Lüneburg. Ein Jahr nach der Sanierung der Salztherme Lüneburg zahlt sich die moderne Technik aus. Doch Energiekrise birgt Unsicherheiten.
Captura ist der heimliche Star in der Unterwelt der Salztherme Lüneburg (Salü). Die modulare Filteranlage im Keller des Freizeitbades sorgt seit einem Jahr dafür, dass das Wasser aus den Schwimmbecken so sparsam wie möglich gereinigt wird – mit weniger Wasser, Energie und Chemikalien als vor der umfassenden Sanierung des Salü. Zudem sind die Filter aus vollständig recycelbaren Material hergestellt. Captura ist das Herzstück der neuen Wasseraufbereitungsanlage und ein wichtiger Grund dafür, dass die Salztherme aktuell rund 20 Prozent weniger Energie verbraucht als noch vor fünf Jahren.
„Unser Ziel ist es, 30 Prozent einzusparen“, sagt Geschäftsführer Dirk Günther. Die Gebäudehülle sei durch die Sanierung bereits auf dem neuesten Stand, daher blieben für weitere Einsparungen nur Anpassungen in den betrieblichen Abläufen. In den vergangenen Monaten wurde in einigen Becken die Wassertemperatur leicht abgesenkt, mit Pumpen betriebene Extras werden seltener eingeschaltet und neben der kleinen Sauna sind zurzeit auch zwei Außensaunen geschlossen. Im sogenannten Kaminzimmer wird Feuer nur noch zu bestimmten Zeiten angefeuert.
Viele Kleinigkeiten tragen zum Energiesparen im Salü bei
„Viel Energie sparen wir auch durch die Abdeckung auf dem Außenbecken“, sagt Günther. Die Plane wird nun eine Stunde später abgenommen, das Becken ist erst von 11 Uhr an geöffnet. Auch die Rutsche, eine der größten Attraktionen des erneuerten Freizeitbads, wird erst eine Stunde später angestellt.
Bei all diesen Kleinigkeiten geht Günther schrittweise voran. Auf keinen Fall will er diesen bestimmten Punkt überschreiten, an dem alles kippt, wie er sagt. „Wenn die Badegäste sich nicht mehr wohlfühlen und nicht mehr herkommen, fehlt uns das Wichtigste, was wir im Moment brauchen.“ Auch deshalb ärgert er sich über Forderungen einiger Politiker, Bäder und Saunen wegen des Energieverbrauchs im Winter zu schließen.
Damit werde auch den Badegästen ein schlechtes Gewissen gemacht. „Die momentane Situation ist unglaublich schwierig“, sagt Günther. „Aber ein Freizeitbadbesuch ist kein Luxus. Er dient der Gesunderhaltung und ist auch wichtig, um mit Kindern mal rauszukommen.“
Salztherme bezieht Fernwärme aus 100 Prozent Biogas
Dabei hat die Salztherme außer der modernisierten Technik einen weiteren Vorteil, mit dem sie punkten kann. Sie benötigt kein Erdgas für den Betrieb, sondern bezieht für die Heizung und die Lüftung Fernwärme. Die Saunen werden elektrisch beheizt. Die Blockheizkraftwerke des Versorgers Avacon, aus denen die Fernwärme stammt, werden vollständig mit Biogas betrieben. Das könne sich allerdings auch ändern, sagt Günther, zum Beispiel, wenn das Biogas an anderer Stelle dringend benötigt werde.
Am wesentlichen Punkt der Energiebilanz des Salü würde aber auch das nichts ändern. Von einst neun Millionen Kilowattstunden im Jahr 2017 – dem letzten Jahr mit regulärem Betrieb vor der Sanierung und der Corona-Pandemie – hat das Bad seinen Verbrauch bisher auf sieben Millionen Kilowattstunden gesenkt. Das ist immer noch viel Energie, die zudem mit rasant steigenden Kosten verbunden ist.
