Lüneburg. Gründerteam um Hamburger Florian Dyballa überzeugte zunächst zwei Investoren von KI-Karriere-App Aivy. Dann platzte der Deal doch.
Mit der Frage, wie junge Menschen einen passenden Beruf finden, hatte Florian Dyballa sich schon in seiner Abschlussarbeit an der Leuphana-Universität Lüneburg beschäftigt. Mittlerweile hat der Wirtschaftspsychologe eine App mitentwickelt, die Bewerber und Unternehmen passgenau zusammenbringen soll.
Dafür gründete der gebürtige Hamburger, dessen Familie im Landkreis Harburg lebt, vor anderthalb Jahren gemeinsam mit drei Mitstreitern das Start-up Aivy. Nun überzeugte das Gründerteam in der TV-Sendung "Die Höhle der Löwen" (VOX) die Investoren von ihrer Idee – und erhielt die Zusage für 450.000 Euro Investitionskapital – zunächst. Erst nach der Sendung wurde bekannt. Der Deal kam nicht zustande. Aber der Reihe nach.
"Die Höhle der Löwen": Aivy-App soll Diversität fördern
Selbstbewusst präsentierten die vier jungen Männer in der Sendung, die am Montag ausgestrahlt wurde, ihr Produkt: Mit der Karriere-App, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und künstliche Intelligenz nutzt, könne jeder spielend leicht seine Talente und Fähigkeiten entdecken. Mit Hilfe von Minispielen über zwei bis drei Minuten ermittelt die Anwendung zum Beispiel, ob der Spieler eher konzentriert arbeitet oder sich leicht ablenken lässt, ob er strategisch vorgeht oder eher auf das Prinzip Versuch und Irrtum setzt.
Das Ergebnis sei keine Wertung in gut oder schlecht, betonte Florian Dyballa bei der Vorstellung. „Die Auswertung zeigt den Grad der Übereinstimmung mit den vom Unternehmen gewünschten Fähigkeiten. Es geht um unterschiedliche Strategien, die zu unterschiedlichen Stellen passen.“ Auf diese Weise soll die App auch die Chancengleichheit und Diversität in den Unternehmen fördern, unbewusste Diskriminierung soll verringert werden.
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Die Abschlussarbeit des Leuphana-Studenten, der im Nebenfach Digital Business belegt hatte, gab den Anstoß für die Entwicklung der Talente-App. „Denn wir sind überzeugt: Wer die eigenen Stärken kennt, findet die passende Perspektive, wo diese auch entfaltet werden können“, sagt Pressesprecherin Alexandra Kammer. Auch im eigenen Unternehmen bemühen sich die Jungunternehmer um möglichst viel Vielfalt. Neben Wirtschaftspsychologe Florian Dyballa (31), der bereits nach dem Abitur ein Start-up gegründet und verkauft hat, zählen zum Gründerteam von Aivy der Psychologe Boas Bamberger (30), der Medieninformatiker David Biller und der Informatiker Arbnor Raci (29).
"Die Höhle der Löwen": Karriere-App überzeugt Investoren
Das Start-up, das nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von 60.000 Euro gemacht hat, zählte etwa 20 zahlende Unternehmen zu seinen Kunden, darunter Beiersdorf und Würth. Diese geben die Anforderungen ihrer offenen Stellen an und die App schlägt automatisiert passende Talente vor. Vorkenntnisse sind für die Nutzung nicht erforderlich. Aivy kann aber auch kostenlos von Menschen genutzt werden, die sich ihrer individuellen Stärken bewusst werden wollen und die eigene „Karriere-DNA“ entschlüsselt haben wollen, wie das Start-up auf seiner Internetseite verspricht. Die Auswertung kann anschließend Bewerbungen beigefügt werden.
Am Ende der Präsentation machten die Investoren Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhrl in der Sesndung dem Gründerteam ein gemeinsames Angebot. Überzeugt hatte sie vor allem der Gamification-Ansatz der App. Verhandelt wurde trotzdem noch, im Gegenzug für das Geld sollten die Gründer 20 Prozent der Firmenanteile abgeben. Sie einigten sich auf eine schrittweise Abgabe, nach Erreichen festgelegter Meilensteine.
Start-up will das nächste „Einhorn“ im HR-Bereich werden
„Es hätte nicht besser laufen können, das waren unsere Wunschlöwen“, sagte Florian Dyballa nach dem vereinbarten Deal und verriet, was sich die Gründer für die Zukunft vorgenommen haben: „Wir wollen das nächste Unicorn im Human-Ressources-Bereich werden.“ Solche Start-ups, die sogenannten Einhörner, erreichen eine Marktbewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar.
Zuerst einmal hat das Team nach der Aufzeichnung ihr Produkt weiter verbessert. „Wir haben weiterhin alle Ressourcen in die Umsetzung der Mission, den Menschen hinter dem Lebenslauf in den Mittelpunkt der Arbeitswelt zu stellen, gesetzt“, sagt Alexandra Kammer. „Das bedeutet konkret, dass wir die kostenlose App noch mal verbessert haben für einen Relaunch.“
Höhle der Löwen: Deal nach der Sendung geplatzt
Nach der Sendung kam der Deal allerdings offenbar doch nicht zustande. Das berichtet am Dienstag das Onlineportal Business Insider. Gründer und Investoren hätten unterschiedliche Vorstellungen gehabt, wird Aivy-Chef Dyballa zitiert. Das Unternehmen habe jedoch eine andere Finanzierung abschließen können.
Auch Maschmeyer äußerte sich auf Twitter: „Der Deal kam nach der Sendung leider nicht zustande, da wir uns mit einem Altgesellschafter nicht einigen konnten.“
Aivy-Sprecherin Alexandra Kammer gab sich nach dem geplatzten Deal dennoch optimistisch: "Die Teilnahme an DHDL war eine wertvolle Erfahrung für uns. Wir haben die Zusammenarbeit mit Dagmar Wöhrl und Carsten Maschmeyer als sehr professionell wahrgenommen. Der Deal kam aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen bezüglich der konkreten Ausgestaltung der Meilensteine im Nachgang nicht zustande. Aivy konnte derweil eine andere Finanzierung abschließen."
An der Leuphana freut man sich über die erfolgreiche Gründung. „Wir freuen uns sehr über den Erfolg des Leuphana-Absolventen Florian Dyballa und natürlich auch darüber, dass die Grundlage dafür während seines Bachelor-Studiums bei uns geschaffen wurde", sagt Uni-Präsident Sascha Spoun. "Das beweist einmal mehr, dass unser Ansatz, das Thema Entrepreneurship fachübergreifend im Studium zu behandeln, Früchte trägt. Nicht zuletzt deshalb zählt die Leuphana zu den erfolgreichsten Gründerhochschulen in Deutschland.“