Landkreis Harburg. Landkreis Harburg erwartet Ankunft Geflüchteter an den Feiertagen. Verzögerungen gibt es bei den Unterkünften.
Aus der Ukraine kommen derzeit keine Kriegsflüchtlinge im Landkreis Harburg an – zuletzt waren durchschnittlich 46 Menschen pro Woche aufgenommen worden. Von einer Beruhigung der Flüchtlingssituation kann allerdings keine Rede sein. „Ganz im Gegenteil“, sagt Kreissozialdezernent Reiner Kaminski. Lieferschwierigkeiten und Personalmangel bei den Bauunternehmen verzögerten die Fertigstellung neuer Unterkünfte. Die Verwaltung muss dringend Plätze schaffen, weil wöchentlich weiterhin um die 40 zusätzliche Asylbewerber untergebracht werden müssen. Der Landkreis Harburg hat im Jahr 2022 von Januar bis Oktober 3274 Flüchtlinge aus der Ukraine neu aufgenommen und 829 Personen aus dem Rest der Welt.
Geflüchtete im Landkreis Harburg: Ankünfte erstmals auch Weihnachten und Neujahr
Hinzu kommt in diesem Jahr eine spezielle Herausforderung: Erstmals erreichen Flüchtlinge auch über Weihnachten, Neujahr und zwischen den Feiertagen den Landkreis Harburg. „In den Vorjahren haben das die Landesaufnahmestellen übernommen“, so Kaminski. „Wir sind es seit 2014 gewohnt, dass um die Feiertage Hektik herrscht. Dieses Jahr wird es aber noch komplizierter.“ Behördliche Aufnahmeverfahren müssten auch an diesen Tagen ordnungsgemäß durchgeführt werden. Hinzu kommen die Vorbereitungen der im Landkreis verteilten Einrichtungen. Zuständig für alle örtlichen, zentralen Flüchtlingsunterkünfte ist seit 2022 der Dienstleister Living Home.
Ein generelles Problem, das sich durch die Ankünfte an den Feiertagen verschärft: Die Landesbehörde teilt dem Kreis erst kurzfristig Details zu den Ankömmlingen wie Geschlecht, Nationalität oder Religionszugehörigkeit mit. In der Regel drei bis sieben Tage vor der Ankunft. Teilweise müssen die Mitarbeiter in den Unterkünften spontan auf besondere Bedürfnisse reagieren – beispielsweise auf einen barrierefreien Zugang für Rollstuhlfahrer. „Wir bereiten uns jetzt auf die Lage vor und werden auch an Weihnachten Gewehr bei Fuß stehen“, kündigt Reiner Kaminski an.
Verteilquote: Mit so vielen Menschen rechnet der Landkreis Harburg
Im Kreisausschuss für Gesundheit, Integration und Soziales hatte die Verwaltung am Mittwoch über die aktuelle Flüchtlingssituation informiert und die Planung vorgestellt. Weil Niedersachsen seine Verteilquote für Ukrainer erfüllt hat, erreichen aktuell keine Menschen aus dem russisch-ukrainischen Kriegsgebiet den Kreis. Die Verwaltung rechnet mit monatlich 40 bis 50 neuen Zuweisungen mit Menschen aus dem Rest der Welt. Das entspricht den Niveau der vergangenen Monate.
Heikel: Das Kontingent der Landesbehörde sieht für den Kreis Harburg eigentlich 3000 bis 4000 Flüchtlinge zwischen September 2022 und April 2023 vor. Laut Sozialdezernent Kaminski wären das mehr als 90 Personen pro Woche. „Wir sind dazu im Austausch mit dem Land und gehen zunächst von unseren Zahlen aus“, sagt er. „Sollte die Zahl der monatlichen Zuweisungen tatsächlich erheblich steigen, haben wir ein echtes Problem.“
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Geflüchtete im Landkreis Harburg: Wie viele Unterkünfte es gibt – wo neue geplant sind
Für Dezember ist die Eröffnung mehrerer Unterkünfte im Kreis geplant. Bezugsfertig ist der Standort Tostedt (30 Plätze), dessen Fertigstellung sich um mehrere Monate verschoben hatte. Eine große Containeranlage in Meckelfeld (140 Plätze) kämpft aktuell mit Lieferverzögerungen. In Hittfeld steht der Bau zweier Unterkünfte vor dem Abschluss. Im Januar soll ein festes Gebäude als Standort in Rosengarten hinzukommen. Für Februar bis Juni sind acht weitere Container-Bauten oder Erweiterungen in Winsen, Buchholz, Salzhausen, Stelle, Tostedt und in der Samtgemeinde Elbmarsch geplant. Der Zeitplan sei mit Vorsicht zu genießen.
Derzeit unterstehen dem Landkreis 55 Flüchtlingsunterkünfte mit 2707 Plätzen (ohne Ukrainer), davon 35 als zentrale Unterkünfte. Eine große Notunterkunft mit 100 Plätzen (bald 180) wurde in der Winsener Sporthalle eingerichtet. Den Aufbau weiterer Notunterbringungen in Turnhallen und Gemeindehäusern versucht der Landkreis zu vermeiden, prüft aber die Möglichkeiten.