Einst war die Moisburgerin Deutschlands Weihnachtsbaumkönigin, jetzt führt sie den Bundesverband und verkauft ihre Bäume europaweit.

  • Saskia Blümel zählt zu Europas Größen im Weihnachtsbaum-Geschäft
  • Die frühere Weihnachtsbaumkönigin liefert sogar nach Spanien und Griechenland
  • Weihnachtsbaumpreise bleiben 2022 stabil
  • Neue Tannenprodukte wie Gin und Likör erobern den Markt

Es klingt ein bisschen wie im Märchen – die Geschichte, wie aus Deutschlands Weihnachtsbaumkönigin eine der erfolgreichsten Frauen in der Branche rund um den Christbaum wurde. Aber diese Erfolgsstory hat weniger mit Romantik zu tun, als mit Zielstrebigkeit und harter Arbeit. Besonders jetzt, wo der Weihnachtsbaum-Verkauf startet.

Es ist schon ein paar Jahre her, dass Saskia Blümel Deutschlands Weihnachtsbaumkönigin war. Von 2015 bis 2017 repräsentierte sie die Branche in dieser Funktion. Diese Ehre hatte sie damals nicht nur ihrem guten Aussehen zu verdanken, sondern sie punktete vor der Jury vor allem mit ihrem breiten Wissen rund um den Weihnachtsbaum-Anbau. „Ich bin quasi zwischen Weihnachtsbäumen aufgewachsen“, sagt die Moisburgerin, inzwischen Geschäftsführerin im elterlichen Betrieb, der auf eine 30-jährige Tradition zurückblickt und zu den größten Produzenten der Region gehört.

Weihnachtsbaumkönigin Saskia Blümel hat sich durchgesetzt

Die ehemalige Weihnachtsbaumkönigin hat sich in der männerdominierten Branche durchgesetzt. Sie ist Geschäftsführerin des Bundesverbands der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger (BWS) und betreibt mit ihrem Mann Christian Mai zwei weitere Höfe in Brandenburg und Thüringen.

Sie haben zusammen die Gesellschaft Lieblingstanne GbR gegründet, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund fünf Millionen Euro machte, während der Saison etwa 250 Mitarbeiter beschäftigt und mit mehr als 150.000 verkauften Tannenbäumen deutschland- und europaweit ein Riese unter den Anbietern ist. „Damit dürften wir der größte Direktvermarkter Deutschlands sein“, sagt Saskia Blümel beim Gespräch auf ihrem Hof in Moisburg, wo am kommenden Freitag der Weihnachtsbaum-Verkauf startet.

Von 2015 bis 2017 repräsentierte Saskia Blümel die Branche als Weihnachtsbaumkönigin.
Von 2015 bis 2017 repräsentierte Saskia Blümel die Branche als Weihnachtsbaumkönigin. © HA | Sabine Lepél, privat

Doch nicht nur über den Hofverkauf gehen die Bäume weg: Die Vermarktung erfolgt ebenfalls über den Großhandel, indem regionale Partner beliefert werden. Außerdem werden die Bäume der Lieblingstanne GbR über bundesweit 150 Verkaufsstände und auch im Online-Handel nach Spanien, Griechenland, Österreich, in die Schweiz und die Niederlande vertrieben.

Vor drei Jahren kaufte Familie Blümel die bis dato verlassene Hofstelle

Das alles ist dem Hofgelände in Moisburg auf den ersten Blick nicht unbedingt anzusehen. Erst vor drei Jahren kaufte die Familie Blümel die bis dato verlassene Hofstelle an der Straße zwischen Moisburg und Grauen und sanierte sie von Grund auf.

Mittlerweile ist Blümels Hofcafè und Hofladen ganzjährig zu einem Anlaufpunkt für Ausflügler geworden, aber mit dem Weihnachtsbaum-Verkauf nimmt der Zulauf noch einmal ganz andere Dimensionen an. Besonders am 3. und 4. Adventswochenende, wenn die Besucher ihren Tannenbaum selbst schlagen können und es mit dem „Tannenexpress“ auf dem Trecker-Anhänger in die Schonung geht. „Das Selbstschlagen liegt im Trend“, sagt Saskia Blümel. „Die Menschen möchten rund um den Weihnachtsbaum ein Event geboten bekommen und Zeit mit der Familie verbringen.“

Ein weiterer Trend sei die Frage nach der Nachhaltigkeit. Blümels Hof ist bereits seit 2015 als Naturbaum-Produzent zertifiziert und arbeitet seit langem nach deren Standards hinsichtlich Artenvielfalt, Umweltschutz, Ressourcenschonung und Rückverfolgbarkeit bis hin zum Saatgut. Tannenbaum-Produzenten mit diesen Siegeln verpflichten sich, für jeden gefällten Baum direkt einen Baum auf der Plantage nachzupflanzen. Außerdem werden Weihnachtsbäume nur auf Agrarflächen erzeugt, die nachgewiesenermaßen für deren Anbau geeignet sind.

