Lüneburg/Harburg. Sanierung der Kaimauer: Mitarbeiter einer Hamburger Tauchfirma haben mit ihrer Unterwasserarbeit begonnen.

Es ist kühl und windig, als Taucher Daniel Klatt am Mittwochmittag eine Aluminiumleiter vom Arbeitsponton hinunter in das Hafenbecken steigt. Der Lüneburger Industrie Hafen liegt direkt am Elbeseitenkanal. Im Zuge der letzten Bauwerksinspektion im Jahr 2019 wurden schwere Korrosionsschäden, vor allem unterhalb der Wasserlinie, an der Kaimauer des Binnenhafens festgestellt.

Das 1976 in Betrieb genommene Hafenbecken ist mit rückverankerten Stahlspundwänden eingefasst. An vielen Stellen sind die Korrosionsschäden so groß, dass neue Stahlplatten aufgeschweißt werden müssen. Mit den Arbeiten zur Verstärkung der Uferwand wurde die Tauchfirma Taucher Heros aus Hamburg beauftragt. Deren Mitarbeiter begannen am Mittwoch mit ihrer Arbeit vor Ort.

Taucher Heros aus Hamburg sollen Schadensbild erstellen

„Wir sind aktuell dabei, uns zunächst einen Überblick über das Schadensbild zu verschaffen und sind in einer Reinigungsphase“, erklärt Dirk Richter, Geschäftsführer von Taucher Heros, beim Ortstermin. Der gesamte Aufwand zur Verstärkung der historischen Spundwand sei derzeit nur schwer abzuschätzen, da erst im Zuge der Taucharbeiten detaillierte Informationen vorliegen würden. Zunächst sollen sich die Taucher um eine Länge von 420 Metern kümmern.

Mit einem Dampfstrahler wird zunächst der typische Marinewuchs aus Muscheln, Algen und Rost entfernt. Jährlich erwarten die Fachleute im Süßwasser eine Abnahme der Wandstärke von 0,1 Millimetern. „Hinzu kommt der normale Verschleiß durch Schiffsverkehr und Gravitation“, erklärt Taucherchef Dirk Richter weiter.

Zeitgleich zur Baustelle in Lüneburg arbeitet Team in Harburg

Vier bis fünf Monate werden die Taucher voraussichtlich brauchen, um alle Schäden zu erkennen, zu dokumentieren und zu beheben. Dabei kämen den Industrietauchern Kenntnisse aus ihren früheren Jobs zugute. Die meisten von ihnen sind ausgebildete Schlosser oder Elektriker. In einer zweijährigen Ausbildung werden die Unterwasserfachleute zum Arbeitstaucher weitergebildet.

Die Taucher der Firma Heros werden weltweit eingesetzt, wenn es um die Reparatur und Kontrollen von Hafenanlagen kommt. Zeitgleich zu der Hafenbaustelle in Lüneburg, ist ein weiteres Team derzeit in Harburg am Treidelweg im Einsatz. Dort geht es auch voran, vergangene Woche wurden hundert versenkte Stämme als Fundament der Kaianlage auf eine Länge gebracht. Ingenieure übernehmen letztlich die Berechnungen zur Standsicherheit der Hafenanlage und machen Vorschläge zur Schadensbehebung.

Die Taucher werden nun fünf Tage die Woche für jeweils zweieinhalb Stunden sich im Lüneburger Wasser aufhalten..
Die Taucher werden nun fünf Tage die Woche für jeweils zweieinhalb Stunden sich im Lüneburger Wasser aufhalten.. © Andre Lenthe Fotografie

Taucher Daniel Klatt und seine beiden Kollegen werden sich fünf Tage die Woche für jeweils zweieinhalb Stunden im Lüneburger Wasser aufhalten. Dabei werden sie durch ihre speziellen Industrietaucheranzüge warmgehalten, die Wassertemperatur liegt bei 5,2 Grad Celsius. Die Kosten für die Sanierung werden auf rund 500.000 Euro geschätzt. Zudem ist es beabsichtigt zusätzlich „Reibebalken“ zu installieren, die die Wand zukünftig besser vor Beschädigungen schützten sollen. Das Land Niedersachsen fördert auch diese Maßnahmen durch eine Kostenübernahme in Höhe von 60 Prozent aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Umschlang im Lüneburger Hafen liegt bei 300.000 Tonnen

Der Lüneburger Hafen wird gut frequentiert. Die Menge an umgeschlagenen Gütern und Waren lag 2021 laut Angaben der Stadt wiederholt deutlich über der Marke von 300.000 Tonnen. Insgesamt 154 Binnenschiffe, 2233 Bahnwaggons und 1972 Lkw wurden abgefertigt. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Umschlagsmenge trotz Corona nur leicht zurück. Der Umschlag von land- und forstwirtschaftlichen Produkten und Kohle habe sich im Vergleich zum Vorjahr sogar jeweils um 17 Prozent gesteigert. Die Umschlagsmenge an Massengütern von Steinen und Erde sei hingegen um circa neun Prozent, der von Erzen, Metallabfällen, Stahl und Eisen um 12 Prozent und der von Düngemittel um 15 Prozent gesungen.

Das sechste Jahr in Folge wurde der Hafen auch touristisch durch Ausflugsschiffe genutzt. Die Anzahl der Passagiere hat sich im vergangenen Jahr pandemiebedingt auf 491 Passagiere erneut stark reduziert, so die Stadtverwaltung. Aber für 2022 liegen zumindest wieder Schiffsanmeldungen vor.

Der Hafenbetrieb investiert kräftig, um für die Zeit nach Corona gewappnet zu sein. „Es werden die Bahnübergänge der Goseburgbahn Auf der Hude und der Hafenbahn Elso-Klöver-Straße momentan mit modernen Schrankenanlagen ausgerüstet“, sagt Lars Strese von der Hafen Lüneburg GmbH. Das Unternehmen investiert rund 650.000 Euro in die neuen Anlagen, was ein Drittel ausmacht. Die anderen Drittel kommen jeweils von der Stadt und vom Land.