Buxtehude. Schulen werden saniert, Kitas geplant und eine „Lärmschutz-Landschaft“ geschaffen. Doch was passiert mit dem maroden Bahnhof?
Die Zahl klingt schon gewaltig: Trotz unsicherer Konjunktur- und Corona-Prognosen will die Hansestadt Buxtehude in den nächsten fünf Jahren rund 100 Millionen Euro investieren. Und das vor allem in ein umfangreiches Schulbau-Programm, wie Bürgermeisterin Katja Oldenburg Schmidt sagt. Vieles davon werde in diesem Jahr bereits sichtbar werden oder eben planerisch auf den Weg gebracht.
Schon ein gutes Stück vorangeschritten ist beispielsweise die Sanierung und der Teilneubau am Halepaghen-Gymnasium. Das rund 15,3 Millionen Euro teure Projekt ist damit so etwas wie der Auftakt des Buxtehuder Schulprogramms der nächsten Jahre. Zumal Buxtehude hier ein neues Planungsmodell imitiert hat, das Vorbildcharakter haben könnte: In einer sogenannten Phase Null hatten dabei Schüler, Lehrer, Eltern und Verwaltung schon vor den Fachplanern gemeinsam überlegt, wie ein geeignetes Raumprogramm aussehen könnte.
Neue, große Sporthalle – auch für Bundesliga-Handball
Auffällig wird dabei an der Konopkastraße vor allem ein neuer viergeschossiger Anbau am Gymnasium sein, der hinter Baugerüsten seine künftige Größe schon jetzt erahnen lässt. Ende 2022, so schätzt Oldenburg-Schmidt, könnte dieser Anbau fertig sein, der auch den künftigen Eingangsbereich der Schule umfassen wird. Nach Fertigstellung wird er zunächst Ausweichquartier für andere Bereiche sein, die anschließend saniert werden.
Ein anderes, noch größeres Schulbau-Projekt startet in Buxtehude mit ersten Hochbauarbeiten in diesem Frühjahr an der Konrad-Adenauer-Allee: An der Integrierten Gesamtschule dort entsteht dabei eine neue, große Sporthalle, die auch Austragungsort von Spielen des erfolgreichen Buxtehuder Frauen-Handball-Teams sein soll. Ende 2023, so schätzt die Bürgermeisterin, wird der Neubau fertig sein. Er ersetzt dann die alte „Halle Nord“, die stark sanierungsbedürftig ist.
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Allerdings wird das Vorhaben auch teuer: Zum einen wegen hoher Ansprüche des Bundesligasports. Immerhin 1500 Zuschauer sollen dort auf zwei Tribünen Platz finden. Aber Verwaltung und Bürgermeisterin haben sich für dieses prestigeträchtige Vorhaben auch hohe Nachhaltigkeitsziele gesetzt, wie sie sagen. Das Dach soll beispielsweise begrünt werden und eine große Photovoltaikanlage tragen. Zusammen mit neuen Außenanlagen wird das Vorhaben nach derzeitigem Stand aber auch fast 20 Millionen Euro kosten.
Klimaneutrale öffentliche Gebäude
Und trotzdem gab es bereits Kritik von den Grünen, die mehr fordern und eine Energieversorgung wollen, die völlig auf fossile Energieträger verzichtet und dann „klimaneutral“ wäre. Inzwischen gibt es im neuen Buxtehuder Stadtrat eine Mehrheit aus SPD, Grüne, Linke, und „Die Partei“, die diese Forderung nach klimaneutralen öffentlichen Gebäuden zum Programm für die nächsten Jahre erhoben hat. Damit dürfte die Diskussion spannend werden, ob und wie so etwas jetzt schon bei den weiteren Planungen der Stadt umgesetzt werden könnte.
So soll beispielsweise das Schulzentrum Süd zu einem „Campus-Süd“ mit einigen Neubauten umfangreich umgebaut werden, wozu 2022 ein Jahr der Planungsphase sein werde, wie es bei der Stadt heißt. 13,4 Millionen Euro sind dafür im Investitionsprogramm bisher vorgesehen, das bis 2026 reicht. Und in Buxtehude wird in diesem Jahr auch noch den Neu- oder Ausbau (Hedendorf, Neuland und Giselberstraße) von mehreren Kitas konkret geplant, die dann das Label „klimaneutral“ tragen müssten - was ihren Bau nicht gerade günstiger machen dürfte.
