Geesthacht. 100 Jahre Stadtrecht Geesthacht: Beim Empfang am Buntenskamp gab es verblüffende Rückblicke, süße Geschenke und Überraschungen.
Am Wochenende starten die Feiern zur Verleihung der Stadtrechte an Geesthacht vor 100 Jahren mit vielen Veranstaltungen im Festzelt auf dem Menzer-Werft-Platz in die ganz heiße Phase. Die Ouvertüre fand mit einem Empfang am Donnerstagabend, 13. Juni, in der Turnhalle der Schule Buntenskamp statt.
So kam die alte Halle, die deutlich älter als das Stadtrecht ist – die Schule wurde 1887 erbaut – noch einmal zu großen Ehren. Der Ratssaal wäre zu klein gewesen, um alle Stuhlreihen für die gut 100 geladenen Gäste nebst Bühnenprogramm zu fassen, und an weiteren größeren Sälen ist die Stadt nicht reich gesegnet.
Stadtjubiläum startet mit einem Empfang und Überraschungen
„Vor 51 Jahren bin ich hier eingeschult worden“, erzählte Bürgermeister Olaf Schulze Vera Cordes. Die NDR-Moderatorin führte durch den Abend und konnte mit einer entsprechenden Anekdote gegenhalten. „Ich habe in dieser Halle vor 50 Jahren Bocksprünge gemacht“, berichtete sie. Auch sie ist in Geesthacht aufgewachsen, mittlerweile lebt sie in Dassendorf. „Ich finde, Geesthacht ist nicht zu klein und nicht zu groß“, meinte Vera Cordes.
So launig ging es weiter, Sonntagsreden wurden eher nicht geschwungen. Vier Redebeiträge skizzierten noch einmal kurzweilig, wie Geesthacht wurde, was es ist. Historiker Ortwin Pelc, Stadtarchivar Jan Klußman, Bürgermeister Olaf Schulze und Gleichstellungsbeauftragte Anja Nowatzky – mit einem Blick auf Geesthachts bedeutende Frauen – beleuchteten die Entwicklung der Stadt vom zeitlichen Vorfeld der Stadtwerdung bis in die heutigen Zeiten.
Verleihung der Stadtrechte ließ die Menschen vor 100 Jahren kalt
Manche Fakten, die sie vortrugen, überraschten. So, dass nach dem Ersten Weltkrieg diskutiert wurde, einen schmalen Elbestaat entlang des Flusses zu gründen von Geesthacht bis Cuxhaven. Die Stadt an der Elbmündung war denn 1924 eine der wenigen Gratulanten, das Schreiben in den Archiven ist noch erhalten. „Die Verleihung der Stadtrechte war damals unspektakulär, selbst Glückwünsche hat es kaum gegeben“, erzählte Jan Klußman. Es waren schlechte Zeiten, die Menschen hatten andere Sorgen.
Für die Auffrischung zwischen den Wortbeiträgen sorgten Showteile. Jens Gutzmann, bekannt auch als Fledermaus-Experte der Nabu-Ortsgruppe, spielte Klarinette und sorgte mal solo, mal zusammen mit Sängerin Lena Inter und Pianist Andreas Kandler für jazzig-swingende Musik zwischen den Vorträgen. Auch Lena Inter ist gebürtige Geesthachterin.
Zwei ehemalige Bürgermeister und ein Stadtrat unter den Gästen
Unter den Gästen waren zwei, die jeweils selbst als Verwaltungschefs die Geschicke der Stadt ein paar Jahre lang maßgeblich mitgestaltet haben. In Reihe zwei hörten die ehemaligen Bürgermeister Karsten Ebel (1982-1988) und Volker Manow (2009-2016), der direkte Amtsvorgänger von Olaf Schulze, konzentriert zu. Der aktuelle Amtsinhaber erwähnte beide in seinem Vortrag, als er die Entwicklung der Bergedorfer Straße hin zur heutigen Shoppingmeile skizzierte.
Noch viel weiter zurück in Sachen Leitung des Ortes kann Ilse Timm den Bogen schlagen. Die Mäzenin (unter anderem „Hilfe für das schwerkranke Kind“) saß neben Joachim Wilczek und Jörg Zimmer von der Bürgerstiftung Danke Geesthacht und erzählt unserer Redaktion einen nur wenig bekannten Fakt aus ihrer Familienhistorie. „Louis Haberland, der letzte Gemeindevorsteher, bevor Geesthacht 1924 zur Stadt wurde, war mein Urgroßvater“, berichtet sie.
Allererste Sahne: Schwarzenbek gratulierte mit einem riesigen Kuchen
Ein weiterer ehemaliger Spitzenmitarbeiter des Rathauses unterbrach für den Empfang eine Seereise. Georg Miebach, Vorgänger von Melanie Grimm-Meyer auf dem Posten des Ersten Stadtrates, hatte auf einem Stuhl an der Seite Platz genommen. Er komme just aus Kiel, erzählte er. Georg Miebach lebt nach dem Ausscheiden aus dem Amt vor zwei Jahren seinen Traum, und der heißt Segeln. Nach dem Intermezzo in Geesthacht geht es wieder aufs Meer und dann gen Norden.
Da hatte Roman Larisch die deutlich kürzere Anreise. Schwarzenbeks stellvertretender Bürgervorsteher überreichte Olaf Schulze auf der Bühne einen großen Kuchen, der bei der Bäckerei Gräper bestellt worden war. „Schwarzenbek gratuliert zum 100.“, stand in Schokoschrift auf Marzipan-Bannern.
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Ein offenes Rätsel soll gelöst werden
Das führt gedanklich zu einem auch nach all den Jahrzehnten als Stadt weiter offenen Punkt in Geesthacht. „Die Flaggen-Frage – die haben wir immer noch“, berichtete Olaf Schulze seinen Gästen. „Sie ist in diesem Jahr wieder aufgeploppt. Ob wir weiß-rot so nehmen dürfen? Ob wir das Schild so nehmen dürfen? Wir haben eine Petition hierzu gehabt. Wir werden uns jetzt mit dem Land auseinandersetzen, ob wir dann auch unser Wappen rechtmäßig frühen dürfen und wie es aussehen darf.“
Die Chancen stehen gut, dass die Lösungen dieser historischen Rätsel in der Ansprache eines Bürgermeisters bei der 200-Jahr-Feier Erwähnung finden werden.