Moisburg. Anwohner haben genügend Anteile für das genossenschaftliche Ladenkonzept erworben – Projekt könnte Vorbild für viele Dörfer und Gemeinden sein

Es ist geschafft: In Moisburg wird es bald den ersten Tante-Enso-Dorfladen in der gesamten Region geben. Nach nur einem Monat des Werbens für das innovative Ladenkonzept haben bereits 339 Teilhaber 368 Anteile an dem genossenschaftlichen Projekt erworben. Wie berichtet müssen mindestens 300 Dorfbewohner jeweils einen Anteil über mindestens 100 Euro in einer Einkaufsgenossenschaft zeichnen, also Teilhaber werden, bevor „Tante Enso“ einen Laden eröffnet. Mehr als 100 Anträge laufen noch.

„Die Unterschrift unter den Mietvertrag ist nur noch eine Frage der Zeit“, freut sich Moisburgs Bürgermeister Ronald Doll (VWGM). „So richtig kann ich mich aber erst freuen, wenn das Schild draußen dranhängt und der Laden eröffnet ist.“

Bisher gibt es in Moisburg außer zwei Bäckern keinen Nahversorger

Die Gemeinde, in der es außer zwei Bäckern keinen Nahversorger gibt, hatte sich um die Realisierung eines Dorfladens nach dem Konzept von Tante Enso beworben. Das Unternehmen ist Teil des Internetmarktplatzes Myenso. Der Online-Händler wurde von dem Marktforscher Norbert Hegmann und dem Unternehmensberater Thorsten Bausch 2016 gegründet. Seit 2019 Jahren verkaufen sie nicht nur Lebensmittel online, sondern bauen auch Kleinsupermärkte – und zwar vermehrt auf dem Land.

In diesem Wohn- und Geschäftsgebäude, das sich nahe der historischen Wassermühle in der Ortsmitte von Moisburg befindet, wird Tante Enso eröffnen.
In diesem Wohn- und Geschäftsgebäude, das sich nahe der historischen Wassermühle in der Ortsmitte von Moisburg befindet, wird Tante Enso eröffnen. © HA | Sabine Lepél

Tante Enso – der Name ist eine Kombination aus den Worten „Tante-Emma-Laden“ und „Myenso“ - realisiert diese genossenschaftlich getragenen Mini-Supermärkte. Bundesweit soll das Konzept auf 800 bis 1000 Standorte ausgedehnt werden. Ende 2022 soll es bereits 25 bis 35 Tante-Enso-Läden geben, so die Unternehmensstrategie. Getragen wird der Dorfladen von einer GmbH, die vor Ort gemeldet ist und zur einen Hälfte der Einkaufsgenossenschaft und zur anderen Hälfte dem Onlineshop Myenso gehört.

Markt in Moisburg soll möglichst bereits zum Ende des Jahres eröffnen

Der Markt in Moisburg soll möglichst bereits zum Ende des Jahres eröffnen. Geeignete Flächen stehen in einem Wohn- und Geschäftsgebäude mitten im Dorf bereit: „Tante Enso könnte alle Flächen neben der Mühlenbäckerei Schmacke anmieten“, so Doll. „Der Umbau erfordert allerdings noch ein paar Abstimmungen.“ Ein Bauleiter sei bereits vor Ort gewesen. Möglicherweise muss für die Zusammenführung der drei verschiedenen Geschäftsflächen eine Mauer entfernt werden. „Wenn dazu ein Bauantrag nötig werden sollte, kann das natürlich dauern und die Eröffnung verzögern“, so Doll. Er hofft in dem Fall auf eine schnelle Genehmigung durch den Landkreis. Insgesamt könnte sich der Tante-Enso-Laden in Moisburg auf einer Fläche von rund 240 Quadratmetern plus Lagerraum ausbreiten. Zunächst erfolgt die Phase der „Co-Creation“, in der die Dorfbewohner aktiv an der Gestaltung ihres Tante Enso mitwirken können.

Dafür wird demnächst ein Datum für einen Workshop festgesetzt, bei dem Wünsche und Ideen für den Dorfladen eingebracht werden können. „Die im Workshop erarbeiteten Inhalte nehmen wir mit und prüfen sie auf Umsetzbarkeit“, so Myenso-Gründer Thorsten Bausch. „Wir werden alles geben, damit die Anregungen Teil des Tante Enso-Konzepts für den neuen 24/7-Dorfladen werden.“ Im Anschluss werde ein detaillierter Shop-Plan erstellt und Mitarbeiter gesucht, die gern aus dem Ort kommen sollen. Außerdem werde das Gesamtkonzept verfeinert, um den neuen Tante Enso möglichst schnell eröffnen zu können.

Kunden können bei Tante Enso rund um die Uhr einkaufen

Kunden können bei Tante Enso rund um die Uhr einkaufen. Der Markt ist „24/7“ zugänglich. Zu noch festzulegenden Tageszeiten ist das Geschäft mit Personal besetzt. Außerhalb der Öffnungszeiten wird der Zutritt über eine Tante-Enso-Karte geregelt, mit der die Tür geöffnet und an der Selbstbedienungskasse gezahlt werden kann. Für die Karten entstehen keine Kosten, es gibt keinen Mindestumsatz. Einkaufen kann bei Tante Enso jeder – auch ohne Anteile zu besitzen.

Das Sortiment umfasst rund 2500 bis 3000 Artikel für den Direktkauf vor Ort inklusive Obst und Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren sowie Molkereiprodukten aus der Region. Auch Start-ups und Manufakturen aus der Lebensmittelbranche soll Platz in den Regalen und Kühltruhen eingeräumt werden. Wenn im Sortiment etwas fehlt, können Wünsche zur Ergänzung geäußert oder bis zu 20.000 Artikel im Online-Supermarkt Myenso bestellt werden. Diese werden dann in die Tante-Enso-Filiale geliefert, ebenso wie Bestellungen von Zuhause aus. Manche Tante-Enso-Läden bieten sogar einen Lieferservice an.