Hittfeld. Ehemaliges Gasthaus steht seit Jahren leer. Neugestaltung des Areals erst im Spätsommer, dabei wurde der Zuschlag 2017 erteilt.
Wie geht es weiter am Hundertjährigen? Das fragen sich derzeit viele Hittfelder, wenn sie an dem früheren Traditionsgasthaus im Zentrum der Seevetaler Ortschaft vorbeigehen. Das Areal an der Harburger Straße soll umfassend neugestaltet werden und künftig einen Aldi-Markt, Wohnungen und Gastronomie beherbergen. Dies wurde allerdings bereits vor mehreren Jahren beschlossen.
Mit dem Abriss des ehemaligen Spritzenhauses der Feuerwehr hatten die Arbeiten des Projektentwicklers May & Co aus Itzehoe auf dem Gelände im Mai vergangenen Jahres begonnen. Zeitgleich hatte das Unternehmen angekündigt, das Dach des ehemaligen Landgasthauses auszubessern. Mittlerweile schützt eine Schicht Teerpappe den Dachfirst. Doch davon abgesehen ist auf dem Areal bisher nichts geschehen. Zwar ist das Dach der Scheune seit einigen Monaten mit einer Plane abgedeckt, die das Gebäude darunter vor Wind und Wetter schützt. Das jedoch hat einige Kommunalpolitiker stutzig gemacht.
Laut Investor hat das Reetdach der Scheune Altersschäden
„Warum wurde das Dach der Scheune mit Folie abgedeckt und das Dach des ehemaligen gastronomischen Betriebes bleibt ungeschützt?“, fragt Fritz Becker von der FDP Seevetal. „Wenn es schützenswerte Gegenstände oder Bauteile gibt, dürfte das im ehemaligen Gasthof sein. Und nicht in der Scheune.“ Die Firma May & Co. begründet dies mit dem unterschiedlichen Zustand der beiden Gebäude.
Die Scheune ist demnach in einem schlechteren Zustand. „Das Reetdach wies auf der Westseite erhebliche Altersschäden auf, die dort zu Undichtigkeiten geführt haben“, sagt der zuständige Projektmanager Jörg Ruschmeyer auf Abendblatt-Anfrage. „Um weitere nachhaltige Schäden am Gebäude zu verhindern, haben wir entschieden, die Scheune bis zur Neueindeckung provisorisch mit einer Plane abzudecken.“ Das Gasthaus weise hingegen derartige Schäden am Reetdach nicht auf, daher seien dort entsprechende Maßnahmen nicht notwendig.
Zudem fragen die Liberalen sich, wann die Arbeiten denn nun beginnen werden. „Viele Hittfelder können keine Aktivitäten oder Sicherungsarbeiten beobachten und sind entsetzt über Aussehen und Zustand des Gebäudekomplexes“, sagt Andreas Albrod, FDP-Kandidat für den Ortsrat Hittfeld, Emmelndorf, Helmstorf, Lindhorst. Er befürchtet schlimme Auswirkungen auf den Zustand des Hauses, falls Feuchtigkeit eindringen sollte.
Der Projektentwickler hatte den Baustart im vergangenen Jahr für 2021 angekündigt. Nun rechnet man dort einem möglichen Start der Bauarbeiten im Spätsommer – auch wenn bis dahin noch zwei Hürden zu überwinden sind. „Wir sind zuversichtlich, dass zu diesem Zeitpunkt sowohl die Immobilie vom Verkäufer geräumt übergeben und uns eine Baugenehmigung für unser Vorhaben erteilt wurde“, sagt Ruschmeyer. Anschließend soll das Gesamtprojekt wie geplant umgesetzt werden.
Unternehmen May & Co. hatte bereits 2017 den Zuschlag erhalten
Für seinen Vorschlag zur Neugestaltung des Geländes hatte das Unternehmen May & Co. bereits 2017 den Zuschlag erhalten. Das denkmalgeschützte Ensemble aus Gasthaus, Scheune und Destille bleibt demnach erhalten und soll umfassend und denkmalgerecht saniert werden. Dies regelt ein städtebaulicher Vertrag der Gemeinde mit dem Projektentwickler. Darin ist auch festgelegt, dass in das Ensemble möglichst auch wieder ein Gastronomiebetrieb einziehen soll. Dies könnte ein Restaurant oder Gasthaus sein, aber auch ein Café oder Bistro.
Hinter dem „Hundertjährigen“-Gebäude, das seit 2013 leer steht, soll ein Neubau sowie ein begrünter Parkplatz entstehen. In das Gebäude zieht ein Aldi-Markt mit einer Verkaufsfläche von etwa 1300 Quadratmeter, der den bisherigen Markt am Göhlenbach ersetzen wird. Oberhalb des Discounters in einem weiteren Stockwerk werden voraussichtlich zehn Wohnungen gebaut. Der bestehende Markt von Edeka Meyer in Hittfeld wird sich ebenfalls vergrößern. Die Gebäude mit Giebeldächern sollen sich an die umliegende Bebauung anpassen. Voraussetzung für die Bebauung des Grundstücks ist die Verlegung der Harburger Straße. Sie wird künftig direkt gegenüber der Einmündung der Straße Hittfelder Quelle in die Jesteburger Straße einmünden.
Gemeinde rechnet mit Kosten in Höhe von etwa einer Million Euro
Grundlage für die Neugestaltung ist der Bebauungsplan 44, den der Seevetaler Gemeinderat bereits im Dezember 2019 einstimmig verabschiedet hat. Die Gemeinde rechnet mit Kosten in Höhe von etwa einer Million Euro, da sie teilweise für den Straßenbau sowie für die Oberflächenentwässerung aufkommt. Auch der Projektentwickler beteiligt sich an den Kosten.
Fritz Becker hofft, dass die erhaltenden Arbeiten bald beginnen und das historische Haus am Ende nicht doch abgerissen wird. „Der Hundertjährige ist in Hittfeld kein Fachwerkhaus wie viele andere. Über etliche Generationen war es ein Gasthof und eine Brennerei. Dieser Gasthof war das einmalige Aushängeschild von Hittfeld. Auch deshalb gilt es umso mehr, dieses Ensemble auf jeden Fall zu erhalten.“