Schwarzenbek. Wenn sich der Verkehr auf der Hamburger Straße staut, nutzen viele die schmale 30er-Zone. Warum Google Maps daran nicht unschuldig ist.
Eigentlich sitzt Nicole Schikowski gerne mit ihren Kindern im Garten zwischen Kaninchen, Schaukel und Trampolin. Doch dort an der Straße Am Hainholz will nicht mehr so recht Ruhe einkehren. Die 30er-Zone, die parallel zur Hamburger Straße in Schwarzenbek verläuft und in die Gülzower Straße mündet, gleicht einer Hauptverkehrsader. Mitunter brausten weit über 100 Autos in einer halben Stunde durch die schmale Straße. „Für uns ist das inzwischen kaum noch zu ertragen“, sagt Nicole Schikowski.
Nebenstraße wird von Google Maps als schnellste Route angezeigt
Grund dafür, dass derart viele Fahrzeuge durch die Straße fahren, ist nach Einschätzung von Nicole Schikowski eine fehlerhafte Ampeleinstellung an der Kreuzung Hamburger Straße/Gülzower Straße. Häufig entstehe so ein Stau von mehreren Hundert Metern. „Zu Hauptverkehrszeiten stehen die Autos bis nach Brunstorf“, sagt sie. Doch nicht nur Ortskundige fahren durch den Hainholz, um die lange Schlange an der Ampel zu umgehen. Auch viele Lkw und Wohnwagengespanne quetschten sich durch die schmale Straße. Denn: Staut es sich wieder, zeigt Google Maps die 30er-Zone als schnellste Route ins Schwarzenbeker Zentrum an.
Wie Ordnungsamtsleiterin Petra Scheerer erklärt, haben Ordnungsamt, Verkehrsaufsicht und Polizei bereits verschiedene Lösungen eruiert. Die Ampelschaltung sei immer wieder angepasst worden. „Aktuell haben wir da wohl die optimale Lösung“, sagt sie. Dennoch sei ihr bewusst, dass die Verkehrslage rund um die Straße für die Anwohner frustrierend ist. „Die Möglichkeiten, auf die Situation zu reagieren, sind aber begrenzt“, sagt sie.
Anliegerweg, Blumenkübel oder doch Bodenwellen?
Nicole Schikowski und ihre Nachbarinnen Cornelia Riebandt und Angelika Eschmann halten es dennoch für zwingend notwendig, dass in der Straße etwas passiert. Die aktuelle Situation sei nämlich besonders für Kinder und Rentner gefährlich, da auch der Fußgängerweg zu schmal sei. „Inzwischen lasse ich meine Kinder gar nicht mehr alleine zum Spielplatz laufen“, sagt Nicole Schikowski.
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Während die Mutter Blumenkübel zur Verkehrsberuhigung sinnvoll fände, bevorzugt Angelika Eschmann Bodenwellen, die Autofahrer zum Bremsen zwingen. Auch die Möglichkeit, die Straße nur Anliegern zugänglich zu machen, stößt auf positive Resonanz. Aber: All diese Maßnahmen müssten sowohl baulich als auch rechtlich bewertet werden. „Angeordnet werden kann eine Maßnahme nur, wenn sie zwingend erforderlich ist und auch etwas bringt“, sagt Petra Scheerer. Dass die Wahrnehmung, wann etwas zwingend erforderlich ist, durchaus unterschiedlich sein kann, wisse sie aber auch.
200 Fahrzeuge in 30 Minuten
Um ihr Anliegen zu untermauern, hat Nicole Schikowski in den letzten Wochen immer wieder zu verschiedenen Zeitpunkten gezählt, wie viele Autos an ihrem Haus vorbeifahren. Häufig seien es mehr als hundert in einer halben Stunde. Einen Spitzenwert habe sie am Donnerstag, 21. September, gemessen. „Zwischen 15.15 und 15.45 Uhr sind hier 200 Autos in 30 Minuten durchgefahren. Das sind 6,66 pro Minuten“, rechnet sie vor. Dabei berücksichtigten viele Autofahrer das Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde nicht.
Petra Scheerer vom Ordnungsamt sagt, dass bereits zu verschiedenen Zeitpunkten sowohl das Aufkommen als auch die Geschwindigkeit des Durchgangsverkehrs gemessen wurde. Dabei sei es nicht zu signifikant hohen Werten gekommen. „Die Messungen haben nicht widergespiegelt, wie der Verkehr von den Anwohnern empfunden wurde“, sagt sie. Dennoch habe auch sie beobachtet, dass der Verkehr sukzessive gestiegen sei.
Nicole Schikowski kämpft bereits seit mehreren Jahren dafür, dass wieder Ruhe in der Straße einkehrt und zeigt einen dicken Ordner mit Schriftverkehr. Sie sagt auch, dass sie eigentlich das Gefühl habe, dass ihr Anliegen auf offene Ohren stößt bei der Verwaltung. Dennoch müsse langsam mal etwas passieren. Ordnungsamtsleiterin Petra Scheerer betont, dass man sich aktuell wieder in Gesprächen mit unterschiedlichen Behörden befinde. „Ich hoffe, dass wir in der Sache dieses Jahr noch weiterkommen, da wir das sehr ernst nehmen.“ Ob es dieses Jahr aber auch noch Maßnahmen gebe, sei aktuell noch nicht zu sagen.