Kreis Segeberg . Rein wissenschaftlich gesehen, kommt selbst Norderstedt dafür infrage – so wie fast ganz Schleswig-Holstein

Rein theoretisch, und nur aus Sicht der Geologen und damit also wissenschaftlich betrachtet, könnte man aus fast ganz Garstedt und der Feldmark in Richtung Autobahn 7 ein Atommüll-Endlager machen. Denn tief unter der Norderstedter Ursprungsgemeinde schlummert tertiäres Tongestein – und das eignet sich unter Umständen ganz gut, um Altlasten aus Kernkraftwerken mindestens eine Million Jahre lang zu lagern.

Fast ganz Schleswig-Holstein eignet sich geologisch für ein Endlager

Doch bevor sich jetzt alle Garstedter eine gelbes Holzkreuz an den Zaun nageln und den „Atomkraft – Nein Danke!“-Aufkleber bestellen – die Wahrscheinlichkeit, dass ein Endlager ausgerechnet unter Norderstedt entstehen wird, ist doch eher gering bis unwahrscheinlich. Denn die unter Norderstedt herrschenden geologischen Gegebenheiten gelten so oder ähnlich für so ziemlich ganz Schleswig-Holstein. Gemeinsam mit Bereichen in Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt bilden Norderstedt und der Rest des Landes das „Teilgebiet 004 00TG 053 00IG T f tpg“ (Übersichtskarte). So wird es in einem Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagersuche (BGE) aus dem September 2020 bezeichnet.

Die BGE hatte das ganze Land nach der geologischen Beschaffenheit des Untergrunds und seine theoretische Tauglichkeit für ein Endlager bewertet und es in jene Teilbereiche aufgeteilt. Es handele sich um „eine Art Inventur von Regionen, die nach bisherigen geologischen Erkenntnissen nicht von vornherein ausgeschlossen werden können“, kommentierte Umweltminister Philipp Albrecht damals. Die Bevölkerungsdichte werde bei der Auswahl eines Endlagers natürlich eine Rolle spielen.

Unter Bad Bramstedt schlummert Steinsalz – geologisch noch besser für ein Endlager

Das gilt natürlich auch für ein Teilgebiet, das sich unter Bad Bramstedt, Großenaspe und Boostedt erstreckt. Hier schlummert „Steinsalz in steiler Lagerung“ im Erdreich. Das Gesteinspaket ist mehr als einen Kilometer dick und liegt in einer Tiefe von 410 bis 1500 Metern – sehr günstig für die Atommüll-Lagerung, rein geologisch gesehen.

Nachdem man den Bürgerinnen und Bürgern ausreichend Zeit für das Studium des Berichtes gelassen hat, geht es derzeit um Aufklärung und Bürgerbeteiligung zum weiteren Verfahren der Standortsuche. Das übernimmt das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Über die umfassenden Möglichkeiten der Beteiligung am Verfahren kann man sich unter endlagersuche-infoplattform.de informieren. Bis 2031 soll ein Endlager gefunden sein, 2050 sollen die ersten Behälter mit radioaktiv strahlendem Abfall in die Lagerstätte einfahren.

Anti-Atom-Initiative kritisiert den Beteiligungsprozess

Parallel bietet die Anti-Atom-Organisation „.ausgestrahlt“ von Jochen Stay einen kritischen Online-Infoabend Dienstag, 25. Mai, 20 Uhr, an (Anmeldung erforderlich unter www.ausgestrahlt.de). Stay ist seit 35 Jahren in der Anti-Atombewegung aktiv und begleitet die neue Standortsuche von Anfang an kritisch. Er sieht im Verfahren der BGE gravierende Mängel, darunter wissenschaftliche Unschärfe, fehlende Mitbestimmungsrechte für Betroffene, dehnbare Entscheidungskriterien und ein viel zu eng angelegter Zeitrahmen.