Hittfeld. Weil es ihnen eine Herzensangelegenheit ist: Schüler vom Gymnasium Hittfeld verpacken Geschenke für bedürftige Kinder.
Die Geschenke stapeln sich fast bis zur Decke. Vanessa Mohn und ihre Mitstreiter vom Schülersprecher-Team des Gymnasiums Hittfeld haben sie durchgezählt. 178 Stück sind es in diesem Jahr. So viele wie nie zuvor seit Bestehen der Aktion „Hittfelder Weihnachtskartons“.
Die Tradition, für Kinder aus sozial schwachen Haushalten ein Weihnachtsgeschenk zu packen, gibt es an der Schule seit drei Jahren. Immer im November rufen die Schülersprecher die rund 1200 Schülerinnen und Schüler dazu auf, Weihnachtsgeschenke für bedürftige Kinder in ihrer Umgebung in Schuhkartons zu verpacken. „Die Pakete werden anschließend der Hamburger Tafel übergeben, die diese verteilt“, sagt Vanessa Mohn. „Wir hoffen, dass wir damit den Kindern und Familien eine Freude machen können.“
Deo, Duschgel und Handtücher, Bälle, Puppen, Lego
Die Inhalte der Kartons – von denen jeder einzelne von den Initiatoren noch einmal kontrolliert wird – sind vielfältig. Kuscheltiere und Kleidung, Deo, Duschgel und Handtücher, Bälle, Puppen, Lego und Playmobil, Knete, Puzzle und jede Menge anderer Spielsachen befinden sich darin. Hinzu kommen Süßigkeiten sowie Lern- und Schulsachen wie Schere, Stifte, Block, Malbücher und Taschenrechner sowie ein Foto des Schenkenden oder ein Brief mit ein paar persönlichen Weihnachtsgrüßen.
Für die Hamburger Tafel sind die Spenden der Schülerinnen und Schüler eine große Bereicherung. Dass in diesem Jahr außergewöhnlich viele Pakete gepackt worden sind, freut die Tafel-Mitarbeiter Wolfgang Naujoks und Reinhard Pengel ganz besonders. Denn auch die Zahl der Männer und Frauen, die regelmäßig zur Tafel kommen, um sich mit den notwendigsten Lebensmitteln einzudecken, ist in den vergangenen Monaten rasant gestiegen. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs und durch den ständig wachsenden Strom Geflüchteter aus dem Land, muss die Hilfseinrichtung immer mehr Menschen versorgen. „Der Andrang ist groß“, sagt Wolfgang Naujoks. „Es kann nie genug geholfen werden.“
Sich für andere einzusetzen ist für die Schüler eine Herzensangelegenheit
Naujoks, ehemaliger Postbeamter und seit vier Jahren pensioniert, ist ehrenamtlicher Fahrer bei der Hamburger Tafel. Um früher in den Ruhestand gehen zu dürfen, musste er als Beamter 1000 ehrenamtliche Stunden ableisten. Als Ort dafür suchte er die Tafel aus. „Die 1000 Stunden hatte ich nach zehn Monaten abgebummelt, obwohl ich dazu drei Jahre Zeit gehabt hätte“, sagt er. Und weil ihm die Aufgabe gefiel, machte er weiter. Vier Tage in der Woche sitzt er hinterm Steuer des großen Lieferwagens, sammelt in den Supermärkten und Discountern Lebensmittel ein und bringt sie zur Ausgabestelle der Harburger Tafel und ihren Nebenstellen Neuwiedenthal, Buchholz und Winsen.
Er freut sich darüber, dass zur Weihnachtszeit zu den Lebensmitteln auch Weihnachtspäckchen dazukommen. Knapp 1000 sind es in diesem Jahr. Sie kommen von Mercedes, von der Damian Apotheke in Harburg und von den Gymnasiasten aus Hittfeld und werden jetzt bis Weihnachten und in den Tagen zwischen den Jahren an die Kinder verteilt.
Zuletzt haben die Schüler mit behinderten Menschen Hochbeete angelegt
Sich für andere einzusetzen, ist für die Hittfelder Schülerinnen und Schüler eine Herzensangelegenheit – nicht nur zu Weihnachten. So besteht seit vielen Jahren eine Kooperation zwischen dem Gymnasium Hittfeld und dem Haus Huckfeld, bei der die Jugendlichen mit den geistig und mehrfach behinderten Bewohnern gemeinsam etwas auf die Beine stellen.
Zuletzt wurden zusammen Hochbeete angelegt. Auch für die vom Krieg in der Ukraine betroffenen Menschen hat sich die Schülerschaft engagiert. Als im Februar die russische Armee in die Ukraine einmarschierte, organisierten sie einen Spendenlauf, sammelten an einem Vormittag sagenhafte 120.000 Euro. Das Geld spendeten sie an den Verein Hanseatic Help und das Deutsche Rote Kreuz. Beide Institutionen engagieren sich in der Ukrainehilfe.
Die Schüler hoffen, dass sie mit ihren Paketen Kinder glücklich machen können
Dass ihre Weihnachtsgeschenke auch Kinder aus der Ukraine erreichen werden, die vor dem Krieg in ihrer Heimat nach Deutschland geflüchtet sind, freut die Schülerinnen und Schüler ganz besonders. „Der Gedanke, dass es Kinder gibt, die Weihnachten vor einem leeren Gabentisch, weit weg von Zuhause, stehen, ist bedrückend“, sagt Schülersprecher Torben Spengler. „Uns geht es gut. Wir können Weihnachten mit unserer Familie verbringen, gemeinsam feiern, den Gottesdienst besuchen.“
Die Jugendlichen wissen, dass all das, was für sie selbstverständlich ist, für viele eben nicht selbstverständlich ist. Und dass ein Krieg von heute auf morgen alles ändern kann. „Wir hoffen, dass wir mit den Paketen Kinder glücklich machen können“, sagt Torben Spengler. „Wenn das gelingt, haben wir uns selbst das schönste Weihnachtsgeschenk gemacht.“