Aumühle. Seit Jahren kämpfen sie für ein eigenes Heim in Aumühle. Grundstück und Baugenehmigung gibt es mittlerweile. Dann kam Corona.

Naturverbundenheit, Nachhaltigkeit und das Wissen um Flora und Fauna: Für Pfadfinderinnen und Pfadfinder sind das nicht nur leere Schlagworte der Klimaschutzbewegung seit Greta Thunberg, sondern seit mehr als 100 Jahre gelebte Liebe zur Natur. Auch den Stamm Sachsenwald gibt es in Aumühle schon seit 1978, eigene Räume hatte er allerdings nie.

Um dies zu ändern, hatten Malte Rosenthal und Ole Schultz 2014 mit Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Dieter Giese und des einstigen Sparkassendirektor Rolf Czerwinski eigens einen Förderverein gegründet. „Wir waren ganz mutig und haben gesagt, wir versuchen, ein eigenes Heim für die Pfadfinder zu bauen“, erzählt Ole Schultz. „Von den Kosten hatten wir allerdings keine Ahnung und haben erst einmal mit 100.000 Euro kalkuliert.“

Die Pfadfinder vom Stamm Sachsenwald haben 80 Mitglieder

Zwei große Gruppenräume, damit sich auch zwei der vielen Gruppen gleichzeitig treffen können, Sanitärräume, eine Küche und ein Abstellraum für die Zelte und Materialien: mehr Ansprüche haben die Pfadfinderinnen und Pfadfinder nicht. Der Förderverein soll das Heim tragen und verwalten. Denn der Stamm Sachsenwald, konfessions- und parteilos, ist der einzige Pfadfinderstamm im Kreis Herzogtum Lauenburg und hat entsprechend viele Mitglieder aus der gesamten Region: Mit 80 Mitgliedern ist er sogar einer der größten Stämme Norddeutschlands.

Die Planung des Projekts haben die beiden ehemaligen Pfadfinder als Vorstand des Fördervereins durch einige Krisen gesteuert. Die haben die Kosten mittlerweile auf 380.000 Euro hoch getrieben. Deshalb haben die Pfadfinder über den Landesverband der Pfadfinderinnen und Pfadfinder einen Zuschuss des Kreises beantragt. Über die Förderung in Höhe von gut 76.000 Euro entscheidet der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am Donnerstag, 27. Oktober.

Lange nach geeignetem Grundstück für das Pfadfinderheim gesucht

Denn 2014 begann ein scheinbar endloser Kampf: Zuerst sollten die Pfadfinder nahe dem Reitstall Biß eine neue Heimat finden. Doch der Boden in der Nähe der Bahngleise war kontaminiert. Da die gemeindeeigenen Grundstücke begrenzt sind, die Aumühle den Pfadfindern überlassen könnte, dauerte es bis 2015, bis das aktuelle Grundstück gefunden war. „Wir haben lange gesucht, aber da waren wir fast froh, dass die Pläne mit dem ersten Grundstück gescheitert waren“, verrät Ole Schultz, Vize des Vereins. „Denn das aktuelle Grundstück ist so viel besser.“ Es liegt direkt zwischen Kindergarten, Sportplatz und Grundschule.

Doch während der Umgestaltung des Schulgeländes kam es 2018 zum Streit mit den Anwohnern, die Folge war, dass der Bebauungsplan neu aufgelegt werden musste. „Das hat leider unsere Baugenehmigung erheblich herausgezögert“, erzählt der erste Vorsitzende Malte Rosenthal. „Der Anwohnerstreit hat uns zwei Jahre gekostet – und dann kam Corona. Die Pandemie ließ die Baukosten von 270.000 auf 380.000 Euro klettern.“

Gemeinde Aumühle hat Förderung in Höhe von 150.000 Euro zugesagt

Die Baugenehmigung lag endlich im März 2021 vor. Während der Zwangspause versuchten die beiden Ehrenamtlichen, Sponsoren und Förderer zu gewinnen und jonglierten permanent mit Anträgen, Bewilligungsbescheiden und Fristen. Die AktivRegion schied als Geldgeber schließlich aus, weil die Förderperiode ausläuft. Damit entfielen 60.000 Euro.

Dankbar ist der Stamm nun dafür, dass die Gemeinde Aumühle eine Förderung in Höhe von 150.000 Euro zugesagt hat, vom Land könnten bis zu 25.500 Euro kommen. An Spenden haben die Ehrenamtlichen bisher 49.000 Euro akquirieren können, beispielsweise über die virtuelle Spendenmauer unter www.stamm-sachsenwald.de/steinspenden. Dort können Sponsoren einzelne Mauersteine im Wert von 1 bis 400 Euro zugunsten des Pfadfinderheims erstehen.

Die Preisexplosion in der Baubranche hat sich bisher so ausgewirkt, dass nur zwei der Bauunternehmen, mit denen Malte Rosenthal im Kontakt war, Angebote angekündigt haben. „Spenden sind uns also weiterhin willkommen“, sagt er. Die Pfadfinder hoffen jetzt auf den Kreis, der in seiner Förderrichtlinie für den Bau von Jugendeinrichtungen zehn bis 30 Prozent an Zuschüssen zusagt.