Landkreis Harburg. Trecker an allen wichtigen Straßen in Tostedt. Landwirte statt Polizei entscheiden, wer passieren darf. Auch Autobahn-Zufahrten geblockt.
Protestierende Landwirte haben am Montagmorgen die Zufahrten nach Tostedt weitgehend blockiert. Traktoren und Privatfahrzeuge wurden so platziert, dass auf den Hauptstraßen kaum jemand in den Ort oder aus dem Ort hinausfahren konnte. Selektiv wurden Fahrzeuge hindurchgelassen, so zum Beispiel Pflegedienste oder Rettungswagen. Der Klinikbetrieb im Kreis ist teilweise beeinträchtigt. Eltern, die ihre Kinder zur Schule oder Kita bringen wollten, mussten sich indes gedulden oder Schleichwege suchen.
Die Polizei zeigte sich demgegenüber weitgehend ohne Handhabe. Weil die Bauern immer mal wieder die Durchfahrten öffneten und es eine Demonstration sei, läge offenbar keine Straftat vor, hieß es am Morgen. Betroffen waren beide Ortseingänge in Richtung Wistedt und Buchholz, sowie die Straßen nach Welle, Dohren und Heidenau. Gegen Mittag ließen einige Blockierer wieder mehr Autos hindurch. Trotz der Störungen reagierten die meisten Autofahrer gelassen und suchten nach Alternativrouten, einige wichen jedoch auch auf Gehwege und Felder aus.
Ein Autofahrer verlor bei der Blockade auf der Bundesstraße 75 die Beherrschung, fuhr an dem Stau vorbei und über eine Verkehrsinsel. Dabei touchierte er nach Polizeiangaben einen Protestler am Bein, ein anderer wurde vom Außenspiegel des Pkw getroffen. Beide wurden leicht verletzt, mussten aber nicht ärztlich behandelt werden. Der Autofahrer flüchtete. Dank des Kennzeichens konnten die Beamten ihn ausfindig machen. Ihn erwarten jetzt Strafverfahren wegen gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr und gefährlicher Körperverletzung.
Auffahrten zu Autobahnen im Landkreis Harburg mit Mähdreschern blockiert. A1 und A7 leer
Am Montag waren zwischen 300 und 500 Traktoren im Landkreis Harburg laut Polizeiangaben während der Bauernproteste bei den verschiedensten Protestzügen unterwegs. Am Vormittag haben Landwirte zudem die Autobahnauffahrten zur A1 in Hittfeld mit ihren landwirtschaftlichen Fahrzeugen blockiert. Gegen 9 Uhr standen ein Mähdrescher und mehrere Traktoren auf den Zufahrten nach Hamburg und Bremen. Die Polizei war vor Ort. Die Ausfahrten blieben frei. Auf der Autobahn 1 herrschte deutlich weniger Verkehr als sonst. Auch die Auffahrten an der A1 in Fleestedt und an der A7 in Evendorf sind zeitweise blockiert worden. Auf den Autobahnen selbst gibt es im gesamten Gebiet der Polizeidirektion Lüneburg kaum Einschränkungen.
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Impressionen der Bauernproteste: Hunderte Trecker ziehen durch Hamburg
Im gesamten Landkreis Harburg gab und gibt es zahlreiche weite Protestkonvois, die mit wenigen Stundenkilometern über die Land- und Kreisstraßen fuhren. Am Morgen trafen sich zum Beispiel zwei Protestzüge auf der Winsener Straße zwischen Maschen und Stelle. Insgesamt waren etwa 100 Traktorfahrer auf dem Streckenabschnitt unterwegs. Viele Demonstranten aus Seevetal machten sich auf den Weg nach Hamburg. Genauso wie viele Traktorfahrer aus dem Landkreis Stade, die über die B73 nach Hamburg fuhren.
Fünf zusätzliche Fahrzeuge des Rettungsdienstes im Landkreis Harburg im Dienst
Um alle Notfälle schnell zu erreichen hatten sich die Retter vorbereitet. So waren am Montag fünf zusätzliche Fahrzeuge des Rettungsdienstes im Dienst. Sie wurden vom Roten Kreuz und den Johannitern gestellt. Auch die Rettungsleitstelle war personell aufgestockt worden. Nicht notwendige wurden bereits Krankentransporte im Vorfeld verlegt. Behinderungen bei den Einsatzfahrten gab es nicht, erklärte ein Sprecher des Landkreises Harburg am Mittag. In Tostedt besetzten freiwillige Feuerwehrleute auch die Feuerwache, um nicht durch mögliche Staus auf der Anfahrt zum Gerätehaus behindert zu werden.
Der Schulbusverkehr war am Morgen von den Blockaden betroffen, es gab im Großen und Ganzen jedoch vor allem kleine Verspätungen, teilte der Landkreis Harburg mit. Der reguläre Busverkehr ist vor allem an der Landesgrenze nach Hamburg verspätet. Gegen 10.30 Uhr waren Busse in Seevetal zum Teil eine Stunde hinter dem Fahrplan.
Lastwagenfahrer bremsen der Verkehr auf der A7 bei Soltau aus
Auch in den Nachbarkreisen gab es große Protestaktionen: Im Heidekreis auf der Autobahn 7 bei Soltau fuhren zwar keine Traktoren wie im Dezember, dafür bremsten mindestens zwei Lastwagenfahrer mutwillig den Verkehr aus. Die Polizei stoppte die Lastwagenfahrer und leitete mehrere Ordnungswidrigkeitenverfahren ein. Im Landkreis Stade waren am Mittag noch etwa 100 Traktorfahrer in Kleingruppen unterwegs.
Am Vormittag gab es wie erwartet erhebliche Behinderungen auf der Bundesstraße 73. Bei Himmelpforten blockierten Landwirte mit ihren Maschinen die Straße. Auch Autobahnzufahrten waren zwischenzeitlich genauso wie die Zufahrt zur Elbfähre Wischhafen blockiert. In Lüneburg nahmen mehr als 400 Treckerfahrer und weitere Fahrzeuge an verschiedensten Konvois und Blockaden teil. Besonders betroffen waren die Bundesstraße 4 und 209. Dort steht der Verkehr seit den Morgenstunden.