Lüneburg. Die grünen Züge verbinden Lüneburg mit Hamburg, Hannover und Berlin. Eine Direktverbindung wird eingestellt.

Die grünen Züge des Unternehmens Flixtrain steuern künftig auch den Bahnhof Lüneburg an. Sie sollen spätestens vom Sommer 2022 an die Hansestadt direkt mit Hamburg und Hannover verbinden. Über diese beiden Städte können Reisende aus Lüneburg dann auch Berlin erreichen.

„Wir arbeiten weiter am kontinuierlichen Ausbau unseres Flixtrain-Angebots und wollen bis Sommer insgesamt 70 Ziele in Deutschland ans Netz anbinden“, sagt Sprecher Sebastian Meyer. Einen detaillierten Zeitplan für die Anbindung Lüneburgs gebe es noch nicht „Wann es genau soweit ist, hängt in entscheidendem Maße von der Entwicklung der Corona-Pandemie und dadurch bedingt der Nachfrage ab.“ Auch geplante Abfahrtszeiten und Frequenzen stünden noch nicht fest. Auf der Flixtrain-Internetseite können Fahrten nach Hamburg bereits gebucht werden. Vom 30. Januar an ist freitags und sonntags jeweils eine Verbindung um 19.31 Uhr aufgeführt.

Flixtrain kommt, IRE zwischen Lüneburg und Berlin fällt endgültig weg

Dies bedeutet zwar eine weitere Alternative zu Bahn und Metronom. Eine neue Direktverbindung in die Hauptstadt, die sich viele Lüneburger wünschen, bringen die Pläne nicht mit sich. Die Deutsche Bahn hatte im Herbst verkündet, die Fahrten mit dem Interregio Express (IRE) auf dieser Strecke endgültig einzustellen. Die Züge waren von April 2014 an zwischen Lüneburg und Berlin unterwegs gewesen. Mit rund zweieinhalb Stunden Fahrtzeit brauchten sie zwar länger als die ICE-Züge zwischen Hamburg und Berlin, dafür fiel für Reisende aus Lüneburg das lästige Umsteigen und die Fahrtzeit nach Hamburg weg.

Flixtrain-Streckennetz ab Sommer 2022.
Flixtrain-Streckennetz ab Sommer 2022. © Flixtrain | Flixtrain

„Die Verbindung hatte die Deutsche Bahn als zusätzliches Angebot zwischen den beiden Städten eingeführt, als es auf der Strecke noch deutlich weniger Fernverkehrsverbindungen gab“, sagt ein Bahnsprecher. „Wegen der pandemiebedingt stark zurückgegangenen Nachfrage und unerlässlichen Bauarbeiten für ein leistungsfähiges und modernes Schienennetz wurde der IRE, der länger braucht und weniger Komfort bietet, bereits seit einiger Zeit nicht mehr angeboten.“ Zu Beginn der Pandemie waren die Fahrten zunächst vorläufig eingestellt worden.

Politik fordert Bahn auf, Direktverbindung wieder aufzunehmen

Gegen das endgültige Aus regt sich Widerstand in der Politik. Sowohl der Rat der Stadt Lüneburg als auch vier Landräte aus der Region haben die Bahn aufgefordert, die Verbindung wieder aufzunehmen. „Die Hansestadt Lüneburg fordert die Deutsche Bahn AG auf, umgehend die kostengünstige und klimafreundliche IRE-Verbindung zwischen Hamburg und Berlin mit Halt in Lüneburg, Uelzen, Salzwedel und Stendal zu reaktivieren. Dabei sollten die Züge dem heute gängigen Bahnkomfort entsprechen“, heißt es in einer Resolution des Stadtrats, die die Fraktionen im Dezember mit großer Mehrheit verabschiedet haben. Als Begründung führen sie unter anderem an, dass der aktuelle Zustand große Kostensteigerungen für viele Pendlerinnen und Pendler bedeute. Zudem könne eine nachhaltige Verkehrswende nicht erreicht werden, „wenn das öffentliche Transportangebot für Kleinstädte und ländliche Regionen dezimiert wird“.

Ähnlich argumentieren die Landräte der Landkreise Uelzen, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg und Salzwedel in einem Brief an die Bahn. Die IRE-Verbindung zwischen Hamburg und Berlin habe sich bewährt. Sie sei nicht nur für Pendlerinnen und Pendler, sondern auch unter touristischen Gesichtspunkten von hoher Bedeutung für die an der Bahnstrecke lebenden Menschen. Ihr Wegfall stelle einen massiven Verlust von Attraktivität für die vier Landkreise dar und bedeute eine wesentliche Schlechterstellung des ländlichen Raumes.

