Lüneburg. Einen für die Sanierung aufgenommenen 21-Millionen-Euro-Kredit kann das Bad kaum noch bedienen. Und jetzt?
Die Energiekrise hat die Kosten für den Betrieb von Freizeitbädern im vergangenen Jahr massiv in die Höhe getrieben, angesichts der Inflation hielten sich zudem viele Menschen mit einem Schwimmbadbesuch zurück. Um rund 300 Prozent stiegen die Ausgaben für Energie in der Lüneburger Salztherme Salü, zugleich kamen in einigen Monate bis zu 30 Prozent weniger Besucher als im Vorjahr. Und dies alles in einer Zeit, in der die Schulden für die aufwändige Sanierung des Bads in besonderem Umfang getilgt werden müssen. Diese Belastung hat nun dazu geführt, dass das Unternehmen einen zusätzlichen Kredit aufnehmen muss.
Der Rat der Stadt Lüneburg hat vergangene Woche bereits zugestimmt, dass die Stadt die von den Banken geforderte 80-prozentige Bürgschaft für einen Kredit in Höhe von sieben Millionen Euro übernimmt. „Aufgrund der derzeitigen international vorliegenden wirtschaftlichen und politischen Lage sind insbesondere die Energiekosten stark gestiegen“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Beschluss. „Für die Planung 2023 und Folgejahre wird weiter mit einem sehr hohen Preisniveau gerechnet, so dass die Ergebnisprognosen weit unter den Annahmen der Vorjahre liegen.“
SaLü: Salztherme Lüneburg kann 21-Millionen-Kredit kaum noch bedienen
Die Salztherme gehört zur Kurzentrum Lüneburg Kurmittel GmbH, die wiederum eine Tochterfirma der städtischen Gesundheitsholding Lüneburg ist. Erst im September 2021 war die Badewelt nach etwa dreieinhalb Jahren Sanierung und Modernisierung wieder eröffnet worden. Etwa 28,8 Millionen Euro waren für das Bauvorhaben veranschlagt worden, dafür musste ein Kredit über 21 Millionen Euro aufgenommen werden. Dieser sei in drei unterschiedliche große Tranchen mit verschiedenen Laufzeiten aufgeteilt, erklärt Geschäftsführer Dirk Günther. Insbesondere der kleinste Kreditanteil über fünf Millionen Euro und mit einer kurzen Laufzeit bedeutet eine hohe jährliche Last für das Unternehmen.
Diesen Teilkredit könne man angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Lage nur unter größten Anstrengungen bedienen, sagt Günther. Die Kalkulation habe nicht mehr funktioniert – trotz Maßnahmen wie leicht abgesenkter Wassertemperatur, Einschränkung der sogenannten Attraktionen in den Becken und seit Jahresbeginn erhöhten Eintrittspreisen. Auch durch die neue Technik hatte sich der Energieverbrauch seit der Sanierung um 20 Prozent verringert. Die deutlich höheren Ausgaben und die geringeren Einnahmen passten nicht mehr zu der Prognose, die dem Finanzierungsplan zugrunde lag.
SaLü braucht frisches Geld – doch es gibt auch Lichtblicke
Deshalb soll mit dem frischen Geld die Handlungsfähigkeit der Salztherme gesichert werden. Oder, wie es der Salü-Chef ausdrückt: „Wir wollen wieder in ruhigere Fahrwasser kommen.“ Drei Millionen Euro sollen in die Ablösung des Kredits fließen, die restlichen vier Millionen Euro sind für eine Nachfinanzierung vorgesehen. Geplant ist unter anderem, die Laufzeit des kurzfristigen Kredits von fünf auf 15 Jahre zu strecken. „2022 war ein sehr schwieriges Jahr“, sagt Günther und verweist auf die Energiepreise, die Inflation und die Zurückhaltung der Gäste. Nicht nur die allgemeine Teuerungsrate habe das Besucherverhalten beeinflusst, sondern vor allem auch die Sorge vor weiter steigenden Alltagskosten.
Doch mittlerweile gibt es Lichtblicke, seit einigen Wochen entwickeln sich die Besucherzahlen wieder gut. „Die Auslastung sieht ziemlich erfreulich aus. So einen guten Januar haben wir noch nie gehabt“, betont Günther. „Das Konsumverhalten hat sich seit Weihnachten komplett gedreht, das können wir hier jeden Tag sehen.“ Insbesondere die Wochenenden liefen sehr gut, aber auch unter der Woche sei das Salü regelmäßig wieder gut besucht.
Der Geschäftsführer führt dies vor allem auf die politischen Maßnahmen zurück, die die Menschen offenbar zuversichtlicher gemacht hätten. „Als der Energiepreisdeckel für Privathaushalte Mitte Dezember beschlossen wurde, war das ein Wendepunkt“, sagt er. Auch die Übernahme des Gasabschlags im Dezember sowie die Tendenz zu wieder sinkenden Gaspreisen seien für diese Entwicklung entscheidend gewesen.
SaLü: Salztherme Lüneburg setzt auf Events wie Wasserrutschmeisterschaft
Für die Zukunft ist Günther zuversichtlich, dass sich das besondere Angebot des grundlegend modernisierten Salü auszahlen werde. Auch die Investition in den 16 Meter hohen Rutschenturm – allein dafür waren 3,8 Millionen Euro erforderlich – war aus seiner Sicht die richtige Entscheidung. „Wir haben jetzt die längste Wettkampfrutsche Deutschlands. Das macht uns einzigartig.“
Aktionen wie die Wasserrutschenmeisterschaft, die im Januar zahlreiche Besucher anlockte, seien zudem wichtig, um auch Gäste zwischen 15 und 30 Jahren für das Salü zu gewinnen. Generell seien die besonderen Veranstaltungen wieder sehr erfolgreich, sagt der Salü-Chef. Einmal im Monat wird freitags bei „Nachts im Salü“ die Sauna und die Badewelt bis ein Uhr nachts geöffnet, im März gibt es wieder einen Brauhausabend mit Malz- und Hopfenaufgüsse sowie Bierverkostungen in der Sauna.
Auch wenn die Gäste idealerweise nichts von der aktuellen Schwierigkeiten mitbekommen, die finanziellen Herausforderungen bleiben bestehen. So ist laut Günther bisher nicht geklärt, in welcher Höhe das Salü vom Energiepreisdeckel im Industriesektor profitieren wird. Die bisher vorgesehene Lösung sehe als Bemessungsgrundlage den jeweiligen Monat im Jahr 2021 vor. Da war die Salztherme jedoch zeitweise geschlossen, die Einnahmen fielen in dieser Zeit komplett weg. Hier müsse es eine andere Lösung für die Entlastung der Bäder geben, so Günther. „Die Kosten für Energie sind nach wie vor ein massives Problem.“