Buchholz/Dibbersen. Der Innovationspark in Buchholz ist eröffnet. Dort fördert das Land ein Campusnetz des Mobilfunkstandard 5G. Bund soll nachziehen.
Großer Tag für den TIP Innovationspark in Buchholz: Das 25 Hektar große moderne Gewerbegebot ist eröffnet. Mehr als 150 Gäste kamen am Freitag auf der Piazza, die als Treffpunkt mitten zwischen den künftigen Standorten für innovative Unternehmen angesiedelt ist. Künftig sollen auf dem Gebiet des Buchholzer Stadtteils Dibbersen 900 Arbeitsplätze bei 40 bis 60 Unternehmen entstehen.
„Innovation, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, intelligente Umwelttechnik, smarte Produktion und Gebäude sind kein Privileg der Metropolen, dafür steht für mich der TIP in Buchholz“, sagte Landrat Rainer Rempe vor den Gästen. „Nicht nur Firmen aus der Region auch aus dem Umland, und dazu zähle ich natürlich auch Hamburg, wird es an diesen Standort in der Nordheide ziehen.“
Die Erschließung ist abgeschlossen, die Straßen haben Namen
„Unser Ziel sind wohnortnahe, wissensbasierte Arbeitsplätze mit einer hohen Wertschöpfung. Es geht um eine wirtschaftliche Entwicklung mit Zukunftsthemen“, beschreibt Jens Wrede, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg (WLH), die Strategie für ihr Projekt. Für Firmenansiedlungen stehen 19 Hektar bereit. Vier Hektar sind Grünflächen, dazu kommen Straßen, die Piazza und das Regenrückhaltebecken. Die Erschließung für Strom, Wasser, Abwasser und das Glasfasernetz ist abgeschlossen. Der Ortsrat in Dibbersen hat die Namen für die neuen Straßen ausgewählt.
„Für die geplante Kita, für eine Bäckerei, Restaurants oder eine Rückenschule gibt es Interesse von Investoren. Sie suchen jetzt nach Betreibern“, sagt Wrede. „Wir sind auf der Zielgeraden.“ Mit den Grundstücken soll auch Platz für die Start ups geschaffen werden, die derzeit noch im Haus der WLH in der angrenzenden Bäckerstraße arbeiten. Sie müssen grundsätzlich nach fünf Jahren aus den Hallen im geförderten Gründerzentrum ausziehen und sollen möglichst am Ort gehalten werden.
Busse der Stadt- und Kreisverkehre werden im Gewerbegebiet halten.
Durch das Parkgelände zieht sich die geschwungene Hauptstraße „Im Innovationspark“. Sie trennt die Piazza und den Bereich, in dem Büros zum Kauf und zur Miete entstehen sollen von den Grundstücken ab, auf denen sich Firmen ansiedeln sollen. Zwei Teiche, einst Tränken an einem Weg, über den Vieh getrieben wurde, sind umsäumt von Bäumen zu Biotopen geworden. An den Straßen wurden Klimabäume gepflanzt. „Wir haben mit Hilfe von Baumschulen darauf geachtet, Sorten auszuwählen, die mit Trockenheit und Starkregen besser zurecht kommen“, sagt Wrede. Busse aus dem Stadt- und Kreisverkehren werden im Gewerbegebiet halten. Im Herbst werden die Antennen für ein flächendeckendes WLAN aufgestellt. Bereits aufgestellte Bänke sollen den Parkcharakter des Gebietes verstärken.
Vier Unternehmen haben sich bereits dafür entschieden, ein Grundstück im Innovationspark zu kaufen. Drei von ihnen haben den Firmensitz in Buchholz. Es sind die Akkurat Glas- und Fensterbau, die Hoth Tiefbau, ein Spezialist für Glasfaser- und Wasserstoffleitungen und die Firma Arle Büro-Technologie. Der Apparatebauer Mayr&Wilhelm hat als erster mit seinem Projekt begonnen. Büro- und ein Produktionsgebäude sind im Rohbau deutlich fortgeschritten.
