Geesthacht. Große Überraschungen bei der jährlichen Vogel-Beobachtung auf der Elbe: Greifvögel, die auf der Roten Liste stehen, entdeckt.
Stets im Herbst beziehen die Mitglieder der Geesthachter Ortsgruppe des Nabu ihren alten Feldwagen, der beim Schilfgürtel vor der Sandbank Hachedesand abgestellt ist. Dort wird dann zwölf Stunden lang in Schichten à drei Stunden von 7 bis 19 Uhr Vögel festgehalten, welche Vögel sich in welcher Anzahl auf der Elbe und in der Marsch gezeigt haben.
Wurde die Ringelgans von einem Sturm an die Elbe geweht?
Am vergangenen Sonnabend erlebten die versierten Vogelbeobachter nun zweimal eine faustdicke Überraschung. Sie entdeckten gleich morgens eine im Binnenland extrem seltene Ringelgans. Diese Art ist selbst den Erinnerungen der älteren Vogelbeobachter über die Jahrzehnte erst drei Mal vor Ort gesehen worden.
Als dann gegen 11 Uhr auch noch eine Kornweihe über sie den Fluss hinweg segelte, war das Glück der Ornithologen perfekt. Dieser Greifvogel steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten ganz weit oben, ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Nur noch zehn Brutpaare gebe es, die meisten auf den Nordsee-Inseln, teilt der Nabu mit.
Im Binnenland hat der Greifvogel nichts verloren
Wo der Greifvogel herkommt, können sich die Ornithologen nicht erklären, wie es die Ringelgans an die Elbe vor Geesthacht verschlagen hat, da gibt es eine Vermutung. Die Vögel sind auf Salzwiesen angewiesen, wie es sie an der Nordsee gibt. Folglich halten sie sich ihr ganzes Leben lang am Meer auf. Im Binnenland haben sie absolut nichts verloren. Dr. Friedhelm Ringe vermutet, dass die Gans nicht freiwillig an der Elbe gelandet ist, vermutlich hat sie ein Nordwest-Sturm von der Nordsee hierhergeweht. Sollte die Gans nicht zurückfinden, drohen ihr womöglich gesundheitliche Schäden. Denn das Gras in der Marsch auf Höhe des Hachedesandes ist kein Salzgras, das sie zur Ernährung benötigt.
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Weitere Highlights waren ein Seeadler, der die Elbe von niedersächsischer Richtung herüberflog und – ein paar Nummern kleiner als der gefiederte Jäger – ein Bartmeisenpaar, das im Schilf herumzappelte. Die sehen die Naturschützer auch nicht jeden Tag.
- Diese Vögel haben die Naturschützer binnen zwölf Stunden gesehen:
Spitzenreiter waren Blässgänse und Weißwangengänse mit jeweils 500. Es gab 400 Graugänse sowie jeweils 200 Kormorane und Reiherenten zu sehen. An weiteren Entenvögeln zeigten sich 20 Schellenten, zehn Krickenten, fünf Stockenten, drei Pfeifenten sowie je eine Kolben- und Tafelente. Die Stare sind auch immer noch im Land, gezählt wurden 100 Exemplare sowie 50 Kiebitze. An Möwenarten gab es 70 Lachmöwen, 22 Silbermöwen und fünf Mantelmöwen. Seltene Besucher waren auf Fluss und Wiese ein Zwergtaucher, zwei Silberreiher, sieben Brachvögel, drei Gänsesäger, ein Kolkrabe, ein Mäusebussard, zwei Ringeltauben, ein Buntspecht, ein Grünspecht und zwei Turmfalken.