Neu Wulmstorf. Neues Leben auf einem ehemaligen Skandal-Areal: Das passiert aktuell auf dem Gelände des Bankrott-Fleischfabrikanten Schwarz Cranz.
Neues Leben auf einem ehemaligen Skandal-Areal: Dort, wo einst das Betriebsgrundstück des bankrottgegangenen Fleischfabrikanten Schwarz Cranz lag, entsteht jetzt mit schnellen Schritten eine große Logistikimmobilie. Der international agierende Industrieimmobilien-Konzern Segro hat auf dem ehemaligen Areal von Schwarz Cranz – bis zur Pleite Neu Wulmstorfs größter Arbeitgeber – den ersten Spatenstich für die neue Logistikimmobilie gefeiert. Der Gemeinde Neu Wulmstorf ist damit eine große Last von den Schultern genommen worden, denn die Zukunft der vier Hektar große Gewerbefläche mitten im Neu Wulmstorfer Gewerbegebiet war lange ungewiss.
Neu Wulmstorfs Bürgermeister Tobias Handtke ist erleichtert
Entsprechend froh ist Bürgermeister Tobias Handtke über die Weiterentwicklung des Areals, auf dem das Unternehmen Schwarz Cranz zuletzt nur noch für negative Schlagzeilen gesorgt hatte. „Ich freue mich über die Fortschritte von Segro. Das architektonisch und ökologisch nachhaltige Konzept sorgt für einen spannenden wirtschaftlichen Aufschwung auf einer ehemaligen Brachfläche in Neu Wulmstorf“, sagte Handtke.
Bei der Schwarz Cranz-Pleite verloren 550 Mitarbeiter ihren Job
Mit der Schwarz-Cranz-Pleite hatten 550 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des seinerzeit größten Arbeitgebers in der Gemeinde ihren Job verloren. Im Herbst 2020 hatte das Unternehmen Insolvenz angemeldet - viel zu spät, wie der zuständige Insolvenzverwalter im Nachgang feststellte. Als Gründe für die Pleite wurden damals Kostensteigerungen im Einkauf, Mehraufwand wegen Corona und die verzögerte Auszahlung eines Kredits aufgeführt. Doch auch zuvor war Schwarz Cranz bereits mehrfach wegen des Umgangs mit Leiharbeitern und der Corona-Pandemie, wegen Bakterien in der Produktion, teils verdorbener Waren sowie Betriebsdurchsuchungen in die Schlagzeilen geraten.
Grundstück ist vier Hektar groß und bietet viel Platz
Segro hatte das ehemalige Betriebsgelände von Schwarz Cranz zwei Jahre nach der Insolvenz im Sommer 2022 erworben und die darauf befindlichen Gebäude komplett abgerissen. Große Teile der teils gut erhaltenen Ausstattung spendete das Unternehmen an örtliche Einrichtungen und Vereine. Jetzt macht der Blick über die Baustelle, auf der bereits große Geschäftigkeit herrscht, eindrücklich klar, wie riesig das Grundstück an der Justus-von-Liebig-Straße ist.
Segro wird dort das neue „Segro Logistics Centre“ bauen, das rund 22.000 Quadratmeter Logistikfläche umfassen soll. Die Fläche kann in zwei Einheiten unterteilt werden und soll bis Anfang 2025 fertiggestellt sein.
Erste Logistikimmobilie mit Tragwerk aus Holz
Laut Segro handelt es sich bei dem Neubau um die erste Logistikimmobilie des Unternehmens und auch in ganz Norddeutschland mit einem kompletten Tragwerk aus Holz. Durch die Holzbauweise könne bis zu 14 Prozent der für den Bau benötigten CO²-Emissionen im Vergleich zur konventionellen Bauweise eingespart werden, teilt Segro mit. Die Logistikimmobilie weise zudem eine Reihe weiterer Nachhaltigkeitsmerkmale auf. So soll es den späteren Nutzern möglich sein, den durch die PV-Anlagen auf dem Dach gewonnen Grünstrom direkt selbst zu verwenden.
PV-Anlagen sollen Grünen Strom liefern
Insgesamt soll die PV-Anlage nach Angaben des Bauherren eine Kapazität von 1,96 Megawatt Peak aufweisen. Für die Beheizung der Hallen- und Büroflächen werde ein nachhaltiges Wärmepumpensystem eingesetzt. Insgesamt strebe Segro für das Areal eine hohe Nachhaltigkeitszertifizierung an. „Das bedeutet, dass die Immobilie einen positiven Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten wird“, teilt der Konzern dem Abendblatt mit. Mit dem Aufstellen von Bienenstöcken, Insektenhotels und Nisthöhlen für heimische Vögel wolle Segro zudem die Biodiversität vor Ort fördern.
Bauweise soll 14 Prozent CO²-Emissionen einsparen
„Dieses Projekt ist ein großartiges Beispiel dafür, wie wir kontinuierlich nach Möglichkeiten suchen, um die Kohlenstoff-Emissionen unserer Projektentwicklungen zu reduzieren – sowohl durch den Bau der Struktur aus Holz anstelle von Stahl als auch durch Investitionen in erneuerbare Energien, um den zukünftigen Nutzern zu helfen, ihre eigenen Emissionen im Betrieb zu reduzieren“, sagt Segro-Manager Julian Kux. Alles gehe gut voran: „Mit dem Spatenstich befinden wir uns perfekt im Zeitplan, um die Baumaßnahmen wie geplant im ersten Quartal 2025 abzuschließen“, so der Leiter der Immobilienentwicklung Deutschland.
Logistikflächen gehen in die Vermietung. Segro gehört zu den großen Playern der Branche
Bei dem Projekt habe sich Segro für eine spekulative Entwicklung der Flächen entschieden: „Weil wir angesichts der guten Lage und unseres Flächenkonzepts äußerst zuversichtlich sind, auf ein größeres Interesse bei potenziellen Nutzern zu stoßen“, sagt Kux mit Blick über die „gute Erreichbarkeit“ der neuen Logistikimmobilie: „Die A1 ist über die Bundesstraße 73 in wenigen Minuten zu erreichen und darüber hinaus soll in wenigen Kilometern Entfernung ein Anschluss an die A 26 geschaffen werden.“
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Als börsennotiertes britisches Unternehmen soll Segro in insgesamt zehn europäischen Ländern über sechs Millionen Quadratmeter Mietfläche mit einem Wert von 8,9 Milliarden Euro besitzen und verwalten und ist nach eigenen Angaben zudem Dienstleister für Kunden aus den verschiedensten Branchen. In Deutschland ist Segro seit 1974 aktiv und verfügt hier laut Unternehmen über ein Immobilienvermögen in Höhe von 3,4 Milliarden Euro. Die im Besitz von Segro befindlichen Immobilien liegen überwiegend in unmittelbarer Nähe zu Ballungsräumen und an wichtigen Verkehrsknotenpunkten.