Info-Gruppe mit weiteren Kinobetreibern von Bayern bis Flensburg. Mir ist kein Fall bekannt, dass sich in einem Kino jemand infiziert hat“, sagt sie.
Bis Sonntag ist nun noch regulär geöffnet, zum 1. November muss das KTS schließen. Das gilt auch für das Kino Grimm in Schwarzenbek. „Ich muss zusehen, dass wir durchhalten, und das funktioniert nur, wenn wir alle Hilfen und Fördermittel auch erhalten“, sagt Frank Grimm. Wie Peemöller hofft er, im Dezember wieder öffnen zu können: Dann stehen zahlreiche Weihnachtsaufführungen für Schulklassen und Kitas auf dem Programm.
Vermutlich muss auch der Tierpark in Krüzen schließen
In Krüzen hofft Sandra Zeyn-Drewke, Juniorchefin des Tierparks, noch, dass sie nicht schließen muss. Die reguläre Winterpause würde erst am 15. Dezember beginnen. Was würde eine mögliche Schließung für den Park bedeuten? Zeyn-Drewke: „Die Leute, denen jetzt viele andere Freizeitaktivitäten, die in geschlossenen Räumen stattfinden, genommen werden, könnten dann auch nicht mehr zu uns kommen. Obwohl bei uns alles draußen stattfindet.“ Kreissprecher Tobias Frohnert sagte am gestrigen Donnerstag zum Thema Tierparks: „Es spricht einiges dafür, dass auch Tierparks als Anbieter von Freizeitaktivitäten von der Schließung betroffen sein werden.“ Die Unterscheidung drinnen oder draußen werde vermutlich keine Rolle spielen, so Frohnert: „Den Wortlaut der endgültigen Regelung kennen wir aber noch nicht, das müssen wir also zunächst abwarten.“
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Für Musikerin Karolin Broosch bedeutet der Shutdown ebenfalls das Ende aller Auftrittsmöglichkeiten. „Da keine Ansteckungsketten bei Kulturveranstaltungen nachgewiesen werden konnten, finde ich es sehr bedenklich, dass nun wieder ein kompletter Shutdown für Veranstaltungen beschlossen wurde“, sagt die Violinistin. Gerade November und Dezember seien finanziell sehr wichtige Monate für Musiker und Künstler, da es viele Weihnachtskonzerte und Winterveranstaltungen gäbe. Die gebürtige Schwarzenbekerin hatte seit Mai auf Gut Basthorst gemeinsam mit Milana von Ruffin die Konzertreihe „Musik ist systemrelevant“ organisiert. Das letzte Konzert vor der Winterpause mit Marie Diot am 7. November muss nun ausfallen.
Kirchen dürfen Gottesdienste feiern, aber nicht für Konzerte öffnen
Nicht betroffen vom Shutdown sind die Gottesdienste: Sie können unter den bisherigen Abstands- und Hygieneregeln weiterhin stattfinden. Nicht jedoch Konzerte: So wurde Mozarts „Requiem“ im Ratzeburger Dom am 14. November bereits abgesagt. Die Pandemie fordere einen langen Atem, so Bischöfin Kirsten Fehrs. Daher sei „hartnäckige Zukunftskraft“ gefragt – gerade wenn „die Corona-Nachrichten niederdrücken, wenn sie Existenzangst auslösen oder vielleicht einfach nur nerven“. Jetzt zähle Solidarität: „Denn Zuversicht verdoppelt sich, wenn wir sie teilen.“