Schwarzenbek. Der Stadtjugendpfleger hofft, dass Graffiti als Kunst wahrgenommen wird und Vandalismus zurückgeht. Was auf der Fläche erlaubt ist.
Gerade als Sven Kaulbars für das abschließende Foto eine Spraydose aus seinem Turnbeutel zieht, fährt ein Streifenwagen um die Ecke. „Da wird man gleich ein bisschen nervös“, sagt Schwarzenbeks Stadtjugendpfleger. Dabei besteht gar kein Grund zur Nervosität. Die lange Garagenrückwand, vor der Kaulbars die Spraydose zückt, soll nach den Vorstellungen der Stadt zur Graffiti-Freifläche werden. Sie liegt am Ortsausgang der Stadt an der Ecke Kollower Straße/Gülzower Straße. Das Sprayen soll dort bald legal sein.
An der Rückseite der Garage zur Kollower Straße und der Seite zum angrenzenden Parkplatz dürfen Kinder und Jugendliche ab dem 3. Mai Graffiti hinterlassen. Möglich machen das Kaulbars, der niedrigschwellige Angebote schaffen möchte, und auch Bürgervorsteher Roman Larisch, der den Kontakt zum Eigentümer des Garagenkomplexes hergestellt hat. Wie Sven Kaulbars berichtet, habe es dort immer mal wieder Schmierereien gegeben. „Der Eigentümer erhofft sich dadurch auch, dass dort dann nicht mehr geschmiert wird“, sagt der Stadtjugendpfleger.
Neue Graffiti-Wand in Schwarzenbek – Start mit Workshop am 3. Mai
Die Stadt hat eine ähnliche Motivation, möchte erreichen, das es weniger illegale Spraywerke an anderen Stellen Schwarzenbeks gibt. „In anderen Städten wie Buxtehude und Kiel, wo es solche Projekte gibt, hat das gut funktioniert“, sagt Kaulbars. Zwar habe er nicht die Illusion, dass illegale Tags und Graffiti komplett aus dem Stadtbild verschwinden werden, doch zumindest weniger Werke, die die Mitarbeiter des Bauhofs immer wieder entfernen müssen, scheinen möglich: „Ich bin sehr gespannt, wie sich das entwickelt.“
Die Graffitifreifläche an der Kollower Straße möchte Sven Kaulbars mit einem Workshop am Freitag, 3. Mai, einweihen. Den Workshop wird der Künstler Marlo Klinnert aus Ratzeburg anleiten. Er ist auf zehn Teilnehmende im Alter von zwölf bis 18 Jahren begrenzt. „Die Teilnahme ist natürlich kostenfrei, alle benötigten Materialien wie Spraydosen und Atemschutz werden gestellt“, berichtet Kaulbars. Eine Anmeldefrist gibt es nicht. Sollten alle zehn Plätze belegt sein, sich aber weitere interessierte Kinder und Jugendliche melden, soll es weitere Angebote geben.
Rassismus und Sexismus werden auf der Graffiti-Wand nicht geduldet
Auch wenn jetzt schon bekannt ist, dass die Fläche genutzt werden darf, appelliert er an die Sprayer in der Stadt, noch ein bisschen die Finger ruhig zu halten. Die Fläche wurde gerade frisch mit weißer Farbe gestrichen und soll nicht schon vor dem Workshop bemalt werden. Wichtig ist Sven Kaulbars auch, dass keine menschenverachtenden Parolen geschmiert werden. „Wenn hier irgendwas Rassistisches oder Sexistisches getagt wird, ziehe ich persönlich mit der Malerrolle los und mache das weg“, sagt er.
An der Garagenwand will er ein Schild anbringen lassen, auf dem die Spielregeln stehen. Denn er wisse auch, dass manche Bürgerinnen und Bürger Graffiti kritisch gegenüber seien. Die Freifläche sei deshalb auch eine Chance, Graffiti als Kunst zu zeigen.
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Sollte das Angebot an der Kollower Straße gut angenommen werden, sollen weitere Flächen in der Stadt folgen. Kaulbars denkt da vor allem an den Container im Stadtpark und auch austauschbare Pressholzplatten. „Für den Container im Stadtpark habe ich den Wunsch, dass das thematisch zum Open Air passt“, so Kaulbars. Die OSB-Platten wolle er regelmäßig austauschen lassen. „Dann könnte der Bauhof sie einlagern und wir machen in ein oder zwei Jahren eine Ausstellung.“ Zwar hat der Stadtjugendpfleger auch den Wunsch, an Brücken legal sprayen zu können, dies sei aber komplizierter, da die Brücken zu unterschiedlichen Trägern wie dem LBV.SH gehören.