Firma Mayr&Wilhelm wechselt von Harburg nach Buchholz
Mayr&Wilhelm fertigt Rohrbündel Wärmetauschern für Raffinerien und die chemische Industrie, die sie in ihren Prozessen zum kühlen, verdampfen oder destillieren einsetzen. Der Wechsel von Harburg nach Buchholz ist der erste seit der Gründung des Unternehmens 1892.
„In Harburg ist unser Standort zu klein und nicht modern genug und die Bedingungen sind zudem nicht wirtschaftsfreundlich“, sagte Alexander Wilhelm, der geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, dem Abendblatt. Er hatte bereits 2007 nach einem Grundstück gesucht, war in Hamburg aber nicht fündig geworden und hatte das Projekt aufgrund der damaligen Finanzkrise zunächst auf Eis gelegt.
Das geplante 5G-Netz gilt als bundesweit einzigartig
Der entscheidende Tipp in den Landkreis Harburg zu wechseln, kam 2018 vom ehemaligen Chef der Wirtschaftsförderung, Wilfried Seyer. „In Dibbersen konnten wir uns das Grundstück nach unseren Wünschen zuschneiden, die Preise waren günstiger als in Hamburg, der Autobahnanschluss ist optimal und als Buchholzer kenne ich das Gelände“, sagt Wilhelm. Im Büro und im Produktionsgebäude sollen künftig 50 Beschäftigte arbeiten. Investiert werden sieben Millionen Euro. Geplant ist, innerhalb von fünf bis zehn Jahren zwei weitere Hallen zu errichten. Mayr&Wilhelm erzielt derzeit mit 100 Beschäftigten in Harburg und Grimma bei Leipzig einen Umsatz von 15 Millionen Euro.
Als bundesweit einzigartig für ein Gewerbegebiet gilt der geplante Aufbau eines Campus-Netzes für den Hochleistungs-Mobilfunkstandard 5G. Mit seiner Hilfe soll die Steuerungstechnik für autonomes Fahren für landwirtschaftliche Maschinen etwa zum Mähen, für Roboter oder auch Drohnen getestet werden. Beteiligt sind die Lüneburger Leuphana Universität, die Buxtehuder Hochschule 21 und das Institut für Informatik an der Universität Oldenburg. In einer Forschungsgemeinschaft arbeiten zwölf Unternehmen als Anwender mit. „Wir bringen eine Technologie nach Buchholz, die es bisher weder in Niedersachsen, noch in Hamburg oder Schleswig-Holstein gibt“, ist Wrede überzeugt.
Bescheid über die Förderung von zwei Millionen Euro liegt vor
Zum Jahresende soll die 5-G-Technik mitsamt ihrer Masten aufgebaut werden. Bei der Wirtschaftsförderung liegt der Vorbescheid des Landes über zwei Millionen Euro vor, so dass die Arbeiten jetzt ausgeschrieben werden können.
Über die Förderung für ein zweites 5-G-Projekt unter dem Titel „USIN5G“ soll das Bundes-Verkehrsministerium kurzfristig entscheiden. „Wir warten mit Spannung darauf“, sagte Landrat Rempe. „Mit diesem Projekt könnten wir den TIP zu einem führenden Reallabor für 5G-Anwenderszenarien entwickeln und damit Unternehmen wie Forschungseinrichtungen ein Versuchsfeld für Zukunftstechnologien anbieten.“
Buchholz braucht noch weitere Flächen für wachsende Firmen
Schon jetzt sei Buchholz der gefragteste Standort für Firmen in der südlichen Metropolregion, sagte Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse. Für die Zukunft sei es aber „dringlich geboten“ über das TIP hinaus weitere Flächen für Unternehmen zu erschließen.
Schon bei der Eröffnung sollten die Gäste einen ersten Eindruck von zuverlässigen Steuerungen erhalten. Drohnen sollten die Scheren einfliegen, mit denen das Band zur Eröffnung durchschnitten werden sollte. Allein das Wetter, mit immer wieder einsetzenden Schauern, war nicht so innovativ wie erhofft. So wurden die Scheren herkömmlich gereicht. Um 12.06 Uhr fiel das Band. Damit hat die Zukunft des TIP begonnen.