Landkreis Lüneburg. Bahnstrecke durch die Lüneburger Heide wäre touristisches Highlight. Doch auch Pendler würden profitieren. Das ist der aktuelle Stand.
Für Eisenbahn-Romantiker in Norddeutschland ist dies eine der schönsten Strecken: durch die Lüneburger Heide mit dem Bummelzug von Buchholz bis Soltau, unter anderem durch das atemberaubende Büsenbachtal. Hinter Soltau geht die Strecke über Walsrode weiter nach Hannover.
Demnächst könnte man aber auch ein wenig im süßen Soltau verweilen und dann mit der nächsten Romantikbahn weiter fahren in die „Rote-Rosen“-Stadt Lüneburg.
Mit der Bahn von Lüneburg nach Soltau: Planungen werden konkreter
Wie kann eine verlässliche Bahnverbindung auf der vorhandenen Strecke zwischen Lüneburg, Amelinghausen und Soltau aussehen? Schon im September wurde erstmals öffentlich ein Betriebskonzept vorgestellt. In wenigen Jahren könnten Personen innerhalb von 21 Minuten mit dem Zug von Lüneburg nach Amelinghausen fahren, Soltau wäre von Lüneburg aus in 49 Minuten erreichbar. Derzeit muss man für die 60 Kilometer Luftlinie eineinhalb bis zwei Stunden und einen Umweg über Hannover einplanen.
Betrachtet wurden in der Machbarkeitsstudie die Verbindungen von Lüneburg nach Bleckede sowie von Lüneburg nach Amelinghausen bzw. die Weiterführung nach Soltau. Die Heide-Linie ist demnach vielversprechend, bei der Elbe-Strecke in Richtung Bleckede gibt es positive Ansätze. Wirtschaftlich ist laut Gutachten auf jeden Fall die kombinierte Reaktivierung beider Strecken. Am 25. Mai 2022 befasste sich der Mobilitätsausschuss öffentlich mit dem Gutachten, das dem Kreis seit dem 2. Mai 2022 vorlag und an das Land Niedersachsen weitergeleitet wurde.
Neue Bewertung wird sich für Strecke Lüneburg-Bleckede positiv auswirken
„Die Bahnstrecke über Amelinghausen nach Soltau erreicht einen sehr guten Nutzen-Kosten-Index – hier lohnt sich der Schienenverkehr“, sagt Landrat Jens Böther. Die Strecke nach Bleckede erzielt nach der aktuellen Bewertungsmethode hingegen einen Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) unter eins.
Jedoch ändert sich in diesem Jahr die maßgebliche „Standardisierte Berechnung“, die die Grundlage für den NKI ist. „Dies wird sich für die Strecke positiv auswirken. Da bleiben wir am Ball“, betont Jens Böther. „Außerdem haben die Gutachter die beiden Strecken in Kombination betrachtet: Gemeinsam erreichen sie durch Synergien einen NKI, der über eins liegt, und sind damit wirtschaftlich.“
Strecken werden aktuell noch für den Güterverkehr benutzt
Bei den Berechnungen berücksichtigte das Gutachter-Büro die Ist-Situation und die Auswirkungen einer Reaktivierung der bestehenden Bahnstrecken für den regulären Betrieb. Beide werden bis heute sporadisch für historische Bahnen bzw. Gütertransporte genutzt. Jens Böther betont: „Die neuen Bahnverbindungen zwischen Heide und Elbe können für viele Menschen im Landkreis vorteilhaft sein – Berufspendler, Schüler, Touristen und Unternehmen, die ihre Güter umweltfreundlich auf der Schiene transportieren können.“
Positive Signale für die Reaktivierung der Bahnstrecke Lüneburg-Bleckede: Verkehrsminister Olaf Lies gab bekannt, dass die Strecke in die zweite von vier Prüfungsstufen kommt und damit eventuell wieder für einen regelmäßigen Personenverkehr genutzt werden kann. Landrat Jens Böther äußerte sich zuversichtlich: „Ich freue mich riesig, dass die Strecke Lüneburg - Bleckede nach wie vor im Rennen ist und wir die nächste Runde erreicht haben. Dass das Land für diese Strecke nun in die weitere Prüfung geht, bestätigt auch die Ergebnisse unserer Machbarkeitsstudie.“
Aktivierung stillgelegter Strecken soll Schienennahverkehrt stärken
Das Land Niedersachsen möchte den Schienennahverkehr durch die Reaktivierung stillgelegter Strecken stärken. Der Landkreis Lüneburg und die betroffenen Gemeinden setzen sich seit Jahren dafür ein, dass die Strecken Lüneburg-Bleckede und Lüneburg-Soltau dazugehören. Die Strecke Lüneburg-Bleckede hat in der ersten Prüfungsstufe bereits vielversprechende Kriterien, wie das Verkehrspotenzial und den Investitionsaufwand, erfüllt.
Dies ist auch auf die vorherige Machbarkeitsstudie des Landkreises Lüneburg zurückzuführen, obwohl der ermittelte Nutzen-Kosten-Index unter 1,0 lag. In der kommenden Prüfungsstufe wird eine Nutzwertanalyse durchgeführt, bei der ein neues standardisiertes Bewertungsverfahren angewendet wird. Neue Kriterien, wie der Flächenverbrauch, die Daseinsvorsorge und die Reduktion von CO₂-Emissionen, werden ebenfalls berücksichtigt. Dies soll zu einem verbesserten Nutzen-Kosten-Wert führen.
Landrat Jens Böther hofft, dass nun wirklich Bewegung in die Reaktivierung kommt: „Wichtig ist, dass das Land die favorisierten Strecken tatsächlich auf den Weg bringt. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass auch die Menschen ein ordentliches Verkehrsangebot bekommen, für die das Deutschlandticket bislang noch keine Alternative zum Auto bietet und den ländlichen Raum besser anbinden. Für die Entwicklung unseres Landkreises wären zwei reaktivierte Strecken von Lüneburg Richtung Soltau und Bleckede ein Riesengewinn.“
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Die Planungen für die Strecke Lüneburg-Soltau sind bereits in einem weiter fortgeschrittenen Stadium. Auch hier setzt sich der Landkreis dafür ein, dass den Menschen in der Region zukünftig ein verbessertes Verkehrsangebot auf der Schiene angeboten werden kann.
Mit der Bahn durch die Lüneburger Heide: Per S-Bahn auch bis Soltau möglich
Diese Strecke käme auf einem Teil ihrer Länge übrigens einer Lüneburger S-Bahn-gleich: Mit zwei weiteren Haltepunkten zwischen Westbahnhof und Stadtgrenze wären die Leuphana-Universität sowie die Ortsteile Rettmer und Häcklingen per Schiene an die Stadtmitte angebunden.
Bislang sind für die Strecke ab Lüneburg-Westbahnhof fünf Haltepunkte vorgesehen: Lüneburg-Soltauer Straße, Lüneburg-Rettmer und -Häcklingen, Melbeck/Embsen, Amelinghausen und Soltau.