Ardestorf. Die ARD-Satiresendung „Extra 3“ hatte bereits über die neue Abgabestelle berichtet. Und gibt es eine neue Wende im Müllstreit.
Mit der Posse um die neue Abfallannahmestelle bei Ardestorf hatte es der Landkreis Harburg sogar in die ARD-Satiresendung „Extra 3“ geschafft: Ein Aufschrei der Empörung war durch die Anwohnerschaft gegangen, weil im Zuge der Neueröffnung der Wertstoffannahmestelle (WAS) Ardestorf im Frühjahr 2021 die Container, in die Restmüll und Grünmüll wandern sollen, nur über eine Treppe zu erreichen waren. Nicht gerade einfach, wenn man schon etwas älter ist oder gehbehindert ist. „Extra 3“ mokierte sich deshalb über den Ardestorfer „Müll-Hürdenlauf“.
Nach den Bürgerprotesten wurden schließlich Verbesserungen beschlossen, der Kreis stellte inzwischen zwei weitere Container auf, die hinten geöffnet werden können und somit eine „fast ebenerdige Befüllung ermöglichen“, wie es aus dem Kreishaus heißt. Darüber hinaus stehe das Annahmepersonal zur Unterstützung von Hilfebedürftigen bereit. Gegenüber den Annahmestellen in Hanstedt und Nenndorf sei das schon heute eine Verbesserung der Annahmesituation.
Der barrierefreie Umbau hätte rund 237.000 Euro gekostet
Dennoch hatte der Kreistag für Ardestorf Abhilfe versprochen und beschlossen, dass für den Grünabfall eine ebenerdige Fläche angelegt wird, auf der Anlieferer ihren Grünschnitt schnell und barrierefrei abladen können. Der Bau einer solchen Betonplatte hätte nach Berechnungen der Verwaltung allerdings rund 237.000 Euro gekostet und ein aufwendiges Genehmigungsverfahren erfordert.
Nach der Sitzung des Kreistags am vergangenen Montag ist dieser Plan nun endgültig vom Tisch: Der Kreistag hat mit großer Mehrheit beschlossen, dass die Anlage in Ardestorf nun doch nicht um eine Bodenplatte erweitert wird.
Umfrage unter Nutzern lieferte neue Erkenntniss
Zuvor hatte die Kreisverwaltung dargestellt, dass inzwischen praktisch keine Beschwerden mehr über die Art der Grünabfallannahme bei der WAS Ardestorf eingehen würden und die Verwaltung daher anrege, von einem Umbau vorerst abzusehen.
Die Abfallwirtschaft habe Ende Mai eine zweiwöchige nicht repräsentative Meinungsumfrage durchgeführt, um die aktuelle Sicht der Nutzer zu erhalten. Die Auswertung habe ergeben, dass 9,7 Prozent oder 13 von 134 Personen nicht mit der Grünabfallabgabe zufrieden sind. 90,3 Prozent - 121 von 134 Personen – finden demnach die Abgabemöglichkeit für Grünschnitt „okay“ oder sind „sehr zufrieden“.
76 Prozent der Anlieferer bringen Grünschnitt nach Ardestorf
„Die Ergebnisse der Meinungsumfrage werden zum Teil in die Nachoptimierung der Annahmestelle einfließen, so dass unter anderem die Öffnung eines dritten Containers mit Rampenzugang in Planung ist“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.
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Kreistagsmitglied Jan Lüdemann aus Elstorf, gleichzeitig Vorsitzender der Fraktion der UWG/Freie Wähler im Neu Wulmstorfer Gemeinderat, kann diese Argumentation nicht nachvollziehen und hat gegen die Ablehnung des Umbaus der Ardestorfer Anlage gestimmt. „Natürlich haben sich die Anwohnerinnen und Anwohner jetzt nicht mehr beim Kreis beschwert, weil ihnen aus Winsen ja eine Lösung versprochen wurde. Dass dies nun nicht geschieht, finde ich sehr unbefriedigend. Wenn der Kreis das zugesagt hat, sollte er es auch umsetzen.“
Ältere und auch jüngere Nutzer haben Schwierigkeiten
Nutzerinnen und Nutzer der Annahmestelle seien nach wie vor genervt, meint Lüdemann. Nicht nur älteren Menschen fiele es schwer, Grünmüll in die Container zu entsorgen.
Nach Zahlen des Landkreises bringen rund 76 Prozent der Anlieferer Grünschnitt nach Ardestorf, gefolgt von sogenannten „gemischten Siedlungsabfällen“ (neun Prozent), Wertstoffen (acht Prozent) und sonstigen Abfällen wie E-Schrott und Bauschutt (sieben Prozent). Die Auswertung der Anlieferzahlen zeigten, dass man sich mit durchschnittlich 220 Anlieferern pro Tag (30 pro Stunde) auch nach einjähriger Betriebszeit noch unterhalb der Prognose von 265 Anlieferern pro Tag bewegen würde.