Drage. Das schwimmende Bistro „Unsinkbar“ auf einem Campingplatz am Stover Elbstrand begeistert junge Familien – mit einem einfachen Rezept.
Schwapp, schwapp, schwapp… Wellen schlagen gegen den Schiffsbug, Möwen kreischen, zwischen weißen Wolken blitzen blauer Himmel und erste Sonnenstrahlen. Ein norddeutscher Sommertag.
Willkommen an Bord der „Unsinkbar“ zur kulinarischen Weltreise mit Start im Landkreis Harburg: Bowl New York Style mit Edamame, Avocado, Rotkraut, Mango und Erdnüssen, vietnamesischer Pho Ga, eine Nudelsuppe mit Huhn – außerdem türkische Süßkartoffel Kumpir mit Spinat, Walnüssen und Feta, mexikanische Quesadilla mit Pico de gallo, einer chilischarfen Salsa, französische Quiche mit Ziegenkäse. Danach bleibt vielleicht noch Platz im Magen für ein Dessert wie die Praline mit weißer Schoki?
„Unsinkbar“ am Stover Strand: Schlichtes Hausboot, außergewöhnliche Location
Die „Unsinkbar“ ist keineswegs ein Luxuskreuzfahrtschiff. Sondern ein schlichtes Hausboot, das seit zehn Jahren am Bootsanleger des Campingplatzes Stover Strand in Drage liegt. Restaurantfachmann Luis Valdivia aus Lüneburg hat das Hausboot im April dieses Jahres geentert und bietet seither Kulinarik und Drinks jenseits des Alltäglichen. Ein Erfolgsrezept, das funktioniert.
Der Name des Bootes ist nicht nur eine Anspielung auf seinen sicheren Charakter – auch einen Wassereinbruch im vergangenen Jahr bestand es weitgehend unbeschadet – sondern auch ein Hinweis auf die Bar-Funktion, die die „Unsinkbar“ nach dem Mittagsgeschäft erfüllt.
Während Kinder und Süßschnäbel sich hier ein Eis holen, bestellen Kenner einen Cocktail, denn dann ist an der Bar Happy Hour.
„Unsinkbar“ am Stover Strand: Hier muss niemand seekrank werden
Hingestreckt auf den bequemen Polstern der Lounge-Möbel am Heck des Bootes oder auf den Barhockern, wo die Elbewellen bei jeder Frachtschlepperpassage spürbar werden, ist die „Unsinkbar“ eine Location mit hohem Chillfaktor.
Und zugleich maritimes Erleben für alle, denen heftiger Seegang auf Kreuzfahrt- und anderen Schiffen vielleicht Probleme machen würde. Der Blick ruht auf den Vögeln, die schnatternd im Wasser landen, auf Badende und die Bauernhäuser der Vier- und Marschlande am anderen Ufer. Idylle pur. Kaum zu glauben, dass die Großstadt Hamburg nur wenige Kilometer flussabwärts liegt.
Feinster Fairtrade-Kaffee, an den Ufern der Ilmenau geröstet
Der 28-jährige Luis Valdivia, der als „Food and Beverage Manager“ im Auftrag des Campingplatzes Stover Strand die „Unsinkbar“ mit sechs Mitarbeitern bewirtschaftet, hat frischen Wind in die Restauration gebracht: Eine professionelle Espresso-Siebträgermaschine bereitet feinsten Fairtrade-Kaffee, der an den Ufern der Ilmenau geröstet wurde. Im Getränkeschrank und in der Zapfsäule Lüneburger Bier. Und überall an den Wänden Tafeln mit verlockenden Angeboten.
Valdivia, der von April bis September auf dem „Unsinkbar“ arbeitet, holt sich in der übrigen Zeit des Jahres seine gastronomischen Anregungen auf Reisen durch die Welt.
Die ungewöhnliche Speisekarte zielt auf ein junges Publikum
Mit seiner ungewöhnlichen Speisekarte und den Cocktails – vom „Expresso Martini“ über den „Negroni“ bis zum „Unsinkbar Sunrise“ zielt er auf ein junges Publikum, das den Beachclub-Charakter des Bootes und den hohen Anteil vegetarischer und veganer Gerichte zu schätzen weiß. „Es läuft gut“, freut sich der Wirt.
Auf dem Stover Campingplatz , der allein 100 Wohnmobilplätze direkt am Wasser hat, übernachten viele Paare und Familien. Angebote wie Glamping und Wohnen im Schäferwagen – einem hölzernen Gefährt im Gipsy-Look – sollen neue Kunden erschließen, berichtet Valdivia.
Zelten, Reisen mit dem Wohnwagen oder dem Campingbus sind wieder angesagt
Wie er aus eigener Erfahrung weiß, ist Reisen mit dem Wohnwagen, dem Campingbus oder sogar mit dem Zelt wieder angesagt bei den Jüngeren. Die Pandemie, in der viele nach einer Möglichkeit suchten, möglichst unabhängig Ferien machen zu können, habe dazu beigetragen.
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Gegenwärtig ist Hochsaison in Stove. Viele der Campingplatz-Besucher, die fast im Minutentakt über den Deich rollen, kommen aus dem europäischen Ausland. Geduldig erklärt Valdivia ihnen die Zusammensetzung der Gerichte, bereitet in Zweifel auch Currywurst mit Pommes zu oder reicht ein Lachsbrot direkt auf die Hand.
„Wir sind für alle Gäste da“, betont der versierte Restaurantfachmann. Doch was versteht er, der seinen Beruf auf mitunter schwankenden Planken ausübt, eigentlich von der Seefahrt? „Meine Mitarbeiter und ich wissen, wo die Reeling ist und wo der Rettungsring“, erklärt er lachend. Das genügt, denn schließlich trägt die „Unsinkbar“ ihren Namen nicht umsonst.