Buxtehude. Mit guten Tropfen, Dudelsack und schottischem Nationalgericht: Whiskyclub lädt zum Kennenlernen bei einer „Robert Burns Night“ ein.

Als Trinkgenuss und Wertanlage: Schottischer Whisky wird immer beliebter. Auch in Deutschland steigt der Absatz rasant – und damit die Preise. Bestimmte Sorten und Jahrgänge unterliegen nach Expertenangaben erheblichen Wertsteigerungen von teilweise bis zu 2000 Prozent. Das schafft kein Sparbuch. „Auf jeden Fall ist Whisky die einzige Geldanlage mit mindestens 40 Prozent“, scherzt Tobias Dehmann vom Buxtehuder Whiskyclub „Angel`s Share“ mit Blick auf den Mindestalkoholgehalt in dem uralten Getränk.

Whiskyclub feiert in Buxtehude die schottische Lebensweise mit allen Sinnen

Die Mitglieder des Buxtehuder Whiskyclubs sind längst vor dem aktuellen Boom auf den Geschmack gekommen. Sie treffen sich regelmäßig im Restaurant Abthaus in Buxtehude, um ihrer Leidenschaft für das „Wasser des Lebens“ nachzugehen. Wer mag, kann die Whisky- und Schottland-Liebhaber dort demnächst treffen und einen Abend wie in den Highlands mit ihnen verbringen. Sie laden nämlich in Zusammenarbeit mit dem Abthaus am Donnerstag, 25. Januar, ab 19 Uhr zu einer „Robert Burns Night“ ein. An diesem Tag wurde der schottische Nationaldichter im Jahr 1759 geboren, was in Schottland alljährlich mit einem „Burns Supper“ gefeiert wird.

Tobias Dehmann mit der Aromakollektion, die bei der Analyse des Whiskys hilft.
Tobias Dehmann mit der Aromakollektion, die bei der Analyse des Whiskys hilft. © HA | Sabine Lepél

Buxtehudes erster und einziger Whisky-Club nimmt diese Tradition auf und bietet neben einem schottisch inspirierten Vier-Gänge-Menü mit dem schottischen Nationalgericht „Haggis“ im Zwischengang auf Wunsch auch vier passende Whiskys an, die zum Menü für den Preis von 45 Euro für weitere 20 Euro hinzugebucht werden können. Es wird exotisch: „Haggis ist ein mit Innereien und Zwiebeln gefüllter Schafsmagen“, erklärt Frank Baransky vom Whisky-Club. „Das hört sich sehr gewöhnungsbedürftig an, ist frisch zubereitet aber eine Delikatesse und gehört zu einem ,Burns Supper‘ unbedingt dazu.“ Ansonsten hilft vielleicht nachspülen - etwa mit einem „Lochlea“, dem Whisky aus dem Heimatort von Robert Burns, den der Whiskyclub zu einem Hauptdarsteller für den Abend auserkoren hat.

Dudelsackspieler vom FC St. Pauli ist bei der „Robert Burns Night“ auch mit dabei

Im Rahmenprogramm wird Dudelsackspieler Kay Hillmer von den FC St. Pauli Pipes & Drums traditionelle schottische Volkslieder sowie bekannte Melodien präsentieren. Zudem werden einige Gedichte des schottischen Nationaldichters vorgetragen, und Clubmitglied Dehmann bringt den Gästen dessen Werk und Wirken in einem Kurzportrait näher. Wer mag, kann bei der „Robert Burns Night“ mit den Whisky-Liebhabern vom Club „Angel`s Share“ fachsimpeln und von ihren Beständen kosten.

„Uns geht es aber nicht ums Trinken, sondern um den Genuss, das Handwerk hinter dem Produkt, die lange Tradition und die Kultur, die hinter dieser uralten Spirituose steckt und die zu Schottland gehört wie das Ungeheur ins Loch Ness“, sagt Frank Baransky. Anmeldungen zu der Veranstaltung werden unter whiskyclub-buxtehude.de oder abthaus-buxtehude.de entgegengenommen.