Größtes Neubaugebiet der Stadt
Warum Buxtehude derzeit viel in Schulen aber auch neue Kitas investiert oder investieren will, lässt sich beispielhaft an einer anderen Baustelle zeigen: An der Giselbertstraße entsteht mit rund 400 Wohnungen das derzeit größte Neubaugebiet der Stadt, wodurch die Einwohnerzahl weiter wachsen wird. Erste Wohngebäude sind bereits in Bau, für weitere dürfte in diesem Jahr der Baubeginn sein. Das Besondere: Rund Zweidrittel der Grundstücke gehören der Stadt, die mit einem Verkauf erstmals besondere wohnungspolitische Ziele verfolgt. So müssen Investoren nicht nur nachhaltig und klimaschonend bauen, sondern sie müssen auch einen Teil der Wohnungen zu besonders günstigen Mieten auf den Markt bringen. Der Zuschlag an Investoren erfolgt dabei nach einem Punktesystem.
Sichtbar in der Stadt wird dieses neue Wohngebiet aber jetzt nicht nur durch die neuen Häuser, sondern auch durch einen ganz besonderen Wall: Zur Straße und nahen Bahnlinie hin entsteht dort eine „Lärmschutz-Landschaft“, wie es die Verwaltung bezeichnet. Auf 255 Meter Länge wird dabei eine Art Kombination aus Wiesenhügel und begrünter Wand gebaut, die gut 15 Meter breit und zwölf Meter hoch sein wird. Sogar eine kleine Promenade mit Sitzmöglichkeiten und ein Spielplatz sind dort vorgesehen. Knapp zwei Millionen Euro soll diese Wall-Wand-Konstruktion kosten, die für die rund 1000 Neubürger des Quartiers somit einen auch optisch ansprechenden Lärmschutz bieten soll.
Die Ausschreibung der Arbeiten läuft derzeit noch, im Herbst könnte Baubeginn sein. Offen ist indes noch, wann die Bauarbeiten für die „Gisi-Box“ starten, die von der Stadt bisher am Ende der Lärmschutz-Landschaft geplant ist. Dabei handelt es um eine Art Treffpunkt-Haus für das Neubaugebiet.
Nur einige 100 Meter entfernt von der Giselbertstraße plant das Immobilien-Unternehmen HBI unterdessen ein weiteres, größeres Neubaugebiet, wo in diesem Jahr noch der Bebauungsplan verabschiedet werden könnte, um 2023 zu starten: 250 Wohnungen sind dort im „Orchideen-Quartier“ geplant, es ist dann die letzte größere zusammenhängende Fläche im inneren Stadtgebiet, die noch bebaut werden kann.
Häuser der Zukunft, aber der Bahnhof verfällt
Auch hier an der Orchideenstraße kann Buxtehude seine neuen wohnungspolitischen Ziele umsetzen. HBI sicherte zu, dass 30 Prozent der Wohnungen 20 Jahre lang mit preisgedämpften Mieten an den Markt kommen sollen. Das Besondere an diesem neuen Wohnquartier ist jedoch das Öko-Konzept: die fünf- bis siebengeschossigen Gebäude sollen später völlig klimaneutral funktionieren, unter anderem unter dem starken Einsatz von Photovoltaik.
Während dort also Häuser der Zukunft geplant sind, geht es an anderer Stelle um die Zukunft eines Altbaus. Rund um den Buxtehuder Bahnhof planen Bahn und Stadt eine große Neugestaltung des Areals. Unter anderem soll von der Bahn ein neues Empfangsgebäude gebaut werden. Doch was passiert mit dem alten Bahnhof, der 1881 gebaut worden war? Bisher vernachlässigte die Bahn den Ziegelbau stark, erwägt sogar den Abriss des markanten Gebäudes.
Längst gibt es aber in der Stadt eine Initiative, die den historischen Bahnhof erhalten will. Die Idee dabei: Die Stadt kauft das Gebäude der Bahn einfach ab, um dort beispielsweise eine kulturelle Nutzung zu ermöglichen. Was genau rund um den Bahnhof geschehen soll, wird nun der Bürgermeisterin zufolge Anfang dieses Jahres Thema einer weiteren Bürgerbeteiligung sein. Man werde dann „verschiedene Varianten“ diskutieren können.