Lüneburg. Süßigkeiten und Kaffee sollen Familien in der Ukraine zu den Festtagen Trost und Freude schenken. Doch wohin gehen die Spenden?

741 Weihnachtspakete – das ist schon eine ganze Menge. Ehrenamtliche Helfer packen in diesen Tagen in der Scheune der Lüneburger Stiftung Hof Schlüter Weihnachtspakete für die Menschen in Bila Zerkwa. Die Stiftung leistet seit rund 25 Jahren in der ukrainischen Stadt humanitäre Hilfe – Bila Zerkwa liegt etwa 80 Kilometer von Kiew entfernt. Ein Engagement, das gerade jetzt in Kriegszeiten besonders wichtig ist.

Fast wöchentlich verlässt ein Lkw beladen mit Hilfsgütern das Hofgelände in Richtung Ukraine. Ein Lkw ist schon fest verplant für das Weihnachtsfest. Jedes Jahr schickt die Stiftung einen Lkw beladen mit Weihnachtsgeschenken in die Ukraine.

Jeder Mensch habe an Weihnachten etwas Schönes verdient, finden die Schüler

In diesem Jahr helfen zum ersten Mal Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Johanneum in Lüneburg beim Packen. „Ich arbeite hier heute mit, weil es eine Gelegenheit ist, anderen Menschen etwas Gutes zu tun“, sagt die 14 Jahre alte Mona Grujic. Ihre Klassenkameradinnen Yasmina Grambow (14) und Djessika Oldenburg (13) finden, jeder Mensch habe an Weihnachten etwas Schönes verdient. „Wir helfen auch, weil wir sehen, welches Elend dieser Krieg für die Menschen in der Ukraine bringt“.

Schon im Sommer hatten die Gymnasiasten des Johanneums einen Teil des Erlöses aus ihrem Spendenlauf der Stiftung gespendet. „Das waren 20.000 Euro. Natürlich hat uns an der Schule auch dieser Krieg beschäftigt, und wir wollten helfen. Es gibt hier in Lüneburg einfach keine bessere Adresse als die Stiftung Hof Schlüter. Das sind Profis, die das Land kennen und genau steuern können, wo das Geld hinkommt. Bei der Scheckübergabe haben wir dann spontan beschlossen, mit einigen Schülern hier beim Vorbereiten der Weihnachtspäckchen zu helfen“, sagt der Lehrer der Jugendlichen, Daniel Kruse.

Kekse, Schokolade, Fruchtgummi und Stollen – alles, was Spaß macht, darf in die Weihnachtspakete für Bila Zerkwa.
Kekse, Schokolade, Fruchtgummi und Stollen – alles, was Spaß macht, darf in die Weihnachtspakete für Bila Zerkwa. © HA | Rachel Wahba

Stiftungsvorstand André Novotny und seine ehrenamtlichen Helfer in der Spendenscheune auf dem Hofgelände der Stiftung freuen sich über die Tatkraft der Jugendlichen. Novotny: „Wir planen gerade den Neubau eines Kinderheimes in Bila Zerkwa. Dafür werden wir die 20.000 Euro verwenden. Es begeistert mich jedes Mal, wenn Kinder oder Jugendliche in einem reichen Land wie Deutschland über ihren Tellerrand blicken und die Notwendigkeit sehen, sich zu engagieren.“

Für die Erwachsenen gibt es eine Flasche Baileys

Die Gymnasiasten packen Schokolade, Kekse, Stollen, Tee, Kaffee, ein paar Hygieneartikel und für die Erwachsenen eine Flasche Baileys in die Kartons. „Für unsere Menschen, besonders für die Kinder, ist der dauernde Raketenbeschuss in der Stadt eine sehr große Belastung, genauso wie die katastrophale Stromversorgung im Moment. Am schlimmsten ist es in den Hochhäusern, wo die Leute keinen Holzofen haben. Die Kinder werden im Luftschutzkeller in der Kälte bei Kerzenlicht unterrichtet. Die Lage ist gerade sehr schlimm“, erklärt Kolja Daskewich den Jugendlichen aus Lüneburg. Daskewich arbeitet für die Stiftung Hof Schlüter in der Ukraine und ist vor mehreren Monaten mit seiner Familie nach Lüneburg geflüchtet.

Die Stiftung Hof Schlüter ist eine der wenigen Nicht-Regierungsorganisationen, die Hilfslieferungen noch direkt ins Kriegsgebiet transportieren. Am 13. Dezember sollen alle 741 Weihnachtspakete für Bila Zerkwa gepackt, auf den Lkw verladen sein und in die Ukraine transportiert werden. So kommen die Weihnachtsgeschenke rechtzeitig zum russisch-orthodoxen Fest am 7. Januar bei den Empfängern in Bila Zerkwa an.