Frank Baransky und Dudelsackspieler Kay Hillmer von den FC St. Pauli Pipes & Drums. Er wird bei der „Robert Burns Night“ schottische Volkslieder präsentieren.
Frank Baransky und Dudelsackspieler Kay Hillmer von den FC St. Pauli Pipes & Drums. Er wird bei der „Robert Burns Night“ schottische Volkslieder präsentieren. © HA | Sabine Lepél

Im Mittelpunkt des Abends steht der Whisky - der schottische ohne den Buchstaben „e“.

Im Mittelpunkt des Abends steht der Whisky - der schottische ohne den Buchstaben „e“. Es gibt zwei Schreibweisen, wobei Whisky und Whiskey zunächst einmal dieselbe Spirituosen-Gattung meinen. „Whiskey“ schreibt man in Irland und in den USA, „Whisky“ in Schottland. „Für uns kommt nur der schottische in Frage“, sagt Baransky. „Ich kaufe mir ja auch keinen Mercedes in Japan. Die Schotten sind die Vorreiter, die anderen versuchen es nachzumachen.“

Teuerster Whisky wird im November versteigert

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    Der Schottland-Liebhaber ist diesmal im Kilt zum Clubtreffen gekommen, das alle vier Wochen im Abthaus stattfindet. Auf einem Buffett im Clubraum stehen eine Reihe von Whisky-Flaschen. Es wird daraus gekostet – in homäopathischen Mengen. Alle nehmen nur einen „Dram“, einen kleinen Schluck. „Wir treffen uns nicht, um uns einmal im Monat einen reinzuschallern. Zum Wegtrinken ist der Whisky ohnhin viel zu teuer“, sagt Tobias Dehmann und guckt sich die Farbe der wertvollen Flüssigkeit in seinem Glas an, leuchtend wie Bernstein.

    Glückspilz: Christian Berheide mit einer Flascher seiner Fassabfüllung von einer schottischen Insel.
    Glückspilz: Christian Berheide mit einer Flascher seiner Fassabfüllung von einer schottischen Insel. © HA | Sabine Lepél

    Dann lässt er den „Nosing Tumbler“ unter seiner Nase kreisen. Es fallen Fachbegriffe wie Single Malt, Blended Whisky, Single Cask oder Angel‘s Share, der Name des Buxtehuder Clubs. „Wir sind nach dem sogenannten ,Anteil für die Engel‘ benannt. Das ist ein Begriff für den Whisky, der während der Reifung verdunstet und daher für die Brennerei verloren geht“, erklärt Frank Baransky.

    Eine wertvolle Aromakollektion hilft den Buxtehuder Experten bei der Analyse des Whiskys

    Tobias Dehmann hat eine kleine Schatztruhe dabei: die Aromasammlung „Le Nez Du Whisky“, die 54 kleine und nummerierte Fläschchen mit Aromen enthält, die sich in Whisky wiederfinden können. Die Fläschchen werden herumgereicht, gerade duftet es nach Nadelhölzern. „Das Schnuppern an den Fläschchen hilft dabei, den verkosteten Whisky besser zu analysieren“, sagt Frank Baransky: „Es macht Spaß, zu spekulieren, um welches Aroma es sich handelt.“ Kay Hillmer kennt einen weiteren Trick, um den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen auf die Spur zu kommen: „Man wäscht sich die Hände, und verreibt zwei bis drei Tropfen Whisky in den Handflächen. Dann kann man das Aroma sehr gut riechen.“

    Das Schnuppern an den Fläschchen hilft dabei, den verkosteten Whisky besser zu analysieren
    Frank Baransky - Whisky-Liebhaber

    Die Geschmacksrichtungen im Whisky, der eigentlich nur aus Getreide, Wasser und Hefe hergestellt wird, können mindestens so vielfältig sein wie beim Wein, finden die Scotch-Fans. Vieles hänge vom Fass ab, von der Eichenart und der Vorbefüllung. „Die Fassreifung ist das A und O“, sagt Tobias Dehmann. In seiner ursprünglichen Verfassung sei das „Wasser des Lebens“ ein glasklares farbloses Destillat und sehe aus wie ein Aquavit.