Zugfahren soll auch im ländlichen Raum attraktiv bleiben

Dass die Bahn die Einstellung des Angebots unter anderem mit umfangreichen Bauarbeiten begründet, die in diesem und im kommenden Jahr anstehen und einen wirtschaftlichen Betrieb verhinderten, lassen die Landräte nicht gelten. „Am Ende wird hier erkennbar, dass dieser in der Tat eigenwirtschaftliche Betrieb der DB Regio eingestellt wird, weil er sich nicht rechnet“, kritisieren sie in ihrem Brief. Uelzens Landrat Heiko Blume fordert mehr Verantwortung: „Wenn die Landkreise als Träger des Öffentlichen Personennahverkehrs den Maßstab der DB an die Wirtschaftlichkeit anlegen würden, würde kaum eine Linie im ländlichen Raum aufrechtzuerhalten sein. Und trotzdem fahren bei uns die Busse auch dort, wo es sich nicht rechnet.“

Darüber hinaus sei die Einstellung der IRE-Verbindung in Zeiten des Klimawandels und des Klimaschutzes ein fatales Signal an die Öffentlichkeit und die betroffenen Menschen, so die Ansicht der Landräte. Der Bahnkonzern verschlechtere sein Angebot in der Fläche – sodass Pendler und Reisende wieder verstärkt auf das Auto umsteigen würden. „Die Klimawende wird nicht gelingen, wenn unter anderem mit einem Deutschlandtakt die Metropolen besser miteinander verknüpft werden, jedoch die Menschen in der Fläche vergessen werden.“

Lüneburgs Stadtrat beschließt Gespräche mit Flixtrain zu Direktverbindung

In Lüneburg will man nicht mehr allein auf die Bahn setzen. Zeitgleich mit der Resolution hat der Stadtrat auf Antrag der Grünen beschlossen, dass die Verwaltung auch Gespräche mit Flixmobility, dem Mutterunternehmen von Flixtrain, aufnehmen soll. Ziel dieser Gespräche soll es sein, eine kostengünstige Verbindung von Hamburg nach Berlin mit Halt in Lüneburg zu erreichen. Claudia Kalisch begrüßt die beiden Schritte: „Als grüne Oberbürgermeisterin stehe ich natürlich für die Mobilitätswende. Gute Zugverbindungen sind dafür essenziell. Und warum nicht mit Deutscher Bahn und Flixtrain sprechen? Konkurrenz belebt das Geschäft.“

Im derzeit geplanten Ausbau des Streckennetzes ist Lüneburg allerdings nicht in die Verbindung der beiden Großstädte integriert. Zunächst wird es lediglich eine zusätzliche Alternative mit Umsteigen geben, um die Hauptstadt zu erreichen. Immerhin könnte diese vergleichsweise kostengünstig werden. Tickets für die Fahrten mit den grünen Zügen gibt es ab 4,99 Euro, ein Sitzplatz ist immer inbegriffen. Zudem hat das Unternehmen seine Flotte modernisiert. Die Fahrzeuge haben Steckdosen am Platz und modernisierte Toiletten, zudem können Fahrgäste kostenlos Wlan nutzen. Die Züge werden nach Angaben des Unternehmens zu hundert Prozent mit Ökostrom betrieben. Sie fahren allerdings deutlich seltener als die der Deutschen Bahn, teilweise nur einmal am Tag.

Flixtrain weitet Streckennetz um 20 neue Ziele aus

Flixtrain baut derzeit deutlich sein Streckennetz aus. Bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember waren zehn neue Haltestellen hinzugekommen, unter anderem in Bonn, Koblenz und Mainz. Bis zum Sommer 2022 sollen knapp 20 weitere Ziele angebunden werden, darunter Dresden, Kassel, Karlsruhe Freiburg und eben Lüneburg. Damit werden künftig 70 Städte in Deutschland an das Flixtrain-Netz angebunden sein. Ziel ist es dem Unternehmen zufolge, die Halte untereinander besser zu vernetzen.

Das Mutterunternehmen Flixmobility wurde 2013 gegründet, zunächst als Busunternehmen mit der Marke Flixbus. Seit 2018 zählen mit Flixtrain auch Fernzüge zum Angebot. Dabei kooperiert das Mobilitätsunternehmen mit verschiedenen privaten Zugbetreibern.