Lüneburg. Im größten Lüneburger Neubaugebiet bringt Quartiersmanager Max Werner die Bewohner miteinander in Kontakt.

Sein Ziel ist es, aus dem Hintergrund heraus Gemeinschaft zu stiften. Engagierte Gruppen im Viertel zu unterstützen. Neue Bewohner mit bestehenden Initiativen bekannt zu machen. Den Austausch zwischen den Einrichtungen zu stärken. Max Werner ist Quartiersmanager im Hanseviertel, Lüneburgs größtem Neubaugebiet. Etwa 5000 Menschen sollen einmal auf dem früheren Kasernen­gelände im Osten der Stadt wohnen.

Die ersten Bewohner sind vor etwa zehn Jahren ins Hanseviertel, das sanierte Altbauten mit Neubauten verbindet, gezogen. Der erste Bauabschnitt bestand weitgehend aus Einfamilien- und Reihenhäusern, viele Menschen wohnen hier im eigenen Heim. Es folgte ein zweiter Bauabschnitt, in dem vor allem Mehrfamilienhäuser entstanden. Nun, im letzten Teil, werden weitere Miet- und Eigentumswohnungen gebaut, auch vier Wohnprojekte zählen dazu.

Das Stadtteilfest Ende Juni war das erste im Hanseviertel

Max Werner hat sein Büro im früheren Offizierskasino, ein Aufsteller an der Straße weist den Weg an einer Kita vorbei in den ersten Stock. Durchs Fenster sind große alte Eichen zu sehen, nicht überall in dem modern bebauten Viertel ist die Natur so präsent. An eine rote Platte an der Wand hat der Quartiersmanager weiße Zettel mit Aufgaben gepinnt. To do, in Arbeit, Warteschleife, fertig – im Vorbeigehen nimmt er den Zettel „Stadtteilfest“ und steckt ihn von links nach rechts um. „Geschafft“, sagt er lachend. „Das ist immer ein schönes Gefühl.“

Auch eine Tanzeinlage zwischen Neubauten gab es beim Stadtfest zu sehen
Auch eine Tanzeinlage zwischen Neubauten gab es beim Stadtfest zu sehen © Hansestadt Lüneburg | Hansestadt Lüneburg

Das Stadtteilfest Ende Juni war das erste im Hanseviertel. Max Werner hat sich dafür eingesetzt, dass die Menschen mit ihren Ideen und Projekten zusammenkommen und gemeinsam ein Fest organisieren. Auch sein Teamleiter ist zufrieden mit dem Verlauf des Fests, zu dem trotz Hitze etwa 350 Menschen gekommen waren. Das sei ein guter erster Schritt, um Gemeinschaft im Viertel zu stiften, meint Thorsten Treybig, zuständig für die Koordination der Stadtteilarbeit in Lüneburg. In anderen Vierteln dienen Stadtteilhäuser als Treffpunkt für die Bewohner, im Hanseviertel hat man sich zunächst für ein Stadtteilbüro entschieden.

Er will die Menschen zur Beteiligung motivieren

So arbeitet der Quartiersmanager mit verschiedenen Einrichtungen, wie der Lebenshilfe, der kirchlichen Paul Gerhard Gemeinde Lüne und den verschiedenen Wohnprojekten, zusammen und nutzt öffentliche Räume für seine Arbeit. Das habe durchaus Vorteile, meint Max Werner. „Da ich auf die Ressourcen vor Ort angewiesen bin, bekomme ich immer neue Impulse.“ Das hilft ihm bei seiner Arbeit, deren Ziel eine zielgruppenübergreifende Gemeinwesenarbeit ist. Er will die Menschen zur Beteiligung motivieren – ob es beim Hofflohmarkt oder beim lebendigen Adventskalender ist, beides haben engagierte Bewohner im Hanseviertel bereits organisiert.

Trotz Hitze war das erste Stadtteilfest sehr gut besucht
Trotz Hitze war das erste Stadtteilfest sehr gut besucht © Hansestadt Lüneburg | Hansestadt Lüneburg

„Es geht darum, das zu stärken und vernetzen, was bereits vorhanden ist“, erklärt der Stadtteilmanager den Ansatz. „Ich muss nicht selbst den Hut aufhaben, sondern versuche immer, gemeinsam mit Kooperationspartnern etwas auf die Beine zu stellen.“ Studiert hat der 30-Jährige, der in einem von seiner Mutter geleiteten Kinderdorf aufgewachsen ist, VWL und Staatswissenschaften, zudem ist er ausgebildeter Mediator. Im vergangenen Oktober hat er die neue Stelle angetreten, Anfang Mai ist er in sein Büro im Viertel gezogen. Dort will er noch enger in Kontakt kommen mit den Menschen, die an ihrem Viertel zum Beispiel die kurzen Wege, die vielen Spielplätze und Spazierwege schätzen. Auch die Nähe zu Autobahn und Bahnhof ist vor allem für Pendler wichtig.

