Lüneburg. Neue Bahnstrecke soll die Hansestadt mit der Lüneburger Heide verbinden. Warum die Züge auch an der Universität halten.

Für die Studierenden und Mitarbeiter der Leuphana Universität in Lüneburg ist es eine gute Nachricht, ebenso für Ausflügler und Heide-Touristen, die ohne Auto ihr Urlaubsziel erreichen wollen: Die Uni soll einen eigenen Bahnhof erhalten, voraussichtlich ab 2028 halten hier Züge auf der Strecke zwischen der Hansestadt und der Lüneburger Heide.

Die Haltestelle soll im Zuge eines größeren Projekts entstehen: der Reaktivierung der alten Bahnstrecke Lüneburg – Soltau. Sie führt vom Bahnhof Lüneburg über Amelinghausen bis in die Heidestadt und ist eine von 25 Strecken in Niedersachsen, die auf Umsetzbarkeit geprüft werden. Zwar ist die Heidestrecke bereits vorgezogen worden, auch ihr muss jedoch eine ausreichende Wirtschaftlichkeit bescheinigt werden. Nur bei einem Nutzen-Kosten-Index, der deutlich über 1 liegt, gibt es die notwendige Förderung vom Bund.

Heide-Strecke zwischen Lüneburg und Soltau: Uni-Bahnhof soll viele Menschen erreichen

Für diese Einschätzung sind die geplanten Haltestellen ein wichtiger Punkt. Deshalb hat die Schieneninfrastruktur Ost-Niedersachsen GmbH (SinON) als Streckennetzbetreiber in Zusammenarbeit mit der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) und in Abstimmung mit der Stadt Lüneburg Empfehlungen erarbeitet, mit welchen Haltepunkten im Stadtgebiet möglichst viele Fahrgäste erreicht werden können.

Die Lüneburger Heide ist bei Urlaubern zum Wandern beliebt, bald soll sie noch besser per Bahn zu erreichen sein.
Die Lüneburger Heide ist bei Urlaubern zum Wandern beliebt, bald soll sie noch besser per Bahn zu erreichen sein. © Lüneburger Heide GmbH | Lüneburger Heide GmbH

Die Haltestelle „Universität Lüneburg“ ist dem Gremium zufolge ein vielversprechender Stopp auf der künftigen Bahnlinie, ebenso die Haltestelle „Bahnhof Rettmer“ am alten Bahnhof im noch etwas weiter südlich-westlich gelegenen Ortsteil. Als weitere Haltepunkte sind Melbeck und Amelinghausen vorgesehen.

Urlaub in der Lüneburger Heide: Bahn soll Heide-Shuttle ergänzen

Die Universität liegt am südlichen Rand der Stadt auf einem ehemaligen Kasernengelände. Zum Bahnhof sind es etwa zweieinhalb Kilometer. Bisher fahren Busse auf dieser Strecke, viele Studierende von außerhalb nutzen auch Stadträder oder eigene Fahrräder für die Fahrt zur Uni. Auf dieser sogenannten letzten Meile können die Pendler in Zukunft – wenn alles nach Plan läuft – auch die Bahn nehmen.

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Auch Touristen und Ausflügler dürften die reaktivierte Bahnstrecke nutzen und auf die notwendige Auslastung einzahlen. Wer von Lüneburg aus ohne Auto die Heide erreichen will, kann bisher in den Sommermonaten den Heide-Shuttle nutzen. Von Mitte Juni bis Mitte Oktober fahren die Busse auf verschiedenen Ringen durch die Region. Hin und wieder verkehren auch die historischen Züge des Heide-Express für Ausflugsfahrten.

Der Heide-Park lockt viele Touristen und Ausflügler nach Soltau.
Der Heide-Park lockt viele Touristen und Ausflügler nach Soltau. © Mark Sandten

Die Strecke Lüneburg – Amelinghausen – Soltau soll 2028 in Betrieb gehen, dies ist allerdings abhängig von den Umbaumaßnahmen der Deutschen Bahn am Lüneburger Bahnhof. Vom Bahnhof Lüneburg sollen die Züge künftig in 21 Minuten Amelinghausen erreichen, nach 49 Minuten wären die Fahrgäste in Soltau.

Die Universität zählt derzeit fast 10.000 Studierende, rund 1100 Menschen sind hier beschäftigt, zudem gibt es rund externe 500 Lehrbeauftragte. Knapp 40 Prozent der Studierenden haben ihren Wohnsitz, so Leuphana-Sprecher Henning Zühlsdorff, direkt in Lüneburg. Weitere rund 40 Prozent wohnen in Orten mit einem guten, stündlich getakteten Bahnanschluss und könnten von dem neuen Angebot eines Haltepunktes am Kurpark für ihren Weg zur Uni profitieren.

Universität begrüßt die Entscheidung für Haltepunkt der Bahn

„Wir unterstützen mit Nachdruck die Bemühungen um eine Reaktivierung der Bahnstrecke von Lüneburg nach Soltau und weiterer Bahnstrecken in der Region. Die Leuphana braucht dringend eine weiter verbesserte ÖPNV-Anbindung“, sagt Christian Brei, der hauptberufliche Vizepräsident der Universität.

Die Empfehlung, einen Haltepunkt an der Uelzener Straße einzurichten, halte man für die beste Entscheidung. Allerdings, so Brei: „Noch lieber wäre uns, wenn dieser Haltepunkt „Leuphana Universität Lüneburg“ benannt werden könnte, um die Sichtbarkeit und Erreichbarkeit der Universität im Interesse von Stadt und Region weiter zu verbessern.“

Bahnhof Universität: Strecke zwischen Lüneburg und Heide soll Pendlern und Touristen dienen

Geplant ist ein Stundentakt mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde. Mit dem Auto dauert die Fahrt derzeit etwa eine Stunde, mit der Bahn sind über Hannover mindestens eineinhalb Stunden.

Die Bahnstrecke wird bisher vor allem für Gütertransporte genutzt. Eine Reaktivierung wäre in vielerlei Hinsicht attraktiv, ist Jens Böther, Landrat im Landkreis Lüneburg überzeugt: „Die neuen Bahnverbindungen zwischen Heide und Elbe können für viele Menschen im Landkreis vorteilhaft sein – Berufspendler, Schüler, Touristen und Unternehmen, die ihre Güter umweltfreundlich auf der Schiene transportieren können.“

Bessere Bahnanbindung soll auch Wohnungsdruck in Lüneburg mildern

Im Rathaus der Stadt hätte man sich zwar weitere Haltepunkte gewünscht, doch auch die beiden nun empfohlenen Standorte böten ein großes Nutzerpotential und eine gute Erreichbarkeit für viele wichtige Einrichtungen, sagt Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch. „Die Anbindung der Leuphana Universität an den Bahnverkehr erhöht die Attraktivität des Universitätsstandortes und damit auch der Hansestadt.“

Kalisch sieht in der Bahnstrecke ein wichtiges Verkehrsprojekt mit mehreren Vorteilen: „Es entlastet die Stadt von Autos und Bussen, schafft eine Anbindung in die Fläche und hat das Potenzial, damit auch den vorhandenen Wohnungsdruck zu verteilen.“