    Von den schottischen Inseln kommen „so richtige Rauch- und Torfmonster“

    „Der Whisky wird umso dunkler, je länger er im Fass lagert. Drei Jahre muss er dort mindestens verbringen, bis er abgefüllt wird “ erklärt der Notar aus Buxtehude. Im Gegensatz zum Wein reife der Whisky in der Flasche nicht weiter. Auch die Herkunft wirke sich stark auf die Geschmacksrichtung aus: „Die vom schottischen Festland sind eher mild, während die Whiskys von den Inseln so richtige Rauch- und Torfmonster sein können“, sagt Frank Baransky.

    Whisky erzielt Rekordpreise und deshalb zur Wertanlage geworden

    Für ihr Hobby greifen die Mitglieder des Whiskyclubs gern tiefer in die Tasche. Von den Sorten, die sie favorisieren, kostet eine Flasche schnell über 100 Euro – was längst nichts ungewöhnliches ist. Die Auktionspreise für Sammlerwhisky gehen seit einigen Jahren durch die Decke. Seltene Abfüllungen erzielen bei Versteigerungen Rekordpreise. So ist im Herbst 2019 eine 0,75-Liter-Flasche „The Macallan 1926 Fine and Rare“ für knapp 1,5 Millionen Pfund versteigert worden. So teuer ist die Flasche, die Christian Berheide zu seinem ersten Clubtreffen mitgebracht hat, zwar lange nicht, aber in den Augen der anderen ist der Jorker trotzdem ein riesiger Glückspilz: Vor Jahren konnte er mit Freunden ein 250-Liter-Fass, ein sogenanntes Hogshead, von einer kleinen Destillerie erwerben.

    Auf der Anrichte im Klubraum des Whiskyclubs Buxtehude stehen eine Reihe von Whisky-Flaschen. Probiert wird aber nur in geringen Mengen.
    Auf der Anrichte im Klubraum des Whiskyclubs Buxtehude stehen eine Reihe von Whisky-Flaschen. Probiert wird aber nur in geringen Mengen. © HA | Sabine Lepél

    „Damals für relativ kleines Geld“, sagt er. Jetzt verkaufen Destillerien meistens gar keine ganzen Fässer mehr und bieten sogar selbst viel Geld, um bereits veräußerte Fässer wieder zurückzukaufen. Berheide und seine Freunde ließen ihr Fass aus steuerlichen Gründen vor dem Brexit abfüllen und die Flaschen nach Deutschland einführen. Eine davon – die Nummer 478 aus dem „Cask“ - dem erworbenen Fass - steht nun auf dem Tisch im Abthaus und sorgt für große Begeisterung.

    Als nächstes reist der Club aus Buxtehude zur „Walhalla of Whisky“

    Dem Whiskyklub gehören eine Handvoll Männer und zwei Frauen an. Neben den gemeinsamen Abenden stehen Ausflüge zum Thema Whisky an. „Als nächstes geht es nach Regensburg in die Walhalla of Whisky“, sagt Frank Baransky. Das sei die wohl weltweit größte und kurioseste Ausstellung zum Thema Spitzenwhisky in einem historisch anmutenden Fasslager im schottischen Stil. Und im September fahren die Klubmitglieder zur Messe „Just Whisky“ im Bürgerhaus Wilhelmsburg.

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    Unser Traum ist aber eine gemeinsame Reise nach Schottland“, sagt Frank Baransky. Bis es soweit ist, macht es sich der Whiskyclub eben im Abthaus gemütlich – mit einem guten Glas, aus dem das Aroma der Highlands und der rauen schottischen Natur zu ihnen spricht. Oder auch Nationaldichter Robert Burns: „Freiheit und Whisky gehören zusammen“, scheint er ihnen leise eines seiner berühmtesten Zitate zuzuflüstern und trifft damit auch nach über 250 Jahren noch das Lebensgefühl vieler Whisky-Liebhaber.