Ein Platz für Jugendliche ist in Planung, bisher gibt es nur Spielplätze

Am Stand des Quartiersmanagements beim Stadtteilfest konnten die Besucher ihre Wünsche, Kritik und Anregungen an Stellwände pinnen. Mehr Bäume und weniger Müll steht da, Tempo 30 und Spielstraßen, eine Kneipe und eine Eisdiele, eine Tischtennisplatte und ein Skaterpark. Ein Platz für Jugendliche ist in Planung, bisher gibt es nur Spielplätze. Auch der Wunsch nach einem Café wurde geäußert. „Gastronomie ist auf jeden Fall noch eine Leerstelle“, sagt Max Werner. Er setzt darauf, dass sich das in den kommenden Jahren ändern wird, wenn weitere Menschen ins Viertel gezogen sind. Bisher gibt es zwar einen Bäcker mit Sitzmöglichkeit und Supermärkte mit Bäckertheke, aber nur ein Café. Und das liegt streng genommen außerhalb des Hanseviertels, im angrenzenden Speicherquartier neben der Kulturbäckerei. Max Werner zieht die Grenzen aber nicht so eng, er fühlt sich für alle Bewohner zwischen Bahngleisen und Bleckeder Landstraße zuständig.

Überhaupt versucht der Quartiersmanager, die Grenzen zwischen den Menschen aufzulockern. „Eine meiner Aufgaben ist es, den Leuten zu erklären, dass es unterschiedliche Sichtweisen auf eine Sache gibt“, sagt er. So wie bei den Grünflächen im Norden des Stadtteils. Dort gebe es unterschiedliche Nutzungsansprüche. „Die älteren Bewohner wünschen sich Bänke, andere wollen ihre Hunde laufen lassen, wieder andere wollen dort Sport machen und die Naturschützer fordern möglichst wenig Eingriffe.“ Auch die Pflege der Grünflächen stoße auf unterschiedliche Vorstellungen davon, was gut und schön sei. „Manche wollen das Gras ganz oft gemäht haben, andere ganz selten.“ Max Werner wirbt dann für gegenseitiges Verständnis.

Der Quartiersmanager hat eine Lotsenfunktion

„Vermittlungsmanagement“ nennt Thorsten Treybig das. Man wolle den Leuten ein Gesprächsangebot machen und die Gründe für bestimmte Entscheidungen erklären. „Der Quartiersmanager hat eine Lotsenfunktion, er kümmert sich darum, wie die Themen aus dem Rathaus zu den Menschen im Stadtteil kommen und umgekehrt.“ Damit das Gemeinschaftsgefühl wachsen kann, ist es wichtig, dass sich unterschiedliche Gruppen beteiligen. Junge und alte Menschen, zugezogene Pendler und verwurzelte Lüneburger, Frauen – und Männer. Letztere könnten sich noch stärker einbringen, meint Max Werner. Er hat Kontakt zu einer Whatsapp-Gruppe aufgenommen, die sich regelmäßig auf einem alten Fußballplatz am Rande des Viertels trifft. „Wenn mal eine Sanierung des Platzes ansteht, könnten wir gut die Fußballer einbinden.“

Wenn Männer aus dem Hanseviertel auf Max Werner zukommen, hat dies meistens mit einer seiner weiteren Aufgaben zu tun: Er ist auch als Energieberater für die Bewohner tätig, dies ist ein Teil seiner auf drei Jahre befristeten Stelle bei der Stadt. Die Neubauten sind energetisch bereits gut vorbereitet, es müssen Leerrohre für Photovoltaikanlagen eingebaut sein und Anschlüsse für Elektro-Ladestellen. Seit dem zweiten Bauabschnitt sind zudem Gründächer auf allen Häusern Pflicht. Doch noch können viele Gebäude mit den entsprechenden Anlagen ausgerüstet werden. Es wird daher wohl noch eine Weile dauern, bis Max Werners Beratung nicht mehr notwendig ist. Und auch als Lotse im Quartier hat er noch viele Ideen, wie er die Menschen im Hanseviertel beim gemeinsamen Ankommen unterstützen kann.