Aumühle. Ohne Strom und Internet – die Lage in der Ukraine spitzt sich zu. Jetzt startet der 17. Hilfstransport aus Aumühle. Einer folgt noch.

Die Walkie Talkies sind bestellt und werden am Freitag, 17. November, vom Paketboten in den Bauhof von Aumühle gebracht. Hier werden die Hilfsgüter gelagert, die mit dem nächsten Hilfstransport aus Aumühle am Sonnabend, 18. November, Richtung Ukraine starten. Doch nicht Kinder werden mit den Geräten auf der Straße spielen, sondern Ärzte und Schwestern sollen sich damit über Flure und Krankenzimmer verständigen – im 1200 Kilometer entfernten Kinderkrankenhaus in Lviv im Westen der Ukraine.

Hilfstransport aus Aumühle organisiert der Verein Gemeinsam Gutes tun

Denn in Teilen der Großstadt mit rund 730.000 Einwohnern ist am Dienstag nach Bombenangriffen durch die russische Armee der Strom ausgefallen. Auch im Kinderkrankenhaus Western Ukrainian Specialized Children’s Medical Centre. „Hier ist Chaos. Wir sind ohne Strom und Internet. Wir brauchen dringend Kerzen, Streichhölzer und Walkie Talkies“, schreibt die junge Ärztin Vita Volotschtschuk auf Englisch via Kurznachricht an Kerstin Kleenworth. Sofort setzt die Aumühlerin alle Hebel in Bewegung und organisiert auf die Schnelle das dringend Benötigte.

Die 54-Jährige ist Vorsitzende des Hilfsvereins „Gemeinsam Gutes tun – Komm“ und steht in engem Austausch mit den Krankenhausmitarbeitern. Die Ärztin hatte am Dienstag ein Video mitgeschickt. Zu sehen ist nichts. Alles ist dunkel. Zu hören sind aber die Bombeneinschläge und die Stimmen von verängstigten Menschen.

Unterstützung hat mit den Kriegsmonaten nachgelassen

„Unsagbar, was die Menschen dort aushalten müssen. Unfassbar, dass die Infrastruktur durch die russische Armee absichtlich zerstört wird“, sagt Kleenworth, die sich nichts sehnlicher als Frieden für das Land wünscht. Doch weil der so schnell nicht kommen wird, wie sie realistisch einschätzt, will sie weiter Hilfsgüter in die Ukraine schicken – und setzt auf die Hilfsbereitschaft der Menschen in Aumühle und Umgebung.

Gerade anfangs, kurz nach Kriegsbeginn, wurde sie mit Sach- und Geldspenden quasi überhäuft. „Das hat mit den Kriegsmonaten ein wenig nachgelassen“, sagt Kleenworth.

Es ist der 17. Hilfstransport, der am Sonnabend startet. „Dass es so viele werden, hätte ich nie gedacht“, sagt sie. Für ihr großes Engagement wurde sie in diesem Jahr mit dem Bergedorfer Bürgerpreis ausgezeichnet. Ein Großteil des Preisgeldes in Höhe von 3000 Euro ist bereits in den Kauf von Medikamenten geflossen, die neben Schlafsäcken, Decken, Winterkleidung und Schuhe bei der Hilfslieferung an Bord sind.

Kinderkrankenhaus Wilhelmstift unterstützt Aumühler Hilfsverein

Letztere haben die 800 Mitarbeiter des katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift in Hamburg gespendet. Kleenworth engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich für das Krankenhaus und war ganz gerührt über die vielen Kartons, die sie zusammen mit Dennis Kropp, Aumühler Bauhofchef und Vereinsmitgründer, ihrem Sohn Vincent und Max Grabbe abholen konnte.

Maike Hinrichs, Sprecherin vom Krankenhaus, hingegen wusste gleich, dass sie auf ihre Kollegen zählen kann: „Wir wissen genau, was Bedürftigkeit heißt. Wir waren direkt an der Flüchtlingskrise 2015 dran, haben sehr viele Familien betreut“, sagt Hinrichs.

Das Wilhelmstift steht hinter dem Engagement von Kerstin Kleenworth, insbesondere seitdem es die direkte Verbindung zum Lviver Kinderkrankenhaus gibt. „So wissen wir, dass die Güter wirklich da ankommen, wo sie sollen“, sagt Hinrichs.

Der 18. Hilfstransport aus Aumühle ist bereits geplant

Dafür sorgen diesmal auch die beiden anderen erwachsenen Kinder von Kerstin Kleenworth. Ihre Tochter Emmy und ihr Sohn Nicolas werden einen der vollgeladenen Kleintransporter nach Warschau bringen. Wer noch Schlafsäcke, Decken, warme, saubere und gut erhaltene Winterkleidung in allen Größen, Kerzen, Streichhölzer und Walkie Talkies samt Batterien abzugeben hat, kann das noch bis Freitagnachmittag, 14 Uhr, auf dem Gelände des Bauhofs in Aumühle (Bergstraße 9). Gebraucht werden auch immer Babymilchpulver sowie Hygieneartikel für Kinder und Erwachsene. Letztere werden auch an geflüchtete Ukrainer in Reinbek verteilt.

Wem das zu kurzfristig ist: Mitte Dezember startet der 18. und letzte Transport in diesem Jahr. Die Kinder der Aumühler Grundschule packen dafür schon fleißig Schuhkartons mit Weihnachtsgeschenken für die Kinder im ukrainischen Krankenhaus. Damit es möglichst viele Kartons werden, „freuen wir uns über weitere Mitstreiter und viele Kartons mit Puzzeln, Spielen, Stiften und Zeichenblocks“, sagt Kleenworth. Wer die Arbeit scheut, aber dennoch helfen will, darf gern spenden an den Verein Gemeinsam Gutes tun- komm! e.V. (GGtk e.V.). Die IBAN ist: DE75 2005 0550 1502 3994 78, BIC: HASPDEHHXXX. Spendenbescheinigungen werden ausgestellt. Dafür muss der Spender die Adresse angeben.