Rosengarten. Das „Horrorhaus“ in Rosengarten wird seinem Namen gerecht. Ein Einblick in die ehemalige Kurstätte und deren fragwürdige Geschichte.

Die Kulisse könnte einem Horrorfilm der üblen Sorte entspringen – doch sie ist echt und regt mit ihrer zweifelhaften Geschichte besonders stark die Gruselphantasie an: Die Rede ist vom früheren Hamburger Kinderheim an der Grenze zwischen Hamburg und der Gemeinde Rosengarten im Landkreis Harburg. Im Netz kursiert dieser verlassene Ort längst als „Spukhaus“ oder „Horrorhaus“. Und modert abgelegen Waldrand vor sich hin.

Wichtiger Hinweis der Redaktion: Das Gebäude ist nicht öffentlich zugänglich und zudem stark einsturzgefährdet und darf in keinem Fall betreten werden.

Schon oberflächlich betrachtet macht das frühere „Hamburger Kinderheim“ einen furchteinflößenden Eindruck. Zugewachsen, ramponiert und einsam im Wald gelegen, entpuppt sich das Gebäude im Inneren als besonders unheimliches Lost-Place-Exemplar. In Dreck, Scherben und Spinnweben gehüllte Flure, Durchreichen, Tresen und Stationszimmer zeugen hier vom früheren Kurbetrieb. Gruseliger Höhepunkt ist das albtraumhafte, mit schwarzem Ruß bedeckte Badezimmer, in dessen Ecke eine ranzige Wanne hervorschimmert.

Wirkt besonders unheimlich: Ein ausgebranntes Badezimmer mit schwarzen Wänden und Wanne.
Wirkt besonders unheimlich: Ein ausgebranntes Badezimmer mit schwarzen Wänden und Wanne.

Lost Place: Was ging im Hamburger Verschickungsheim vor sich?

Noch unbehaglicher fühlt sich, wer die Details zur Historie des einstigen „Erholungsheims“ kennt. So war Berichten zufolge die Kinderärztin Lotte Albers, die in der NS-Zeit an der Tötung von 14 behinderten Kindern im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort per Spritze beteiligt gewesen sein soll, in den Sechzigerjahren von ihrer Harburger Praxis aus als Heimärztin für die Klinik.*

Weitere Lost Places im Süden

Das Kinderheim gehörte in den Fünfziger- bis Siebzigerjahren zu den zweifelhaften Kureinrichtungen, in die Hamburger Kinder verschickt wurden. Dass die sogenannten „Verschickungskinder“ in Deutschland in vielen Fällen Qualen und Misshandlung anstelle von Erholung erfuhren, kam innerhalb der vergangenen Jahre immer weiter ans Licht der Öffentlichkeit. Die Geschehnisse vor Ort und insbesondere in den größeren Hamburger Häusern werden derzeit in einer großen Studie aufgearbeitet.*

Das Kurhaus für Kinder hatte etwa 30 Betten. Hier ist eine Durchreiche mit Tresen zum Flur zu sehen.
Das Kurhaus für Kinder hatte etwa 30 Betten. Hier ist eine Durchreiche mit Tresen zum Flur zu sehen.

Rosengarten: Darum verrottet das Millionen-Objekt

Was die einen abschreckt, elektrisiert die anderen. So ist das Gebäude bekannt und beliebt bei Lost-Place-Jägern. In Youtube-und TikTok-Videos führen sie durch die Ruine. Dabei spricht vieles dafür, sich davon fernzuhalten. Viele Fenster und Türen des Gebäudes sind mit Brettern vernagelt oder zugemauert, ein Bauzaun umgibt das dreigeschossige Haus. Das Dach ist an vielen Stellen eingefallen, kaum ein Fenster noch intakt. „Kein Eingang“ steht an der Frontseite des 1913 errichteten Gebäudes geschrieben. Ein Graffiti-Totenkopf mit bösem Blick an der Hauswand scheint vor dem Eintritt zu warnen.

Für weitere Eindrücke vom Spukhaus klicken Sie sich durch die Bildergalerie:

Bilder aus dem Spukhaus: Das verlassene Hamburger Kinderheim

Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
Das frühere Kinder- und Verschickungsheim steht seit mehr als 24 Jahre leer.
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Dabei sollte das einstige Millionen-Immobilienobjekt in bester Lage vor 20 Jahren eigentlich neu erblühen: 2003 wollte ein Betreiber hier ein Projekt für seniorengerechtes Wohnen umsetzen, scheiterte aber. Das Gebäude und der Anbau stehen leer, seitdem die Rudolf-Ballin-Stiftung Ende der 90er-Jahre den Kurbetrieb einstellte.

Aus der Hand der Stadt Hamburg gingen die Immobilie und das 7.500 Quadratmeter große Grundstück zunächst an den gescheiterten Investor und 2005 per Zwangsversteigerung an die Sparkasse Stade-Altes Land. Die FDP hatte das Gebäude 2015 vergeblich als Flüchtlingsunterkunft vorgeschlagen.

Weitere Lost Places

Neuer Besitzer ist unbekannt

Wie das Abendblatt erfuhr, hat das Kreditinstitut Gebäude und Grund mittlerweile wieder abgetreten. Der neue Eigentümer ist unbekannt. Die Gemeinde Rosengarten äußerte sich auf Nachfrage weder zu Besitzverhältnissen noch zu Plänen für das Objekt. Per Ratsbeschluss hatte die Gemeinde die Nutzung der Immobilie vor Jahren auf eine Verwendung als Alten-, Pflege- oder Seniorenwohnheim beschränkt.

Das dreistöckige Haupthaus und der Gang zum Anbau verfallen immer mehr. Die Natur holt sich das Gelände Stück für Stück zurück.
Das dreistöckige Haupthaus und der Gang zum Anbau verfallen immer mehr. Die Natur holt sich das Gelände Stück für Stück zurück.

Schmierereien und Zerstörung: Von der Klinik ist nicht mehr viel übrig

Ein verlassener Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint, ist das Spukhaus nicht. Im Gegenteil: Wind, Wetter und Vandalismus haben der Bausubstanz deutlich zugesetzt, sodass neben offensichtlichen Lücken im Dach bereits mehrere Zwischendecken eingestürzt sind. Sie liegen als Schutt gehäuft im Erdgeschoss. In anderen Räumen biegen sich zerborstenes Gebälk und Decke drohend in Richtung Boden. Fenster und Türen sind aus den Angeln gehoben und Wände eingerissen worden. Graffitis und Schmierereien zieren die Wände, wohin das Auge reicht.

Lange durchhalten werden das Haupthaus, der Anbau sowie der Verbindungstrakt zwischen den Gebäuden augenscheinlich nicht mehr.

Scherben, Schmiereien, Zerstörung – das ehemalige Millionenobjekt gammelt ungehindert vor sich hin.
Scherben, Schmiereien, Zerstörung – das ehemalige Millionenobjekt gammelt ungehindert vor sich hin.

* Im Jahr 2021 startete die Studie „Erfahrungen und Hintergründe der Verschickungskinder in den Einrichtungen des Vereins für Kinder- und Jugendgenesungsfürsorge und der Rudolf-Ballin-Stiftung Hamburg – 1945-1980“ im Auftrag der Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration Hamburg und der Rudolf-Ballin-Stiftung. Online verfügbar ist ein Zwischenbericht aus von Dezember 2021. Der Bericht greift auch die Verbindung der Kinderärztin Lotte Albers auf und verweist auf die Recherchen und das Buch „Kindermord im Krankenhaus“ (2021) des Journalisten Andreas Babel.