Hamburg/Buchholz. Er gründete die Organisation „Ausgestrahlt“, kämpfte in Mutlangen, Brunsbüttel und Krümmel. Jetzt ist er früh verstorben.
Jochen Stay, das Gesicht der norddeutschen Anti-Atomkraft-Bewegung, ist tot. Der 56-Jährige, der an einer Herzerkrankung litt, starb am Sonnabend an seinem Wohnort Suerhop, einer Waldsiedlung in Buchholz in der Nordheide, wie die von Stay gegründete Anti-Atom-Organisation „Ausgestrahlt“ am Dienstag mitteilte.
„Jochens Tod ist nicht nur für ‘ausgestrahlt’ ein immenser Verlust“, heißt es in dem Nachruf der Organisation. Sein Wirken habe die Anti-Atom-Bewegung entscheidend geprägt.
Jochen Stay führte Anti-Atomkraft-Bewegung an
Stay der gebürtig aus Mannheim stammt. hatte sich seit den 1980er-Jahren bei der Anti-Atom-Bewegung engagiert. Zunächst beteiligte er sich an gewaltfreien Blockaden des Mittelstreckenraketen-Depots in Mutlangen (Baden-Württemberg). Mit der Kampagne „X-tausendmal quer“ organisierte er Sitzblockaden gegen Castor-Transporte und gründete 2008 schließlich in Hamburg die Organisation „Ausgestrahlt“.
Mit ihr organisierte er auch den Protest gegen die von der schwarz-gelben Bundesregierung zunächst betriebene Laufzeitverlängerung für AKWs. „Stay wurde so zum Sprachrohr von Hunderttausenden von Atomkraftgegnerinnen und -gegnern“, hieß es am Dienstag von der Organisation.
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Ein Höhepunkt seines Wirkens war eine 120 Kilometer Menschenkette zwischen den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel. Auf Stays Aufruf hin formierten sich am 24. April 2010 rund 120.000 Menschen entlang der Elbe, um gegen die Verlängerung von AKW-Laufzeiten zu protestieren. Auch der Protest gegen ein Atommüll-Lager im Gorlebener Salzstock, den Stay jahrzehntelang mit prägte, führte 2020 zum Erfolg.
„Jochens Sachverstand und seine Begeisterungsfähigkeit werden uns fehlen, genau wie sein Dickkopf und seine Überzeugungskraft, seine Klarheit, sein Einsatz, seine Verantwortungsbereitschaft und sein großes Herz“, heißt es in einem Nachruf seiner Mitstreiter von „Ausgestrahlt“. „Sein meist untrügliches Gespür für politische Gelegenheiten. Und seine immense Erfahrung, wie Protest erfolgreich Einfluss auf politische Konflikte nehmen kann.“ Noch am Freitag habe man mit ihm zusammen die Themen und Aktionen der kommenden Monate geplant.