Neu Wulmstorf. Kommunalpolitikerin eröffnet ein Geschäft, das einen Beitrag zur Müllvermeidung leisten soll. Aber nicht nur das
An der Wand hängt eine ganze Batterie mit großen Glasbehältern und ziemlich bunten Inhalten. „Maisnudeln“, „Erbsennudeln“ „Linsennudeln“ und etliche andere Sorten gibt es dort, wie man auf den Etiketten lesen kann. Verschiedene Müsli-Varianten finden sich daneben: Nuss-Mischungen etwa, aber auch Exoten wie „Golden Chaichai“ oder „Late Night Breakfast“. Vor der bunten Wand steht Petra Andersen mit ihrer Tochter Rebecca und füllt weitere der gläsernen Behälter, räumt Säcke zur Seite oder schraubt an Regalen. Seit Ostern ist die 57-Jährige jetzt dabei, auch in Neu Wulmstorf einen „Unverpackt-Laden“ einzurichten. Am heutigen Freitag wird das ungewöhnliche Geschäft nahe der zentralen Bahnhofstraße am Grenzweg nun eröffnet.
Laden war vorher ein Yoga-Studio
Wo vor kurzem noch ein Yoga-Studio beheimatet war, lassen sich nun viele Lebens- und Körperpflegemittel in meist losen Gebinden ganz ohne Plastikverpackungen kaufen. Viele Produkte sind zudem regional hergestellt, brauchten daher keine langen Transportwege. „Nachhaltigkeit“, steht als große Überschrift über diesem Konzept. „Als vor ein paar Jahren die ersten dieser Läden eröffnet wurden, war ich total geflasht“, sagt die Neu-Unternehmerin, die als gelernte Schifffahrtskauffrau allerdings gesundes kaufmännisches Grundwissen mitbringt.
Name des laden ist bewusst doppeldeutig
„Umbruch Unverpackt“, steht nun auf einem großen Schild über ihrem neuen Geschäft. Wobei dass Wort „Umbruch“ gern doppeldeutig interpretiert werden kann, wie sie sagt. Zum einen eben als Botschaft dieses relativ neuen Trends. 2014 hat in Kiel der erste deutsche Unverpacktladen aufgemacht, inzwischen sind es nach Zahlen des Nabu etwa 100 weitere. Auch in Buxtehude und Buchholz gibt es solche Läden, in Neu
Wulmstorf wäre es abgesehen von einem Marktstand der erste feste im Süderelberaum.
Hintergrund dieser Läden ist der enorme Verpackungsmüll unserer heutigen Einkaufsgewohnheiten. Äpfel, Gurken, Brot – vieles gibt es überwiegend eingeschweißt in Plastik. Petra Andersen verdeutlicht dies gern am Beispiel von Tortenguss-Pulver. Das wird meist in Verpackungen mit drei Tütchen angeboten, die jede selbst noch einmal verpackt sind. „Man muss dann alle drei kaufen, bei uns lässt man sich die gewünschte Menge einfach abwiegen“, sagt sie.
Kunden bringen Beutel und Behälter selbst mit
Wie in anderen Läden dieser Art funktioniert das, indem die Kunden eigene Beutel, Becher oder Schraubgläser mitbringen oder Produkte in Pfandgläsern verkauft werden. Die Behälter im Laden sind so konstruiert, dass sie dabei hygienisch einwandfrei und ohne großen Kontakt mit der Ware bedient werden können. „Umbruch“ meine dabei, dass jeder ein wenig nur sein Einkaufsverhalten ändern müsse, um diese Verpackungsflut einzudämmen , sagt Andersen. „Umbruch“ – dieses Wort beziehe sich aber auch auf sie selbst, die sich mit dem eigenen Geschäft einen Traum verwirklicht, aber auch ein ziemliches Risiko eingeht: „Ja, ich hab‘ auch ein bisschen Schiss, hier steckt viel Geld drin.“
Auch Lesungen und Workshops geplant
Doch anderseits setze sie auch auf ihre Netzwerke, um den Laden bekannt zu machen, sagt die Mutter zweier erwachsener Kinder. Tatsächlich ist sie im Ort gut verdrahtet, war lange in der Elternvertretung an den Schulen aktiv, machte kürzlich schnell Karriere in der örtlichen SPD und wurde aus dem Stand zur Fraktionschefin im Rat gewählt. Und sie wolle aus dem Unverpacktladen auch mehr machen, als nur eine Stätte zum bewussten Einkaufen. „Es soll ein Ort der Begegnungen werden“, hofft sie. So plant sie dort beispielsweise auch Lesungen oder Workshops „Wenn nur die Hälfte der Leute kommt, die das jetzt schon angekündigt haben, dann läuft es richtig gut“, sagt sie.