André Herbst. Gängige Praxis schreckt ab, statt dringend benötigtes Personal zu gewinnen. Zum Glück setzt langsam ein Umdenken ein.

Ob Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege oder für die Tätigkeit in Kitas. Wie wichtig diese Arbeit jeweils ist, darüber war angesichts wachsender Personalnot relativ leicht Einigkeit zu erzielen. Erheblich länger hat es gedauert, erste richtige Schlüsse zu ziehen.

Wie Bedeutung und Wertschätzung übereinander gebracht werden können, gestaltete sich schon erheblich schwieriger. Immerhin haben viele Verantwortliche inzwischen verstanden, dass es niemandem hilft, wenn viele Krankenpfleger und Altenpflegerinnen nach wenigen Jahren im Beruf das Weite suchen. Weil sie sich schlecht bezahlt sehen und weil sie sich der aktuell steigenden Belastung, die Personalnot mit sich bringt, nicht gewachsen fühlen. Und um ihre eigene Gesundheit fürchten.

Erzieherinnen-Ausbildung: „Lehrgeld“ ist der falsche Weg

In der Kinderbetreuung hat man sich noch länger Zeit gelassen. Auf der einen Seite Kitas auszubauen und neue zu errichten, auf der anderen Seite ein Ausbildungssystem fortzuschreiben, das den dringend benötigten Nachwuchs abschreckt, war hochgradig kontraproduktiv.

Und ist es in Teilen bis heute. Erinnert es doch an ferne Zeiten. Seit dem Mittelalter war es in Deutschland über Jahrhunderte üblich, dass im Handwerk Lehrlinge nicht entlohnt wurden, sondern dass ihre Familien für die Ausbildung an den jeweiligen Meister zahlten. Daher der Begriff „Lehrgeld“.

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Dass diese Praxis für Erzieher in die Neuzeit überführt wurde, nährt Zweifel, dass wirklich alle verstanden haben, worum es geht. Um qualifiziertes und ausreichendes Personal. Man möchte den Verantwortlichen zurufen: Schön, dass Ihr aufwacht: Willkommen im 21. Jahrhundert.