Winsen. Die Arbeitsgemeinschaft Schulentwicklungsplan spricht sich für die Umwandlung von drei Standorten aus. Das sind sie.

Es geht um die Zukunft der Kinder. Dafür sind sie gekommen, aus Hollenstedt, Nenndorf, aus Jesteburg, Hanstedt und Marschacht. Sie haben Plakate gedruckt, auf denen steht: „Starke Schule, starke Kinder“. Und: „Eine Schule für alle!“ Jetzt stehen Mütter und Väter, Schülerinnen und Schüler vor der Kreisverwaltung in Winsen und bangen um die Zukunft ihres Schulstandortes. Dort tagte gestern der Schulausschuss zur Schulentwicklungsplanung im Landkreis Harburg.

Wichtigstes Thema auf der Tagesordnung: Die Zukunft der Oberschulen in der Region. Wichtigste Frage: Welche Schule bekommt den Zuschlag und darf sich künftig zur Integrierten Gesamtschule wandeln?

Ergebnis wurde mit Spannung erwartet

Seit Jahren wird über die Schaffung weiterer IGSen im Landkreis Harburg diskutiert. Jetzt gibt es erstmals konkrete Empfehlungen. Sie kommen von der Arbeitsgruppe „Schulentwicklungsplan“ (SEP), die sich seit Frühjahr 2020 intensiv mit der Zukunft des Schulstandortes Landkreis Harburg befasst und Pläne für den bedarfsgerechten Umbau der Schulstruktur im Landkreis erarbeitet.

Das Ergebnis wurde von den betroffenen Schulen, Eltern und Schülern mit Spannung erwartet. Den Empfehlungen der SEP nach sollen die Samtgemeinden Hollenstedt, Hanstedt und Elbmarsch ihre Oberschulen zur vierzügigen IGS umwandeln. Dafür soll zeitnah eine Elternbefragung durchgeführt werden. Für die Samtgemeinde Jesteburg soll es zudem eine Elternbefragung zur Errichtung eines Gymnasiums geben. Sollte sich die Politik bis zum 31. Oktober über die Entwicklung der Schulstandorte einigen können, kann die Umwandlung der Oberschulen zur IGS bereits im kommenden Schuljahr starten.

Moderator Stefan Niemann, der die Arbeitsgruppe aus Lehrern, Schulleitern, Eltern, Schülern und Politikern extern begleitet hat, begründet die Entscheidung so: „Die Standorte Hollenstedt und Hanstedt müssen entwickelt werden, um den überlaufenen IGS-Standort Buchholz zu entlasten.“ Für die anderen Oberschulen im Landkreis seien keine Strukturveränderungen vorgesehen, da diese gut funktionierende Schulgefüge hätten. So habe zum Beispiel die Oberschule Rosengarten ein erfolgreiches Konzept mit dem Schwerpunkt MINT. Die Schule habe sich ein starkes Image erarbeitet. Hinzu komme, dass eine Umwandlung in eine IGS den IGS Standort Seevetal schwächen würde. Auch in Neu Wulmstorf soll alles so bleiben wie es ist. Eine Elternbefragung ist für beide Standorte nicht vorgesehen.

Argumente abgewogen, Schülerströme gemessen

„Wir haben alle Argumente abgewogen, Schülerströme gemessen, finanzielle Möglichkeiten ausgelotet und vorhandene Ressourcen berücksichtigt“, so Niemann. Am Ende stehe nun ein Ergebnis, das für alle in der Gesamtheit das richtige sei. Eine 100-prozentige Zustimmung werde es nicht geben, das wisse auch er. Dazu sei die Gemengelage zu kontrovers. Aber man müsse den Tatsachen ins Auge sehen. „Der Landkreis hat in der Summe nicht ausreichend Grundschüler, um durchgehend IGSen zu gründen. Die Schulform Oberschule wird also auch weiterhin als eine Schulform im Landkreis gesetzt sein.

Um eine mögliche IGS Hollenstedt im Aufbau- -und Wachstumsprozess zu unterstützen, schlägt die Arbeitsgemeinschaft vor, an der IGS Buchholz für die kommenden fünf Jahre ein sogenanntes „Vorfahrt-System“ zu etablieren. Demnach sollen künftig alle IGS-Plätze in Buchholz an Kinder aus der Nordheidestadt vergeben werden. Erst dann kommen die Kinder aus der Umgebung dran. „Damit hätte die aufbauende IGS Hollenstedt dann fünf Jahre Zeit, sich eine Position auf dem Bildungsmarkt zu verschaffen“, sagt Stefan Niemann.

Große Enttäuschung bei der Initiative „IGS Rosengarten

Für die Eltern in Hollenstedt, die sich seit Jahren für die Umwandlung ihrer Oberschule in eine IGS einsetzen, ist die Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft eine gute Nachricht. Auch in Hanstedt freut man sich über das Ergebnis. Große Enttäuschung hingegen gibt es bei der Initiative „IGS Rosengarten – wir sagen JA!“. Diese hatte gerade in den vergangenen Wochen ihr Engagement für die Umwandlung in eine IGS verstärkt, Eltern mobilisiert und mehr als 1000 Unterschriften für ihr Anliegen gesammelt. „Die Eltern - auch in Rosengarten - wollen eine IGS für ihre Kinder, eine Schule vor Ort, in der sie bis zum Abitur bleiben können“, sagt Initiatorin Mirja Vogel. „Wenn nun die umliegenden Oberschulen in Hollenstedt und Hanstedt zur IGS umgewandelt werden, bleibt unsere Schule auf der Strecke. Dann werden wir von Jahr zu Jahr weniger Anmeldezahlen haben, die Schule wird sukzessive ausbluten.“

Doch noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Es seien lediglich Empfehlungen, die die Arbeitsgemeinschaft ausgesprochen habe“, so Stefan Niemann. Sie sollen nun in den Gremien weiter diskutiert werden und als Grundlage für weitere Entscheidungen dienen. Auch der Schulausschuss wird das Thema weiter behandeln. Die Sitzung wurde nach drei Stunden unterbrochen und wird am heutigen Donnerstag fortgeführt.