Lüneburg. Nach schwierigen Coronazeiten ist wieder ein umfangreiches Programm mit Musiktheater, Schauspiel und Ballett geplant

„Wo, wenn nicht jetzt?“ Unter diesem Motto geht das Theater Lüneburg in die neue Spielzeit – und hat damit einen Gedanken aufgegriffen, der in den vergangenen Wochen, nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine, noch aktueller und dringlicher geworden ist als zur Zeit der Programmplanung.

„So sehr wir uns freuen, dass wir nach zwei langen Coronajahren in den Alltag zurückkehren können, so sehr spüren wir, dass die Welt eine andere geworden ist“, sagte Chef-Dramaturg Friedrich von Mansberg bei der Vorstellung des Programms am Sonnabend im Rathausgarten. Umso mehr brauche es jetzt das Zusammenkommen an Orten wie dem Theater, das gemeinsame Nachdenken, Reden und Lachen. „Am Ende gehen wir vielleicht mit einer Idee, wie es auch sein könnte, nach Hause.“

„Haltung zeigen“ als gemeinsame Überschrift aller Stücke

Die Produktionen der neuen Spielzeit, die im September beginnt, versprechen vielfältige Anregungen. Das Musiktheater startet am 17. September mit Verdis Troubadour, eine der meistgespielten Opern des Komponisten. Eine besondere Premiere ist „Der Sturm“ nach Shakespeare am 29. September. Die Zuschauer dürften nicht nur auf das Bühnenbild gespannt sein, sondern sie erlebten auch alle Bereiche des Theaters in einem Stück vereint, sagte Intendant Hajo Fouquet. Die Premiere von „Jesus Christ Superstar“ war bereits vor zwei Jahren geplant, nun ist die Rockoper von Andrew Lloyd Webber am 12. November zu sehen. Die Geschichte einer Frau und ihr Ringen um Selbstbestimmung ist „Lulu“. Die Oper von Alban Berg sei eine Herausforderung, so der Intendant. „Es ist ein schwieriger Stoff, aber das sollte man gerade in diesen Zeiten wagen.“

Wiederaufnahme: der Rio-Reiser-Abend „Wenn die Nacht am tiefsten“.
Wiederaufnahme: der Rio-Reiser-Abend „Wenn die Nacht am tiefsten“. © Theater Lüneburg | Andreas Tamme

Auch im Schauspielbereich hat sich das Theater eine gedankliche Zielrichtung vorgegeben. „Haltung zeigen“, sei die gemeinsame Überschrift zu allen Stücken, sagte Hilke Bultmann als Leitende Dramaturgin Schauspiel. „Es geht um die Frage: Wann handele ich? Und wann nicht?“ Den Auftakt macht am 23. September „Drei Schwestern“, ein Drama von Anton Tschechow. Die Protagonistinnen in der russischen Provinz hängen zwischen Aufbruchsstimmung und lähmendem Stillstand fest. Sie sprächen viel über die Zukunft, gingen aber keinen Schritt darauf zu, so Bultmann.

„Hedda Gabler“ ist eine starke, wenn auch ambivalente Frauenfigur, das Schauspiel wird vom 29. Oktober an gezeigt. Ballettdirektor Olaf Schmidt hat für das Familienballett „Cinderella“ sogar eine eigene Musikcollage zusammengestellt. Das Stück für Erwachsene und Kinder ab fünf Jahren ist am 16. September auf der Jungen Bühne T.3 zu sehen. Als großer Ballettabend wird „Der Idiot“ am 14. Januar im Großen Haus uraufgeführt. Das Tanzstück von Olaf Schmidt ist an Dostojewskis Roman angelehnt, die Musik stammt von bekannten russischen Komponisten. Als Dauerbrenner gilt bereits „Kunst ver-rückt Tanz“, wer Karten für die Neuauflage am 5. März 2023 haben will, sollte sich rechtzeitig kümmern. An dem Abend zeigen Mitglieder der Tanzkompanie eigene Choreographien. Auch „Caravaggio“, ebenfalls ein Stück von Olaf Schmidt, ist eine Wiederaufnahme, vom 2. Juni an wird es jedoch mit anderen Tänzern gezeigt.

Für junge Besucher: „Mit der Faust in die Welt schlagen“.
Für junge Besucher: „Mit der Faust in die Welt schlagen“. © Theater Lüneburg | Andreas Tamme

An das junge Publikum richten sich „Mit der Faust in die Welt schlagen“ (30. August) – ein Stück um zwei Brüder, die im Osten Deutschlands aufwachsen und in die Neonaziszene geraten, sowie der Mysterythriller „Wolf“ (23. März). Bereits für Kinder ab neun Jahren ist „Die Zertrennlichen“ rund um Freundschaft, Vorurteile und Erwachsenwerden am 28. Oktober geeignet. Für Kinder ab fünf Jahren ist „Wie ich über meinen Schatten stolperte und immer immer wieder aufstand“ (10. Februar) gedacht, eine „wunderschöne kleine Kunstveranstaltung“, so Sabine Bahnsen, Leiterin Junge Bühne T.3. Das Familienstück ist diesmal „Der kleine Wassermann“ von Ottfried Preußler am 25. November.

Auch das Orchester schlägt verbindende Töne an: Im Zuge des Projekts StadtRaumKlang sind Konzertformate in Uelzen und ein Tanzabend in Reinstorf geplant. Zudem sollen pädagogische Konzerte junge Menschen für Musik begeistern. Denn, so Generalmusikdirektor Thomas Dorsch: „Es ist wichtig, dass wir in die Zukunft gucken.“

Der Vorverkauf für das neue Programm startet im August:

  • Das Theater Lüneburg versteht sich als Kulturort für die Stadt und die Region. Der Plan mit den Veranstaltungen eines Monats erscheint jeweils zu Beginn des Vormonats und ist im Theater, An den Reeperbahnen 3, sowie verschiedenen Auslagestellen erhältlich.
  • Das Programm der neuen Spielzeit umfasst nicht nur die genannten Stücke sondern auch weitere Veranstaltungen. Viele werden mehrmals aufgeführt, genannt ist jeweils der erste Termin.
  • Karten für die Veranstaltungen bis 31. Dezember sowie das Neujahrskonzert sind vom 22. August 2022 an erhältlich. Der Vorverkauf für die darauffolgenden Monate startet gestaffelt vom späten Herbst an. Die Tickets kosten je nach Sitzplatz im Großen Haus für Musiktheater, Ballett, Musical und Schauspiel zwischen 17,50 Euro und 46 Euro. Es gibt auch ein Abo-Modell.
  • Die Theaterkasse ist montags (10 bis 13 Uhr) sowie dienstags bis sonnabends (10 bis 13 Uhr und 17 bis 19 Uhr) geöffnet. Karten und Infos unter 04131/421 00 sowie auf www.theater-lueneburg.de.