Friedrichsruh. Sie hatte ein großes Herz, war bodenständig und kreativ. Die Trauer über den Tod von Elisabeth Fürstin von Bismarck ist groß. Ein Nachruf.

Mit seiner orange-schwarzen Zeichnung ist der Monarchfalter ein besonders auffallender Schmetterling. Der Edelfalter war der Liebling von Elisabeth Fürstin von Bismarck, weil er jeden Herbst bis zu 3600 Kilometer – von Nordamerika bis Mexiko – weit wandert. „Diese außergewöhnliche Wanderverhalten hat die Fürstin beeindruckt“, sagt Linda Roelcke.

Elisabeth Fürstin von Bismarck hat nun selbst ihre letzte Reise angetreten. Sie ist in der Nacht zum Sonntag „nach langer schwerer Krankheit und nach einem bewegten Leben verstorben“, wie die Familie offiziell bestätigt. „Die Fürstin war eine sehr eindrucksvolle Persönlichkeit“, sagt Linda Roelcke. Die 47-jährige Bergedorferin führt als Geschäftsführerin des Gartens der Schmetterlinge fort, was Elisabeth Fürstin von Bismarck als Herzensprojekt 1985 begonnen hat, als sie diesen inmitten des Sachsenwaldes und direkt neben dem fürstlichen Schloss gründete. Schon die Mutter von Linda Roelcke, Hildegard Roelcke, hatte mehr als 30 Jahre lang für die Fürstin gearbeitet.

Elisabeth Fürstin von Bismarck und Hildegard Roelcke
Elisabeth Fürstin von Bismarck und Hildegard Roelcke © Rutke | Stephanie Rutke

Tod von Elisabeth Fürstin von Bismarck – Fahnen in Friedrichsruh wehen auf Halbmast

Hier in Friedrichsruh wehen jetzt die Fahnen auf Halbmast. Im Eingangsbereich des Gartens der Schmetterlinge steht ein Foto der verstorbenen Fürstin. Anfang 2001 erkrankte Elisabeth von Bismarck an einem Lungenemphysem. „Die fortschleichende Krankheit ließ sich nicht kurieren. Elisabeth von Bismarck erlag ihrem Leiden im Beisein und im Kreis ihrer Familie“, heißt es aus dem Hause Bismarck.

Am morgigen Sonnabend wird die Fürstin neben ihrem Mann Fürst Ferdinand von Bismarck in Friedrichsruh im engsten Familienkreis beigesetzt. Mit 88 Jahren war der Fürst im Juli 2019 verstorben, 59 Jahre haben die beiden gemeinsam und Seite an Seite viele Höhen und Tiefen durchgestanden. Innerhalb der Bismarcks-Clans kam es immer wieder zu Streitigkeiten, die teils auch öffentlich ausgetragen wurden.

Eine öffentliche Trauerfeier ist nicht geplant. Dafür soll der Garten der Schmetterlinge am Tag der Beerdigung geöffnet sein, „um das Lebenswerk der Fürstin zu huldigen“, sagt Linda Roelcke.

Schlimmer Schicksalsschlag: Fürst und Fürstin verlieren ihren Sohn Eduard

21 Jahre jung war Elisabeth, als sie ihren späteren Mann in Belgien kennenlernte. Der arbeitete damals für die „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft”, einen Vorläufer der EU. Elisabeth selbst kam aus gutem Haus, wurde als Comtesse Elisabeth Philippine Roberte Clementine Marie Ghislaine Lippens in Brüssel als zweites von vier Kindern geboren. Den französischen Akzent wird sie ihr Leben lang beibehalten.

Zusammen lebt die junge Familie zunächst in Zürich, dann in Belgien. Anfang der 70er Jahre zog sie in den Norden Deutschlands, zuerst in den Ort Rotenbek bei Grande, 1980 dann nach Friedrichsruh. Hier gestaltet die Fürstin die Gewächshäuser des einstigen Kanzlers Otto von Bismarck zum „Garten der Schmetterlinge” um und etabliert ein beliebtes Ausflugsziel für alle Altersgruppen. Bis heute zählt der öffentliche Garten mehr als drei Millionen Besucher.

Die Fürstin hinterlässt drei Kinder, die beiden Söhne Carl-Eduard und Gregor sowie die Tochter Vanessa. 2007 erleben die Fürstin und der Fürst das wohl Schlimmste, was Eltern widerfahren kann: Sie verlieren ihren Sohn Gottfried, der mit nur 44 Jahren in London starb.

Fürstin hatte ein großes Herz und veröffentlichte ein Kinderbuch

Nun trauern die Kinder um ihre Mutter. „Sie war eine schöne, wundervolle, künstlerische, kreative, freiheitsliebende und manchmal exzentrische Frau. Ich liebe dich!“, hat sich Tochter Vanessa, Marketing-, PR- und Strategieberaterin, von ihrer Mutter in einem Instagram-Post verabschiedet.

