Schwarzenbek. Alle Gottesdienste in Schwarzenbek fallen coronabedingt aus. Deswegen hat der Kirchenmusiket in diesem Jahr Zeit für seine Familie.
Markus Götze zieht seit 2003 alle Register an der Kirchenorgel in St. Franziskus in Schwarzenbek. Doch am heutigen Heiligabend hat er (fast) frei. Gottesdienste fallen aus, es gibt nur Online-Angebote und die St. Franziskus-Kirche an der Compestraße ist nur von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Parallel dazu findet gleich gegenüber der Wochenmarkt auf dem Ritter-Wulf-Platz statt.
Für den studierten Kirchenmusiker eine vergleichsweise entspannte Angelegenheit. Denn eigentlich waren für Heiligabend fünf Gottesdienste in der St. Franziskus-Kirche und im evangelischen Familienzentrum am Verbrüderungsring vorgesehen — der übliche Konzertmarathon halt, den der gebürtige Hamburger schon seit langer Zeit kennt.
Kantor aus Schwarzenbek feiert keine Express-Weihnachten
Erst ganz kurzfristig zum vergangenen Wochenende hat Pastor Andreas Schöer die Andachten schweren Herzens abgesagt. Denn ohnehin hätte es jeweils nur einen begrenzten Teilnehmerkreis von maximal 50 Gläubigen gegeben. Damit hätten 250 Menschen die Andachten besuchen können. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 1900. Als Ausgleich bietet die Nordkirche Online-Gottesdienste an.
Für Markus Götze ist der Weihnachtsstress keine Ausnahme. Bereits in seinem Studium hat der 48-Jährige Jobs als Kirchenmusiker gehabt und Heiligabend war logischerweise ein Tag mit vollem Programm. „Ich habe 1994 zuletzt in Ruhe mit meinen Eltern und meinem Bruder besinnlich Weinachten gefeiert“, sagt der Wahl-Schwarzenbeker.
Weihnachtsessen ist in diesem Jahr eine Überraschung
Seit Markus Götze in Schwarzenbek tätig ist, kommen die Eltern Heiligabend in die Europastadt und feiern zwischen zwei Gottesdiensten mit ihrem Sohn „Express-Weihnachten“. „Es gibt ein leckeres, schnell zubereitetes Essen, ein festes Gericht haben wir nicht. Mit der ganzen Familie feiern wir sonst am ersten oder zweiten Weihnachtstag“, berichtet der Kirchenmusiker.
Das ist dieses Jahr anders. Götze wird an Heiligabend voraussichtlich von 10 bis 12 Uhr in der St. Franziskus-Kirche sein und Weihnachtslieder spielen. Danach geht es zu den Eltern und zu seinem Bruder nach Hamburg — erstmals seit 26 Jahren. „Was es zu essen gibt, weiß ich nicht. Das soll eine Überraschung sein“, so Götze.
Götze hat bereits im Januar mit den Proben begonnen
Insgesamt war es ein ungewöhnliches Jahr für den gebürtigen Hamburger, der mit Wehmut auf den vierten Advent zurückblickt. Seit langem stimmt er die Schwarzenbeker zu diesem Termin mit einem großen Werk auf Weihnachten ein. Vergangenes Jahr war es das Weihnachtsoratorium „Preiset den Herrn“ von Brahms mit den Sätzen 1 bis 3. Diesmal wollte er die Sätze 4 bis 6 mit 50 Musikern aufführen.
Mit den Proben hatte er bereits im Januar begonnen, dann ruhten sie wegen des ersten Lockdowns. Ohnehin haben die Kirchturmspatzen, die Kantorei, der Posaunenchor, der Jugendchor und die Schwarzenbeker Liedertafel von 1843 wegen der Pandemie kaum proben können. „Ich hoffe sehr, dass das im nächsten Jahr wieder möglich sein wird. Ich habe teilweise Einzelunterricht mit den Musikern gemacht“, so Götze.
Markus Götze wurde 1972 in Hamburg geboren. Im Fach Klavier nahm er erfolgreich am Wettbewerb "Jugend musiziert" teil. Nach dem Abitur studierte er Musik und Chemie für das Lehramt an Realschulen. Daran schloss sich ein Kirchenmusikstudium in Lübeck an, das Götze mit Diplom abschloss.