Winsen. Michael Hagedorn war seit 1984 Lehrer in der Kreisstadt - sein gesamtes Berufsleben lang. Am Mittwoch ging er in den Ruhestand.
An eine Postkarte erinnert sich Michael Hagedorn, wenn man ihn nach dem schönsten Moment während seiner Lehrer-Karriere fragt. Die Karte kam von einer Schülerin, sie hatte seinen Leistungskurs im Fach Biologie besucht. Nun schrieb sie, dass sie ihre Prüfung zur Physiotherapeutin nur geschafft habe, weil ein Thema, auf das sie sich nicht vorbereitet hatte, vorher im Unterricht vorgekommen war, die Energiegewinnung im Muskel. „Das hat mich sehr gefreut“, blickt Hagedorn zurück. „Denen habe ich es gezeigt“, habe die ehemalige Schülerin geschrieben, erzählt er lachend.
38 Jahre lang war der 65-Jährige in Winsen Lehrer, sein gesamtes Berufsleben lang, zunächst am Gymnasium in der Bürgerweide, dann ab 2004 am neu gegründeten Luhe-Gymnasium. Seit 2016 leitete er die Schule – bis zu dieser Woche. Am gestrigen Mittwoch hat er sich von seinen Schülerinnen und Schülern, rund 800 aktuell, verabschiedet. Den Eintritt in den Ruhestand nimmt er überraschend gelassen, große Pläne habe er nicht, sagt er: „Man muss ich erst einmal in den neuen Lebensabschnitt einfühlen und dann sehen, was so geht.“
Er hat seine Ziele erreichen können
Schulleiter zu werden, hatte Hagedorn nicht unbedingt vorgehabt, vielleicht genauso wenig, wie er vorgehabt hatte, von Hamburg nach Winsen zu ziehen, auf die andere Seite der Elbe. Vor 2016 war er Koordinator am Luhe-Gymnasium gewesen. Auf die Stelle des Schulleiters bewarb er sich auf den letzten Drücker. „Das war schon eine gewaltige Aufgabe und ich war nicht mehr der Jüngste“, sagt er heute.
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Rückblickend sei er sehr zufrieden über die Ziele, die er als Schulleiter erreichen konnte: Das Luhe-Gymnasium sei eine freundliche Schule, auch wenn es manchmal schwere Entscheidungen zu treffen gebe, und er habe Unterrichtsprofile einführen können, die fächerübergreifende Projektarbeit ermöglichen. Ein wichtiger Schritt sei außerdem die Erweiterung der Schule gewesen – um den steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden, erhielt sie 2021 zwölf neue Räume. Hagedorn hatte sich jahrelang eingesetzt. Die Schule sei von Anfang an zu klein geplant worden, sagt er. Während der Planphase wurde die Orientierungsstufe aufgelöst, sodass das Luhe-Gymnasium eigentlich von Anfang an mehr Klassen Platz bieten musste, als berücksichtigt.
Eine Herausforderung: Geflüchtete Kinder im Schulalltag
An eine besonders schwierige Situation erinnert sich Hagedorn aber auch: Im Februar 2016 musste er von heute auf morgen 14 Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen. Dabei war er gerade erst Schulleiter geworden und gemeinsam mit seinen Kollegen dabei, sich neu aufzustellen. Alles habe dann gut funktioniert. Es passe ein Zitat: Ein Schulleiter müsse Schatzsucher sein, immer ein Schätzchen finden.
Ganz so untätig, wie zunächst gesagt, ist Michael Hagedorn aber auch im Ruhestand nicht. Schon am Donnerstag nimmt er am Jazz- und Rockworkshop in Salzgitter teil und widmet sich seinem Hobby, dem Posaunespielen. Bisher habe er den Kurs immer aufgrund seiner Aufgaben verpasst, sagt er, jetzt lasse er sich ihn nicht entgehen. Die Schülerschaft werde er aber sehr vermissen, es habe nie Ärger an der Schule gegeben, man vertraue sich gegenseitig.