Fürstin Elisabeth von Bismarck inmitten von Schülerinnen und Schülern der Aumühler Schule
Fürstin Elisabeth von Bismarck inmitten von Schülerinnen und Schülern der Aumühler Schule © Stephanie Rutke | Rutke

Ihre künstlerische und kreative Ader hat die Fürstin auf verschiedene Arten ausgelebt: Sie hat gemalt sowie Märchen, Hörspiele und ein Kinderbuch geschrieben. Vor elf Jahren hat sie das Kinderbuch „Der Talisman“ veröffentlicht. Auf 484 Seiten entführt sie darin die jungen Leser in die zauberhafte Welt des Jungen Yasha. Die Idee zur Geschichte kam der Fürstin, als sie 1990 eine Kinderkrebsstation am Universitätsklinikum Düsseldorf besuchte. Sie sei damals beeindruckt von der Tapferkeit der kleinen Mädchen und Jungen gewesen, erzählte sie im Interview mit unserer Redaktion und versprach beim Abschied, sich etwas Spannendes gegen die große Langeweile im Krankenhaus auszudenken – und sie hielt Wort. Über mehrere Jahre hinweg dachte sie sich Geschichten für die schwer kranken Kinder aus, die vom NDR vertont und als Kassetten an 25 Krankenhäuser weitergegeben wurden.

„Die Fürstin hatte ein großes Herz und setzte sich für andere, vor allem für Kinder, ein. Sie war einfach toll. Wir werden sie sehr vermissen“, sagt Dirk Rosenkranz. Bis zum Schluss stand der 57-jährige Bergedorfer als Vorsitzender der Deutschen Muskelschwundhilfe in engem Austausch mit der Fürstin. Die Fürstin war Jahrzehnte Schirmherrin des Vereins und half seit 1985, dass die nicht heilbare Erkrankung bekannter wird und Betroffene Hilfe erfahren. Vor drei Jahren, als bei ihr die Kräfte mehr und mehr schwanden, hat Hamburgs erste Bürgermeister Peter Tschentscher die Schirmherrschaft übernommen. Die Fürstin aber blieb Ehrenschirmherrin auf Lebenszeit.

Fürstin gab sich kämpferisch und bodenständig

Die Muskelschwundhilfe hat ihren Sitz in Hamburg und hat im Logo einen Schmetterling. Denn der symbolisiert Leichtigkeit. „Leichtigkeit, die den Betroffenen abhanden gekommen ist und die wir ihnen ein Stückweit zurückgeben wollen“, sagt Dirk Rosenkranz.

Fürstin Elisabeth von Bismarck mit Dirk Rosenkranz, Vorsitzender Deutsche Muskelschwundhilfe
Fürstin Elisabeth von Bismarck mit Dirk Rosenkranz, Vorsitzender Deutsche Muskelschwundhilfe © BGZ | Anne Strickstrock

Ein Anliegen, das die Fürstin unterstützte und für das sie viel getan hat. Sie hat mit dem damaligen Vorsitzenden, dem Harburger Joachim Friedrich, den „Ball Papillon“ ins Leben gerufen und für den guten Zweck ihre guten Kontakte in die High-Society-und Adelsszene spielen lassen und so jede Mengen Spenden eingeworben – auch durch die Versteigerung ihrer Ballkleider.

Die teils exzentrischen Kleider waren genauso legendär wie ihre Reden an den Abenden. „Sie hat kein Blatt vor den Mund genommen und kämpferisch den Pflegenotstand angeprangert“, erinnert sich Rosenkranz. Die kämpferische Art muss sie von ihrer Mutter geerbt haben, die als eine der ersten Frauen, als Pilotin ein Flugzeug steuerte. Vom Vater, einem namhaften Ornithologen, hatte sie die Liebe zur Natur geerbt.

Trotz ihres herausragenden sozialen Stellung war die Fürstin nicht abgehoben, „sondern sehr bodenständig und sich nicht zu schade, auch mal das Unkraut im Besuchsgarten zu zupfen“, sagt Linda Roelcke.

Elisabeth Fürstin von Bismarck hatte Humor – ihr Lachen glich einem Glucksen

Zudem hatte sie einen wunderbaren Humor. Ihr Lachen war legendär. „Das klang wie Glucksen“, sagt Rosenkranz. Kein Wunder, dass sich die Fürstin mit dem legendären NDR-Moderator Carlo von Tiedemann gut verstanden hat. Der ist dafür bekannt, immer einen lustigen Spruch auf den Lippen zu haben. „Sie bleibt der wunderbarste Schmetterling, nicht nur in Deutschland“, sagt Carlo von Tiedemann zum Tod der Fürstin.

Der Moderator und die Fürstin kannten sich von ihrem Engagement für die Muskelschwundhilfe. Als der Verein im vergangenen August sein 40-jähriges Bestehen feierte, war es selbstverständlich, dass das Fest im Schmetterlingsgarten in Friedrichsruh ausgerichtet wurde. Die Fürstin war da schon zu schwach, um daran teilzunehmen. Stattdessen sprang Sohn Gregor von Bismarck ein. „Ihr Vermächtnis wird weiterleben, nicht zuletzt in unseren Herzen. Und es wird uns als Inspiration dienen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen“, sagt Gregor von Bismarck im Namen seiner Familie.

Die Familie bittet in dieser Zeit der Trauer um Rücksichtnahme und Respekt für die Privatsphäre. Von Blumensendungen bitten sie abzusehen, Spenden für die Stiftung „Muskelschwund-Hilfe e.V.” seien sehr willkommen.