Winsen. Freizeit-Center Albrecht investiert 4,5 Millionen Euro in Erweiterung im Gewerbegebiet Luhdorf – der enormen Nachfrage wegen

Im Gewerbegebiet Luhdorf im Landkreis Harburg ragen zwei Kräne über dem Rohbau einer riesigen grauen Halle auf. Kein Schriftzug deutet darauf hin, wozu sie dienen wird und wem sie gehört. Im Inneren stieben Funken. Es werden Bewährungsgitter zerteilt. An etlichen Stellen ragt Stahl aus dem Betonboden. Hier werden bald Hebebühnen für Reparatur und Wartung von Reisemobilen und Caravans stehen.

Denn an der Winsener Porsche-Straße, kaum 200 Meter vom Freizeit-Centrum Albrecht entfernt, baut das Familienunternehmen eine zweite Werkstatt.

Im Trend: Corona-Pandemie hat Branche stark gepusht

„Wir wollen unbedingt auch weiterhin alle Kunden bedienen können“, erklärt Firmengründer Klaus-Michael Albrecht. Camper, die ihr Mobil auf einer Messe oder gebraucht von Privat erworben haben, sind heute oftmals auf sich gestellt. Wenn es um Reparaturen oder Ausbauten geht, werden sie von vielen Händlern abgewiesen, weil deren Werkstatt-Kapazität nur für die eigene Kundschaft ausreicht. „Dazu soll es bei uns niemals kommen“, betont Albrecht. Tochter Nadine und Ex-Schwiegersohn Stefan, mit denen der Senior ein Geschäftsführer-Trio bildet, nicken dazu.

Die Pandemie hat die schon vor Corona im Trend liegende Branche stark gepusht. Um in Zeiten geschlossener Hotels überhaupt in den Urlaub fahren zu können, legten sich viele Camping-Novizen ein Reisemobil oder Caravan zu. Sie kauften auch deshalb, weil Mietfahrzeuge im Nu ausgebucht waren. Dass mit Corona auch die Camping-Begeisterung schwinden könnte, befürchten die Albrechts nicht. Denn zwar hätte die Krise vielen erst den Zugang zu dieser Art des Reisens eröffnet, aber die allermeisten seien mittlerweile von der flexiblen Mobilität überzeugt. Die Nachfrage steige weiter.

Stefan (links), Nadine und Klaus-Michael Albrecht sind gleichberechtigte Geschäftsführer des Familienbetriebs.
Stefan (links), Nadine und Klaus-Michael Albrecht sind gleichberechtigte Geschäftsführer des Familienbetriebs. © Martina Berliner

„Wir erreichen Kundenschichten, die wir sonst niemals auf dem Hof hatten. Es kommen jetzt sehr viele junge Familien“, berichtet Nadine Albrecht. „Das Homeoffice hat vielen die Möglichkeit eröffnet, von überall aus zu arbeiten. Manche möchten während ihrer Elternzeit die Welt bereisen. Wieder andere wollen spontan freie Tage für Kurzurlaube nutzen.“ Stefan Albrecht ergänzt: „Früher waren die allermeisten Camper Best Ager.“ Das habe sich geändert und: „Sonst hätten wir uns wohl nicht um das letzte Grundstück im Gewerbegebiet beworben.“

4,5 Millionen Euro investieren die Albrechts in die abermalige Erweiterung nach Expansionen in den Jahren 2010 und 2015. Mit dem Ankauf des neuen Grundstücks hat sich die Betriebs-Fläche von bisher 30.000 auf nunmehr 45.000 Quadratmeter vergrößert.

Die zweite Werkstatt soll die erste entlasten. In der neuen Halle werden ausschließlich Neu- und Gebrauchtfahrzeuge für den Verkauf vorbereitet werden. Die bisherige am Stammsitz wird künftig ausschließlich für Reparaturen und Ausbauten von Kundenfahrzeugen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig kommt durch den Ankauf des neuen Grundstücks Stellfläche hinzu. Die wird auch dringend benötigt, denn die Modell-Palette der präsentierten Neufahrzeuge wird nochmals erweitert werden.

Kleine Kastenwagen, Urban-Vehicles, sehr nachgefragt

„Gerade sehr kleine Kastenwagen ohne Toilette liegen ja im Trend. Sogenannte Urban-Vehicles werden immer öfter als Zweitwagen angeschafft. Werktags fährt man damit ins Büro oder zum Einkaufen und am Wochenende unternimmt man damit kleine Fluchten aus dem Alltag. Man kann auch Freunde besuchen und problemlos vor deren Haus übernachten. Der Urlaub beginnt mit dem Schließen der Reisemobiltür. Und Erholung in der Freizeit wird in der heutigen Zeit immer wichtige“, weiß Stefan Albrecht.

Natürlich braucht die neue Werkstatt auch neue Mitarbeiter. Bis zur Inbetriebnahme, voraussichtlich im September, müssen zehn weitere Kfz-Mechatroniker eingestellt werden, möglichst mit Zusatzausbildung zum Caravantechniker. Familie Albrecht ist zuversichtlich, dass sich qualifiziertes Personal finden wird. „Zum einen ist es attraktiv für ein erfolgreiches Unternehmen zu arbeiten. Zum anderen ist die Arbeit sehr abwechslungsreich, denn jedes Fahrzeug ist anders, individuell an die Bedürfnisse der Besitzer angepasst“, sagt Klaus-Michael Albrecht. „Viele unsere Mitarbeiter sind selbst Camper, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. So wie ich.“

Über das Unternehmen:

  • Freizeit-Center Albrecht verkauft und vermietet neue und gebrauchte Reisemobile und Wohnwagen jeder Preisklasse. Zudem gehören Werkstatt-Service und Camping-Zubehör zum Angebot. Die Wurzeln des Unternehmens liegen in Lüneburg. Dort startete Klaus-Michael Albrecht Anfang der 90er Jahre mit einem Gebrauchtwagenhandel. Bald kam Werkstatt-Service hinzu. Ab 1994 wurden neue und gebrauchte Wohnwagen angeboten.
  • Im Februar 2007 bezog die Firma als erstes Unternehmen des neuen Gewerbeparks Luhdorf ein 15000 Quadratmeter großes Grundstück unmittelbar an der A 39. Als Pionier konnte sich Albrecht damals die Option für den Erwerb weiterer Flächen sichern. Um die letzte freie Fläche musste er sich jedoch bewerben.