Müssen. Sie schützen vor Sonne und Wind und geben Tieren Lebensraum. Wie auch Privatleute von Unterstützung profitieren können.
Hinter dem Louisenhof rauscht der Verkehr über die Bundesstraße nach Lauenburg. Die Felder, die sich zwischen Schnellstraße und dem Ort Müssen erstrecken, sind über viele Hundert Meter einsehbar. Für Wildtiere sind das alles andere als optimale Bedingungen. Doch auf einem kleinen Wall, der dort in den letzten Monaten aufgeschüttet wurde, tut sich etwas. Dort soll in den kommenden Jahren eine neuer Knick entstehen. „Knicks sind nämlich aus Sicht des Naturschutz die wichtigsten Biotope für Wildtiere“, sagt Volker Rudolph, Leiter des Fachdienstes Naturschutz im Kreis Herzogtum Lauenburg.
Doch die Knicklandschaft ist auch im Kreisgebiet in den letzten Jahrzehnten beständig zurückgegangen. „In den Nachkriegsjahren musste viel Ackerland für die hungrige Bevölkerung geschaffen werden. Dem sind die Knicks zum Opfer gefallen“, sagt Rudolph. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es im Kreis Herzogtum Lauenburg rund 6000 Kilometer Knicks. Heute sind es nur noch 4000 Kilometer. „Dieses Projekt ist also auch ein Zeichen gegen den historischen Trend“, so Rudolph. Das sei für Wildtiere dramatisch, da Knicks eine Transitfunktion zukommt. Sind diese mit Bäumen und Büschen bewachsen, dienen sie nicht nur als Verstecke, sondern auch als Verbindungsstraßen.
Pflanzen müssen vor Wildtieren geschützt werden
Dabei sind die Biotope sowohl für Tiere wie Rehwild als auch für Kleinstlebewesen wichtig. „Insgesamt sind die Knicks Lebensraum für mehrere Tausend Tier- und Pflanzenarten“, sagt Rudolph. Insekten finden in den Sträuchern Unterschlupf und dienen auch Mäusen als Nahrungsquelle. Wild wiederum kann in den Knicks fressen und trägt so die Samen weiter.
Bei der Pflanzung wird darauf geachtet, dass Bäume und Sträucher zur sonstigen Flora in der Umgebung passt. „Dabei werden die Pflanzen in zusammenhängenden Gruppen angelegt, damit sie nicht direkt mit anderen Arten konkurrieren“, erklärt der Umweltschützer. Jetzt in der Anfangsphase wird noch ein Zaun Wildtiere davon abhalten, von den jungen Pflanzen zu futtern. Später, wenn der Zaun entfernt ist, wird der Knick regelmäßig beschnitten. So können die Pflanzen zur Seite sprießen und würden dadurch dichter werden.
Ausgleichsgelder für Windkraftanlagen oder Stromtrassen
Mit Blick auf den Louisenhof bietet sich der Standort für das Anlegen neuer Knicks an. „Wir haben es hier mit einem Bio-Betrieb zu tun“, erklärt Rudolph. Für die Angestellten des Hofs spendet die Wallanlage zudem Schutz vor Sonne und auch vor Wind.
Finanziert werden neue Knicks mit Ausgleichsgeldern, die beim Bau von Windkrafträdern oder auch Stromtrassen fällig werden. „So soll der Eingriff in die Natur kompensiert werden“, erklärt Rudolph. Allerdings müssen die Eigentümer von privaten und auch öffentlichen Flächen diese Gelder auch beantragen. „Sonst ärgern sich die Leute am Ende, dass etwas Schönes in Plön oder Ostholstein entsteht, aber nicht bei uns in Lauenburg“, sagt der Naturschützer.
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Anträge für das Knickschutzprogramm des Kreises im Jahr 2024 können noch bis zum 30. November gestellt werden. Die Antragsformulare und weitere Informationen sind auf der Seite www.kreis-rz.de erhältlich. Der Fachdienst Naturschutz steht für eine Beratung unter 04541/888477 oder rudolph@kreis-rz.de.