Kosten für Fernwärme sind seit 2017 um 300 Prozent gestiegen
Wie hoch genau die Rechnung für die Fernwärme ausfällt, könne er nicht beziffern, sagt der Geschäftsführer. Der variable Preis sei abhängig von der Entwicklung am Markt. Eine Zahl hat er jedoch genau im Kopf: „Im Vergleich zum Jahr 2017 beträgt die Preissteigerung derzeit etwa 300 Prozent.“
Diese Kostenexplosion sowie die Tatsache, dass der Betrieb eines Freizeitbades bei allen Bemühungen immer energieintensiv bleiben wird, sind die Gründe, warum Günther zwei Dinge nicht garantieren kann. Das eine ist die Stabilität der Eintrittspreise. „Wir werden die derzeitigen Preis erst einmal beibehalten. Aber wenn es keine Hilfen für die Bäder gibt, werden wir nicht umhin kommen, über Anpassungen nachzudenken.“ Das andere ist die Öffnung der Salztherme auch im Winter. Im schlimmsten Fall komme irgendwann die Order, dass alle Bäder schließen müssten, so Günther. „Aber das ist der Extremfall, von dem derzeit nicht auszugehen ist.“
Geschäftsführer will das Freizeitbad unbedingt geöffnet halten
Falls es doch soweit kommen sollte, wären die Auswirkungen dramatisch. Allein die ökonomischen Folgen einer Schließung seien nicht zu unterschätzen, sagt der Salü-Chef. Zwar sei der Betrieb eines Bades oft defizitär, doch zugleich biete er Arbeitsplätze und Aufträge für örtliche Handwerker. So sind in der Lüneburger Salztherme 75 Menschen beschäftigt, hinzu komme Personal für Reinigung und Gastronomie. Ihnen habe er angesichts der öffentlichen Diskussion bereits Mut zugesprochen, sagt Günther. „Wir werden alles tun, um geöffnet zu bleiben.“
Seine Hoffnungen liegen dabei auch auf dem technischen Unterbau des Gebäudes. Im Untergeschoss verrichtet nicht nur Captura mit 16 Filtern ihr Werk, hier wird auch Wärme aus dem Schwimmbad wiederverwendet. Immer wieder durchläuft sie den Wärmetauscher, sodass die Wärme aus den Wasserbecken am Ende auch für eine angenehme Lufttemperatur sorgt.
Und auch diese Zahlen hat der Chef parat: Durch die neuen Beckenwasserpumpen werden 51 Prozent Strom gespart, die LED-Beleuchtung bedeutet eine Reduzierung um 57 Prozent und in den Heizungs- und Wasserzirkulationspumpen beträgt die Einsparung sogar 67 Prozent.
Salü bietet Führungen durch die Technikwelt an
Die Salztherme Lüneburg – das ist Schwimmen, Rutschen und in die Wellen springen. Aber was steckt dahinter? Wie kommt das Wasser an den Anfang der Rutschen? Und wie entstehen die Wellen? Diese und weitere Fragen beantwortet Geschäftsführer Dirk Günther bei Rundgängen durch die Technikwelt des Salü: am Freitag um 14 und 16 Uhr sowie am morgigen Sonnabend
um 9 und 11.30 Uhr.
Im Kellergeschoss des Salü verlaufen mehrere hundert Kilometer Kabel. Viele Maschinen, Pumpen und Motoren verrichten Tag und Nacht ihre Arbeit. Jedes Becken hat einen eigenen Wasserkreislauf. Und es gibt Lüftungsschächte, die höher als zwei Meter sind.
Dirk Günther zeigt den Führungsteilnehmern die Anlagen, er erklärt, wie alles funktioniert und beantwortet Fragen zu Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz. Treffpunkt für die Führungen ist zu den genannten Zeiten das Foyer des Salü, Uelzener Straße 1-5. Die Teilnahme kostet pro Person 7,50 Euro. Weitere Informationen zu den Führungen sowie Tickets gibt es im Internet unter www.salue.info.