Harburg/Lüneburg. Züge sind zu voll, verspätet oder fallen ganz aus, dazu Großbaustelle und 9-Euro-Ticket – und keine Lösung in Sicht.

Wer aktuell auf den Zug von oder nach Hamburg angewiesen ist, hat es schwer. Immer wieder klagen Bahnpendler über Zugausfälle und massive Verspätungen besonders auf den Strecken der Regionalbahnen des Metronom.

Hinzu kommt eine Großbaustelle zwischen Harburg und Winsen im Bereich Stelle, mit Bussen wird versucht die Lücke im Gleisnetz notdürftig zu stopfen. Es handele sich um mehrmonatige Bauarbeiten der DB Netz AG, vor allem rund um Stelle und Bad Bevensen. Damit nicht genug: Ab August sollen Bauarbeiten im Raum Harburg hinzukommen.

Metronom: Sommermonate werden Geduldsprobe – auch wegen 9-Euro-Ticket

„Die Sommermonate werden insbesondere für Pendler, Stammfahrgäste und unsere Mitarbeiter zwischen Harburg und Lüneburg eine echte Geduldsprobe“, sagt Metronom-Sprecherin Miriam Fehsenfeld. „Wir bringen alles auf die Schiene. was wir haben“, verspricht Fehsenfeld, in deren Stimme eine gewisse Frustration mitschwingt.

Durch die Einführung des 9-Euro-Tickets sei zudem zu erwarten, dass vor allem auf den touristischen Strecken nach Cuxhaven oder in die Lüneburger Heide, im Sommer mehr Fahrgäste den Zug nutzen als zunächst geplant. „Da wirkt das 9-Euro-Ticket wie ein Brennglas für die strukturellen Probleme der Bahn“, bringt es Fehsenfeld auf Abendblatt-Anfrage auf den Punkt.

Personalnot und Softwarefehler beim Metronom sorgen für Probleme

In der Tat scheint das verbilligte Bahnfahren nun das Fass zum Überlaufen zu bringen. Seit Monaten häufen sich die Negativschlagzeilen rund um die Züge des Metronom. Die Betriebsgesellschaft kämpft mit einem steten Personalengpass, deshalb fielen bereits in der Vergangenheit zahlreiche Züge aus oder starteten mit deutlicher Verspätung, weil Mitarbeiter nicht rechtzeitig am Einsatzort erscheinen konnten. Seit April gibt es neue Züge, die mit einem Softwarefehler ausgeliefert wurden und häufig direkt nach Fahrtantritt ihren Rückweg ins Depot antreten mussten. Die Probleme halten bis heute an, der Verkehrsausschuss des Landkreises Harburg hat die Eisenbahner für ein klärendes Gespräch eingeladen.

Und nun das verbilligte Fahrticket im Regionalverkehr, das das Unternehmen an die Grenzen der Belastbarkeit bringt. „Wir wissen, dass der Sommer Kunden und Mitarbeiter stark belasten wird und bitten darum, vernünftig miteinander umzugehen, selbst wenn die Nerven einmal blank liegen“, sagt Fehsenfeld.

Bahnfrust: Am Wochenende kaum ein Zug nach Fahrplan unterwegs

Die lagen am vergangenen Wochenende schon mehr als blank. Kaum ein Zug fuhr nach Fahrplan, zumindest hatte das den Anschein, wer die Meldungen auf der Homepage mitverfolgte. Genau überprüfen lässt sich dies nicht, denn aktuelle Zahlen kann das Unternehmen noch nicht liefern.

In Harburg gestrandet: Elke P. aus Harsefeld wollte über Uelzen nach Eschede. Doch plötzlich heißt es - keine Fahrradmitnahme.
In Harburg gestrandet: Elke P. aus Harsefeld wollte über Uelzen nach Eschede. Doch plötzlich heißt es - keine Fahrradmitnahme. © Andre Lenthe Fotografie

Bereits frühzeitig hatte die Metronom Eisenbahngesellschaft angekündigt, das an allen Wochenenden generell keine Mitnahme von Fahrrädern mehr erlaubt sei. An diesem Wochenende kam wegen dem Hurricane-Festival in Scheeßel ein Bollerwagen-Verbot hinzu. Damit hatten sich die meisten Bahnfahrenden arrangiert.

So wie Elke P. aus Harsefeld, die zu ihrer Pilgerfahrradtour extra erst am Montag aufgebrochen war und in Harburg strandete. „Ich habe mich informiert und extra am Morgen noch einmal auf der Website geschaut, ob eine Fahrradmitnahme nach Uelzen wieder möglich ist“, so die Radreisende. „Da habe ich nichts gefunden und jetzt weiß ich nicht weiter. Ich suche verzweifelt nach einem Plan B, den mir hier am Bahnhof offenbar niemand geben kann.“ Elke P. schmuggelt am Ende ihr Fahrrad irgendwie rein und schafft es letztlich mit dem Zug nach Uelzen, wo ihr Anschlusszug nach Eschede wartet.

Metronom: Lösung für Pendler ist nicht in Sicht

Das gelingt nicht allen Fahrgästen. Gerade am Donnerstag und Freitag waren die Züge und auch der Schienenersatzverkehr übervoll. „Ab Uelzen können nur noch begrenzt Fahrgäste zusteigen“, stand auf der Website des Metronom bei gleich mehreren Zugverbindungen. Fahrgäste die auf einen Ersatzbus warten mussten, fühlten sich wie die Sardinen in der oft zitierten Blechbüchse.

Dabei tut die KVG den Schienenersatzverkehr im Auftrag des Metronom alles, um dem Fahrgastansturm gewachsen zu sein. „Es wurden sogar Busse aus dem Süden Niedersachsens eingesetzt“, erklärt Miriam Fehsenfeld, „aber bei dem großartigen Wetter zieht es offenbar viele Fahrgäste auf unsere attraktiven Strecken.“

Eine Lösung für die Bahnpendler hat auch sie nicht parat. „Wir können nur raten, unter der Woche die Ziele anzufahren und möglichst nicht zu den bekannten Stoßzeiten“, rät sie. Wenn möglich, sollten sich Fahrgäste vor Fahrtantritt darüber informieren, ob eine Radmitnahme möglich ist. Man bemühe sich, die aktuelle Lage so gut und schnell wie möglich abzubilden.