Rosengarten. Der Sturm der Oranje-Fans zog an ihnen vorbei. Dafür haben die Betreiber des Waldhuuske ein anderes Problem. Warum der Besuch trotzdem lohnt.

  • Die holländische Küche ist ein Phänomen: Alles, was sie hervorbringt ist bei Erwachsenen genauso beliebt wie bei Kindern
  • Das Waldhuuske in Rosengarten ist deshalb immer einen Ausflug wert – hier findet einfach jeder etwas auf der Karte
  • Besonders beliebt: Frühstück und Brunch sowie die selbstgebackenen Torten

Das ist wirklich erstaunlich: „Vom EM-Spiel der Niederlande in Hamburg haben wir nicht viel gemerkt“, sagt Jurgen van den Aker, Gastwirt vom Waldhuuske. Zusammen mit seiner Frau Jacqueline betreibt er seit vier Jahren das Ausflugslokal in Rosengarten, das neben anderen Speisen auch holländische Snacks wie Bitterballen, Frikandellen, Fleischkroketten und Uitsmijter (Rausschmeißer, niederländischer Bruder vom Strammen Max) auf der Karte hat.

Obwohl Zehntausende niederländische Fußball-Fans am Wochenende Hamburg stürmten, gab es im Waldhuuske keinen Zulauf, im Gegenteil: Es fehlten die holländischen Stammgäste. Doch was dem Gastwirtspaar aktuell wirklich fehlt, wiegt deutlich schwerer: Es ist die Köchin. Ausgerechnet.

Restaurant Waldhuuske in Rosengarten: Am Wochenende bleibt die Küche kalt

Zeitgleich zum vierjährigen Bestehen hat die drittwichtigste Person des Waldhuuske gekündigt. „Wir suchen dringend einen Jungkoch oder -köchin“, sagt van den Aker. Eine Nachwuchskraft könne sich „bei uns austoben“ und profitiere von den eingeschränkten Öffnungszeiten des Ausflugslokals (donnerstags bis sonntags bis 18 Uhr). Bis jemand gefunden ist, wird improvisiert: „Wir versuchen, so viel anzubieten, wie wir können.“

Jacqueline van den Aker-Welte und Jurgen van den Aker stehen am Tresen ihres  Café-Restaurants.
Jacqueline van den Aker-Welte und Jurgen van den Aker stehen am Tresen ihres Café-Restaurants. © Hillmer/HA | Angelika Hillmer

Der Donnerstag und Freitag wurden zu „Pannenkoeken-Tagen“. Neben Pfannkuchen können die Gäste Flammkuchen, Pommes und niederländische Snacks ordern. Am Wochenende bleibt die Küche kalt. Dann gibt es Sandwiches, Quiche, Franzbrötchen, belegte Laugenbrezel, Obstsalat. Schließlich muss Jacqueline van den Aker-Welte sich auch noch um die Torten und später um die Gäste kümmern. „Weil einige Gäste enttäuscht waren, dass sie keine Ballen und Kroketten ordern konnten, werden wir versuchen, die jetzt auch noch zu machen.“

Frühstück und Brunch sind wichtigstes Standbein im Waldhuuske

Die überraschende Kündigung der Köchin stört den gelungenen Start vom Waldhuuske (Waldhäuschen). „Die Entwicklung hat das, was wir erwartet hatten, bislang übertroffen“, sagt Jacqueline van den Aker-Welte.

Die Eröffnung im Mai 2020 war für die gebürtigen Niederländer ein Sprung ins kalte Wasser – mit klarem Konzept: „Wir leben seit 25 Jahren hier in der Süderelbregion. Aber wir haben unsere Wurzeln in den Niederlanden. Deshalb machen wir deutsche Küche mit holländischem Akzent“, sagt Jurgen van den Aker. Die Pandemie hatte dem Paar anfangs geholfen. Reisen war nicht möglich, viele Harburger besuchten die Wälder im Rosengarten.

Über Facebook und die Internationale Schule Hamburg sind die Gastwirte gut vernetzt

Die deutsch-niederländische Speisekarte sei ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Restaurants, betonen die beiden: „Zu uns kommen Niederländer, die in Hamburg wohnen, Deutsche, die in den Niederlanden im Urlaub waren und mal wieder Urlaubsgerichte essen möchten – und Deutsche, die niederländische Speisen kennenlernen wollen.“

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Beispielsweise über Facebook und über die internationale Schule Hamburg, die nach dem Unterricht Kurse für ausländische Schulkinder in zahlreichen Muttersprachen anbietet, sind die van den Akers gut mit Landsleuten vernetzt. Das Paar hat selbst zwei Kinder.

Vor eineinhalb Jahren begannen Jacqueline und Jurgen van den Aker, Frühstück und Brunchtermine anzubieten. Gäste fragten sie danach. Außerdem kann im Waldhuuske auch übernachtet werden (fünf Zimmer), sodass dort ohnehin gefrühstückt wird. Frühstück und Brunch seien inzwischen zum wichtigsten Standbein geworden, sagt der Gastwirt. „Von Karfreitag bis Ostermontag hatten wir mehr als 400 Gäste zum Brunch.“

Mehr als 200 Gäste finden im Waldhuuske Platz – bei jedem Wetter

Das Waldhuuske hat das ganze Jahr über Saison. An den Wochenendtagen kommen die meisten Gäste. Dann ist das Café-Restaurant mit seinen selbst gebackenen Torten häufig ausgebucht – sommers wie winters. Auf den Terrassen finden 150 Gäste Platz, während im Restaurant maximal 80 bis 85 Gäste bewirtet werden können. Seit kurzem lässt sich aber auch bei schlechtem Wetter gemütlich draußen sitzen.

Ein wundervolles Ziel für Ausflügler mit und ohne Rad: Das Restaurant-Café Waldhuuske in Rosengarten.
Ein wundervolles Ziel für Ausflügler mit und ohne Rad: Das Restaurant-Café Waldhuuske in Rosengarten. © Hillmer/HA | Angelika Hillmer

Schon beim Osterbrunch konnte das Gastwirtspaar jeweils 30 bis 40 Gäste auf der überdachten Terrasse seitlich des Hauses unterbringen. Im Februar war diese zum Wintergarten umgebaut worden. „Der Wintergarten hilft uns sehr“, sagt der Gastwirt. „Wir können jetzt wetterunabhängig Räumlichkeiten zum Beispiel für Familienfeste anbieten. Für kalte Tage sind dort Wärmestrahler installiert.“

Familien sind im Waldhuuske besonders willkommen; draußen gibt es einen recht großen Spielbereich. Um sie, aber auch sonstige Kundschaft, zu halten, müssen die von den Akers inzwischen scharf kalkulieren.

Mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs haben sich die Einkaufspreise verdoppelt, sagen die beiden: „Wir haben auf Marge verzichtet, denn man kann nicht ständig Preise ändern und die erhöhten Kosten komplett an die Gäste weitergeben. Wir wollen unsere Stammkunden nicht vergraulen, können nicht fünf Euro für ein Stück Kuchen nehmen. Wir sind noch neu im Markt, immer noch im Aufbau.“