Geesthacht. Die Kirchenbänke von St. Salvatoris waren mit 100 Menschen gut besetzt. Vor der Kirche gab es originelle Maschinen zu bewundern.
Traditionell ist die Sankt-Salvatoris-Kirche am Himmelfahrtstag das Ziel vieler Biker. Die Kradfahrer starteten in Geesthacht zum 20. Mal mit einem Motorrad-Gottesdienst (MoGo) in die Saison. Zum Feiertag steuerten Hunderte PS die historische Fachwerkkirche an.
Motorrad-Gottesdienst lockt Biker aus der Region
„Erfinder“ Gunnar Penning, der als motorradbegeisterter Pastor diesen besonderen Gottesdienst im Jahr 2002 ins Leben rief, war erstmalig nicht dabei. Der Seelsorger ging 2021 in den Ruhestand. Zu „seinem“ MoGo düste er auf seiner Honda NC 750 X Automatik vergangenes Jahr von seinem neuen Wohnort Fehmarn nach Geesthacht. Dieses Mal kam ein Schwedenurlaub dazwischen.
Mit dem Gottesdienst bitten die Kradfahrer um eine unfallfreie Saison, sie gedenken aber auch Bikern, die bei Unfällen getötet oder schwer verletzt wurden. Die Motorrad Interessengemeinschaft „Buddies Member“ überreichte Pastorin Saskia Offermann 100 Euro, die an eine bedürftige Person aus der Kirchengemeinde gehen sollen. Rund 50 Motorräder parkten dieses Mal vor dem Gotteshaus. Die Kirchenbänke waren mit gut 100 Menschen dicht besetzt.
Pastorin Offermann setzt Tradition ihres Vorgängers fort
Die unbequemste Anfahrt hatte vermutlich Marco Ziegler. Der 1,80 Meter große Zollbeamte war mit einem sogenannten Monkey-Bike-Nachbau von Mölln angereist. Das Besondere an dem „Affenrad“: Es ist ein Motorrad im Miniformat mit Straßenzulassung. „Vom Boden aus gemessen ist es wohl 75 Zentimeter hoch“, sagt der Möllner. „Bequem ist was anderes, den Rücken merkt man am meisten.“
Warum fährt er dann so ein Zweirad? „Ich wollte etwas haben, was nicht jeder hat“, verrät der 37-Jährige. Seit drei Jahren düst er mit dem 8 PS starken Bike mit bis zu Tempo 90 über die Straßen. Verhältnismäßig günstig ist es auch in der Anschaffung gewesen. Rund 1900 Euro hat er für die frisch vom Band gerollte 125-er bezahlt. Der Junggeselle parkt das Mini-Bike zusammen mit seiner Honda CB 650 (Baujahr 1982) im heimischen Wohnzimmer.
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Monkey-Bike parkt im Wohnzimmer
Aufsehen erregte auch Karl von Bülow (68). Der Bergedorfer ist mit einer Maschine Marke Eigenbau gekommen. „Nur Motor und Rahmen sind original, den Rest habe ich mir zusammengesucht“, berichtet der Maschinenschlosser, der viele Jahre bei Airbus beschäftigt war. Rund 5000 Euro hat er investiert. Als die Maschine zusammengesetzt war, musste er zum Baurat. Dort wurde alles eingetragen und zugelassen. Rahmen und BMW-Motor sind Baujahr 1955. Zusammengebaut hat von Bülow das schmucke Krad vor etwa 15 Jahren.
Motorrad-Konvoi durch das Herzogtum
Der schallgedämpfte Auspuff seiner petrolfarbenen Maschine wird wegen seiner Form Fishtail (Fischschwanz) übersetzt, ist üblicherweise an Harley Davidsons verbaut. „Das ist fast Leichenfledderei, was du da betreibst“, scherzte ein Biker. Die darauf folgende Fachsimpelei wurde erst mit Beginn des Gottesdienstes unterbrochen. Nach dem Gottesdienst startete ein Motorrad-Konvoi. Die Strecke führte wie immer durch das Lauenburgische.