Schwarzenbek. Wie soll das Leben im Amt Schwarzenbek-Land in Zukunft aussehen? Gemeinsam sollen Projekte vorangebracht werden.

Erfreut über die große Bürgerbeteiligung sei er gewesen, sagt Ralf Spinngieß. „Das waren sehr lebhafte Veranstaltungen, die wir bisher hatten“, findet er. Der leitende Verwaltungsbeamte des Amtes Schwarzenbek-Land treibt gemeinsam mit Amtsvorsteher Wolfgang Schmahl das Amtsentwicklungskonzept voran. Ziel ist, gemeinsam mit den 19 Gemeinden im Amtsgebiet verschiedene Themengebiete voranzubringen. „Die Bürgergespräche bilden dafür das Grundgerüst“, sagt Spinngieß.

Im Mittelpunkt des Konzeptes stehen Themen wie Klima und Energie, Siedlungsentwicklung und die soziale Infrastruktur. „Wir haben gemerkt, dass den Bürgern gerade das Thema Energie sehr wichtig ist“, meint der Verwaltungsbeamte. Daher sei es durchaus möglich, dass Amt und Gemeinden einen gemeinsamen Förderantrag stellen, um den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. „Da geht es zunächst um Photovoltaikanlagen auf Freiflächen und auf Dächern“, so Spinngieß.

Innenverdichtung statt Neubau auf der grünen Wiese

Aber auch wohnungsbauliche Maßnahmen und die Gewerbeentwicklung sind im Amtsentwicklungskonzept vorgesehen. „Die Nahversorgung ist da immer ein ganz wichtiges Thema“, berichtet er. Bei der Erschließung von neuem Wohnraum seien Amt und Gemeinden bemüht, für eine Innenverdichtung zu sorgen. „Wir wollen nicht, dass außen auf der grünen Wiese gebaut wird“, so Spinngieß.

Ganz ähnlich sieht das Groves Bürgermeister Wolfgang Weber. „Bei uns im Dorf gibt es mehrere stillgelegte Bauernhöfe“, berichtet er. Die Grundstücke könne man nutzen, um neues Bauland zu schaffen, aber auch eine Restaurierung der Höfe sei möglich. Da die Höfe aber in der Nähe anderer, noch aktiver landwirtschaftlicher Betriebe liegen, sei es aktuell nicht erlaubt, hier neue Wohnhäuser zu errichten. „An den Gesetzen kann das Amt auch nichts ändern“, sagt Weber. „Aber ich erhoffe mir im Rahmen des Konzeptes Vorschläge, wie man die Flächen alternativ nutzen kann.“

Medizinische Versorgung Älterer ist wichtig

Auch für das Dorfgemeinschaftshaus wünscht sich Weber Unterstützung. „Das ist für uns als Gemeinde ein sehr wichtiger Ort“, sagt der Bürgermeister. Das Gemeinschaftshaus in Grove sei aber schon 70 Jahre alt und müsste dringend saniert werden. Um dies auch energetisch auf den neuesten Stand zu bringen, könnten Fördergelder im Rahmen des Amtsentwicklungskonzeptes genutzt werden.

In die gleiche Kerbe schlagen Hamfeldes Bürgermeister Jürgen Spriestersbach und Karen Jodies, Bürgermeisterin der kleinen Gemeinde Mühlenrade. Beide verweisen darauf, dass die aktuellen Dorfgemeinschaftshäuser nicht mehr zeitgemäß seien. „Das jetzige Gebäude entspricht nicht mehr den Vorgaben der gesetzlichen Unfallversicherung und ist nicht erweiterbar“, sagt Jürgen Spriestersbach. Auch hier hofft man auf Förderung durch das Dorf- und Amtsentwicklungskonzept.

Bei der Realisierung eines weiteren Kindergartens in Hamfelde unterstützen

Dauerthema ist für Karen Jodies auch die Wohnsituation von älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern. „Wir wissen ja, wie schwierig es ist, einen Pflegeplatz zu bekommen“, sagt sie. Ebenso schlecht sei die Situation der medizinischen Versorgung. „Durch eine gemeindeübergreifende Zusammenarbeit ist vielleicht eine Verbesserung möglich“, hofft sie. In Hamfelde hingegen gehe es vermehrt um junge Familien. Jürgen Spriestersbach hofft, dass das Amt bei der Realisierung eines weiteren Kindergartens unterstützen kann.

Ganz unterschiedlich schätzen die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister die Verkehrssituation in ihren Gemeinden ein. Keinen großen Bedarf, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen, sieht Groves Bürgermeister Wolfgang Weber. „Die Leute bei uns im Dorf haben eigentlich alle ein Auto“, sagt er.

Amtsentwicklungskonzept auf zehn bis 15 Jahre ausgelegt

Karen Jodies hingegen hält einen enger getakteten Fahrplan für notwendig. „Wir haben einen Schulbus und sonst nur eine Buslinie, die alle zwei Stunden zwischen Trittau und Mölln fährt.“ Auch Jürgen Spriestersbach hofft, dass sich durch das Amtsentwicklungskonzept etwas in Sachen Nahverkehr tut. Eine Busverbindung nach Trittau und zur S-Bahn Aumühle haben für ihn Priorität.

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Wie Ralf Spinngieß betont, seien die Bürgergespräche im Oktober erst der Startschuss für das Amtsentwicklungskonzept gewesen. Dass Maßnahmen konkret formuliert werden, sei dieses Jahr nicht zu erwarten. „Wir planen, dass wir im ersten Quartal 2024 erste Beschlüsse verabschieden können“, sagt er. Ohnehin sei das Amtsentwicklungskonzept eher langfristig angelegt. Zehn, vielleicht auch 15 Jahre solle dies in die Zukunft weisen.