„Ein echter Baum ist ökologisch deutlich nachhaltiger als eine Plastikalternative“

„Auf diese Weise wird der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln minimiert“, erklärt Saskia Blümel. Ganz könne meist nicht darauf verzichtet werden, denn der rein biologische Anbau von Weihnachtsbäumen sei sehr schwierig. „Deshalb gibt es auch nur ganz wenige Anbieter im Biobereich“, sagt die gelernte Bankfachwirtin.

Aber auch ihre Bäume seien nach der Abholzung vollständig biologisch abbaubar, und ein natürlicher Weihnachtsbaum habe eine nahezu neutrale CO-Bilanz. „Dafür möchte ich die Menschen sensibilisieren“, sagt Saskia Blümel. „Ein echter Baum ist ökologisch deutlich nachhaltiger als eine Plastikalternative.“

Saskia Blümel führt den Großbetrieb mit ihrem Mann Christian Mai.
Saskia Blümel führt den Großbetrieb mit ihrem Mann Christian Mai. © HA | Sabine Lepél, privat

Saskia Blümel kann Trecker fahren und besitzt einen Motorsägen-Führerschein. Aber vor allem möchte sie als landwirtschaftliche Unternehmerpersönlichkeit wahrgenommen werden. Sie und ihr Mann stehen als Nachfolger an der Spitze zweier erfolgreicher Familienbetriebe für einen Generationswechsel in der Branche. Sie haben den dritten Hof in Thüringen gemeinsam hinzugekauft.

Auf ihr Konto gehen zahlreiche neue Ideen, die sie in die Betriebe hineingebracht haben. Denn neben Bäumen bietet ihr Unternehmen Lieblingstanne auch eine vielfältige Palette an weiteren Produkten aus der Tanne an, wie einen Gin aus den frischen Trieben der Nordmanntanne und einen Likör aus Fichtenspitzen, die bei der Baumpflege über das gesamte Jahr ohnehin anfallen.

Tannengelee, Tannenpesto, Sirup und Tee aus Tannen und Fichtennadeln

Es gibt Tannengelee, Tannenpesto, Sirup und Tee aus Tannen und Fichtennadeln, Fichten-Rauchsalz, Seifen und Badesalz mit Essenzen aus dem Tannengrün. „Mit diesen Angeboten wollen wir zeigen, was die Tanne alles noch so kann und außerdem über das ganze Jahr präsent sein und unsere Zielgruppe erweitern“, so die ehemalige Weihnachtsbaummajestät.

Im Mittelpunkt stehen aber nach wie vor die Bäume. Und in dieser Hinsicht kann die Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger frohe Botschaft verkünden: „Die Christbaumerzeuger haben stabile Preise für Weihnachtsbäume angekündigt“, sagt sie. Die Preise dürften sich in einem Bereich von 20 bis 27 Euro pro laufenden Meter für die Nordmanntanne bewegen. In den Metropolen könnte es etwas teurer werden.

In Deutschland werden jährlich 23 bis 25 Millionen Weihnachtsbäume verkauft

In Deutschland werden nach Verbandsangaben jährlich 23 bis 25 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Ein Baum mit einer Größe von 1,75 Meter bis zwei Meter braucht ungefähr zehn Jahre bis er ausgewachsen ist. In der Region stehen nicht nur die Blümels bereit, um für das nötige Weihnachtsflair in vielen tausend Haushalten zu sorgen.

Sie rechnen mit einem guten Absatz, denn nach ihren Erfahrungen hat der Natur-Weihnachtsbaum als Symbol für familiäre Geborgenheit und heile Welt in den vergangenen Jahren noch an Bedeutung gewonnen. „Mehr und mehr junge Paare übernehmen zum Fest die Tradition des Weihnachtsbaumes für ihren eigenen Haushalt“, so Blümel.

Das Hofcafé ist ganzjährig ein beliebter Treffpunkt. Im Advent nimmt das Geschäft noch einmal richtig Fahrt auf.
Das Hofcafé ist ganzjährig ein beliebter Treffpunkt. Im Advent nimmt das Geschäft noch einmal richtig Fahrt auf. © HA | Sabine Lepél

Allerdings deute sich ein Trend zu etwas kleineren Bäumen an. Ebenso registrieren die Weihnachtsbaumproduzenten bei den Verbrauchern seit Jahren ein wachsendes Interesse für einen zusätzlichen Baum für den Garten, die Terrasse oder den Balkon – gern auch im Topf.

Derzeit spricht also alles für die Fortdauer einer stabilen Nachfrage. „Der Weihnachtsbaum steht als Symbol für Weihnachten und wird mit dem Herzen gekauft“, sagt Saskia Blümel voller Vorfreude auf die nun anstehenden fünf anstrengendsten Wochen des Jahres für ihre Familie. „Uns treibt das ganze Jahr über nur der Weihnachtsbaum an. Wir arbeiten fast ausschließlich auf die Adventszeit hin“, sagt sie.

Bis Heiligabend muss der Löwenanteil des Umsatzes erwirtschaftet werden. Und dann sitzt die ehemalige Weihnachtsbaumkönigin selbst unterm festlich geschmückten Baum. Aber nur kurz. Meistens fallen ihr nach dem vorweihnachtlichen Trubel ganz schnell die Augen zu.