Buchholz. Im „Innovationszirkus“ in Buchholz zeigen 40 Aussteller, was mit dem Internet-Standard 5G möglich sein wird
Am Stadtrand von Buchholz, im TIP Innovationspark Nordheide, präsentiert sich am Mittwoch und Donnerstag die Technik von morgen. Im Mittelpunkt des von der WLH (Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH) organisierten „Innovationszirkus“ stehen Anwendungen, die auf ein superschnelles Internet, den sogenannten 5G-Standard, beruhen. Dieser höchstmögliche Standard für Datenübertragung eröffnet neue technische Möglichkeiten.
Einige von ihnen sollen demnächst im 5G-Campusnetz des Buchholzer Innovationsparks erprobt werden. Unter dem Namen Usin5G haben sich Firmen und Hochschulen zusammengetan, um ein Reallabor zu schaffen, in dem Techniken am Start sind, die das schnelle Datennetz nutzen. Mit dem Aufbau des 5G-Netzes wurde im August die Media Broadcast GmbH beauftragt. Deren rund 90-jährige Firmengeschichte begann mit dem Aufbau und Betrieb eines Radiosenders durch das Reichspostministerium – ein Schwerpunkt des Unternehmens ist heute die Installation von 5G Campusnetzen. Es sei ein „großes Glück“, so ein schnelles Datenübertragungsnetz zu haben, betonte WLH-Geschäftsführer Jens Wrede bei der Eröffnung der kleinen Innovationsmesse unter einem realen Zirkuszelt. 40 Aussteller sind hier vertreten, viele von ihnen arbeiten an Projekten, die auf den 5G-Standard basieren oder allgemein mit großen Datenmengen umgehen.
Brillen zeigen eine virtuelle Realität in höchstmöglicher Auflösung
Wie die VR-Brillen des Leipziger Unternehmens Schenker. Die Brillen zeigen eine virtuelle Realität in höchstmöglicher Auflösung. Durch die mit einem Computer verbundene Hightech-Brille lässt sich beispielsweise der menschliche Körper dreidimensional betrachten – bei näherem Hinsehen wird jede Muskelfaser erkennbar. Mit der Brille lässt sich auch der 3D-Entwurf eines neuen Automodells untersuchen, als stünde der Wagen direkt vor dem Betrachter. Mit dem Unterschied, dass der Brillenträger sich virtuell durch die Motorhaube hindurch den Antrieb anschauen kann oder durch sie hindurch läuft, um den Innenraum zu betrachten. In der Zukunftswerkstatt Buchholz wird mit solchen VR-Brillen gearbeitet.
Jörn Walter und Fabian Kott vom Offis-Institut sind von Oldenburg nach Buchholz gereist, um ihren autonomen Transport-Roboter vorzustellen. Er kann, bepackt mit schweren Lasten wie Werkzeuge oder ähnliches, einem Arbeiter auf Schritt und Tritt folgen. „Wir sind mit Projektpartnern auf dem 5G-Campus freundschaftlich verbunden“, sagt Walter. Er freue sich darauf, mit seinem Projekt das 5G-Testfeld mitnutzen zu können, denn der Aufbau eines eigenen Campus-Netzwerks sei teuer.
Die wichtigsten Akteure im Innovationszirkus sind die Projektmitglieder von Usin5G
Die wichtigsten Akteure im Innovationszirkus sind jedoch die Projektmitglieder von Usin5G. Gerade die länderübergreifende Nutzung des Testfelds mache das Projekt Usin5G einzigartig, betont Ana Cristina Bröcking, beim Landkreis Harburg zuständig für die digitale Infrastruktur. Der Landkreis betreibt das Projekt zusammen mit der WLH. Letztere investiert eine Million Euro in den Aufbau des Reallabors. Weitere 1,13 Millionen Euro übernimmt das Land Niedersachsen. Der Löwenanteil von 3,5 Millionen Euro kommt aus einem Investitionsprogramm des Bundes. Zu den Kooperationspartnern zählen die Dräger Medizintechnik in Lübeck, das Familienunternehmen Eigenbrodt, dessen Wettermesstechnik weltweit im Einsatz ist, Beagle Systems aus Hamburg als Entwickler von Langstrecken-Drohnen, die Hochschule21 in Buxtehude und die Leuphana Universität in Lüneburg.
Bröcking nennt ein weiteres Anwendungsbeispiel, den intelligenten Katastrophenschutz: „Wenn Feuerwehrleute zum Einsatz gerufen werden, wissen sie meist nicht, was sie vor Ort erwartet. 5G gibt ihnen die Möglichkeit, sich in einem Gebäude, das zuvor als Modell digitalisiert wurde, per VR-Brille einen Überblick zu verschaffen. Sensoren melden in Echtzeit, welche Fluchtwege frei sind und wo sich die Feuerwehrleute gerade aufhalten.“ Diese können mit Kameras quasi nebenbei Live-Bilder an die Einsatzleitung übertragen. „Wir kooperieren mit den Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises, die uns sagen, was sie in der Praxis brauchen. Und sind dabei, die ersten Wehren entsprechend technisch auszustatten.“