Lüneburg. Melanie-Gitte Lansmann ist Lüneburgs neue Marketing-Chefin. Sie will Tourismus fördern und mit Lüneburger Heide kooperieren.

Mit diesem Neuanfang sind viele Hoffnungen verbunden: Nach mehrfachen Wechseln an der Spitze der Lüneburg Marketing GmbH, hat Melanie-Gitte Lansmann zu Jahresbeginn die Geschäftsführung übernommen. Sie kommt aus Harburg, wo sie über viele Jahre Chefin des Channel Hamburg sowie des Citymanagement Harburg war.

Ihre ersten zwei Wochen im neuen Job hat die 52-Jährige genutzt, um die Stadt besser kennenzulernen. „Ich habe erst einmal geguckt, was hier so läuft“, sagt sie. Dabei seien auch bereits viele Menschen mit Ideen auf sie zugekommen. Ihr erster Eindruck ist daher sehr positiv: „Es ist Wahnsinn, wie viele Initiativen es hier gibt, die alle etwas für Lüneburg bewegen wollen.“

Für den Tourismus in Lüneburg will Lansmann sich besonders einsetzen

Die Diplom-Betriebswirtin hat sich bereits im Studium auf Tourismus und Marketing spezialisiert, auf ihren bisherigen beruflichen Stationen wurde zudem die Organisation von Veranstaltungen zu einem weiteren Schwerpunkt. „Hier in Lüneburg kann ich alles vereinen, was ich bisher gemacht habe: Citymanagement, Veranstaltungsmanagement, Tourismus und Marketing“, sagt Lansmann, die auch gleich deutlich macht, welchem Bereich ihr besonderes Interesse gilt. „Tourismus war, ist und bleibt mein Steckenpferd.“

In Lüneburg ist dieser Wirtschaftszweig eng mit „Rote Rosen“ verbunden. Die erfolgreiche Telenovela wird seit rund 15 Jahren in der Hansestadt gedreht, zahlreiche Touristen besuchen die Drehorte und buchen spezielle Stadtführungen zum Thema „Rote Rosen“. Doch wie lange es so weitergehen wird, ist ungewiss. Gerade wurden die Verträge bis Ende 2023 verlängert, doch ein endgültiges Aus war bereits diskutiert worden. Die neue Marketing-Chefin macht sich keine allzu großen Sorgen. Die Telenovela sei ein „Wahnsinnsgeschenk“ für Lüneburg gewesen, sagt sie. „Aber es gibt auch ein Leben nach ‘Rote Rosen’.“

Historische Kulisse versteht sie als Schatz, der mit Leben gefüllt werden muss

Aus touristischer Sicht ist für sie die Geschichte der Stadt das stärkste Pfund – aber auch kein Alleingänger. „Die historische Kulisse ist ein Schatz, man muss einfach sagen: History sells. Diesen Schatz müssen wir aber mit Leben füllen und immer wieder neu beleuchten.“ Abseits der üblichen Sehenswürdigkeiten gebe es in Lüneburg noch viele Ecken, die Touristen zu erneuten Besuchen der Stadt anregen könnten. Sie müssten aber aktiv vermarktet werden.

Die Geschäftsführerin kann sich auch gut vorstellen, stärker mit anderen touristischen Zielen in Norddeutschland zu kooperieren. „Wir könnten zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der Lüneburger Heide noch intensivieren.“ Auch innerstädtische Veranstaltungen wie das Stadtfest und die Sülfmeistertage müssten neu aufgestellt werden. Zwar sei Lüneburg natürlich prädestiniert für historische Veranstaltungen wie die traditionellen Sülfmeistertage. Würstchen und Musik reichten aber nicht mehr, um die Besucher anzusprechen, sagt Lansmann. „Die Zeiten sind vorbei.“

Im Zusammenspiel von Historie und Innovation sieht Lansmann Zukunftschancen

Das Historische ist für sie zwar der wichtigste touristische Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung Lüneburgs, aber nicht der einzige. So hat sie zum Beispiel auch die Leuphana Universität und die vielfältige Start-up-Szene im Blick. „Ich sehe auch einen Zukunftsschatz in dem Zusammenspiel von Historie und Innovation“, sagt sie. „Wir müssen Spannungsbögen zwischen Alt und Neu suchen und diese Gegensätze mehr nutzen. Das setzt Energie frei.“

Ein weiterer zentraler Punkt auf ihrer Aufgabenliste ist die Belebung der Innenstadt. Dabei dürfe man, so Lansmann, nicht allein auf den Handel setzen. Auch Kultur- und Freizeitangebote sowie Gastronomie müssten ihren Platz im Zentrum haben. Mit der richtigen Gestaltung könne die Aufenthaltsqualität gestärkt werden. „Wir müssen die Innenstadt neu denken. Das Leben muss in der Stadt bleiben“, sagt Lansmann. Auch die Menschen müssten mitmachen, indem sie lokal einkaufen. Gute Ansätze gebe es bereits. So sollen verschiedene Aktionen den Leerstand verringern, in bestimmte Fällen übernimmt die Stadt einen Teil der Miete. Dafür sei allerdings auch ein Umdenken bei den Vermietern erforderlich, betont Lansmann. „Zuschüsse funktionieren nur für kurze Zeit, sie sind keine Dauerlösung.“

Private Sponsoren sollen Veranstaltungen in Lüneburg ermöglichen

An anderer Stelle hat sie genaue Vorstellungen von einer möglichen Finanzierung. Um besondere Veranstaltungen in der Stadt umzusetzen, sei es wichtig, die Wirtschaft eng einzubinden, zum Beispiel über sogenannte PPP (Public Private Partnership)-Modelle. In diesen Partnerschaften teilt sich der öffentliche Auftraggeber die Aufgaben und Kosten mit einem privaten Investor. Dass auch die Lüneburg Marketing GmbH nur ein begrenztes Budget hat, ist für die neue Chefin kein Hindernis.

Geld müsse nicht immer von oben kommen, sagt sie. Sponsoren seien ebenso wichtig. Dass auch diese Aufgaben ihr liegen, daran lässt Melanie-Gitte Lansmann keinen Zweifel. „Wenn ich Leute überzeugen kann, Geld zu geben, habe ich sie überzeugt, dass die Idee gut ist.“ Ein offensiver Umgang mit Finanzierungsfragen wird auch notwendig sein. Mit Tourismus, Handel und Gastronomie hat sie künftig mit drei Branchen zu tun, die besonders unter der Corona-Pandemie zu leiden haben.

Marketing-Chefin will langfristig etwas in Lüneburg bewegen

Für Melanie-Gitte Lansmann kam die Stellenausschreibung dennoch genau zum richtigen Zeitpunkt. Ihre beiden Töchter seien nun alt genug, sodass sie wieder eine Vollzeitstelle übernehmen kann. Dabei habe sie sich ausdrücklich nicht aus Harburg weg, sondern nach Lüneburg hin beworben, betont die 52-Jährige, die die Stadt schon zuvor mehrmals im Jahr besucht hatte. „Ich finde Lüneburg wunderschön und es reizt mich, dass der Tourismus hier einen ganz anderen Stellenwert hat.“ Nach 15 Jahren in Harburg – dort hat sie noch bis zum 30. Dezember ihre Aufgaben zu Ende gebracht – sei es Zeit für einen neuen Lebensabschnitt, sagt Lansmann. „Ich habe mich beworben, um hier langfristig etwas zu bewegen.“