Buchholz. Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse spricht über Pläne für die Innenstadt, Klimaschutz, Gewerbegebiete und neue Wohnungen

Die Corona-Krise hat ihre Spuren hinterlassen. Auch in Buchholz haben viele Einzelhändler in den vergangenen Monaten aufgegeben. Am Abend ist die Stadt wie leer gefegt. Und die Einzelhändler und Gastronomen die trotz einbrechender Umsätze weitermachen, brauchen dringend eine Perspektive. Das Zentrum der Nordheidestadt muss wieder mit Leben gefüllt werden. Und genau dafür will Buchholz’ Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse im kommenden Jahr alles tun, was in seiner Macht steht.

„2022 steht für mich unter dem Arbeitstitel ‘Perspektive Innenstadt’“, sagt Jan-Hendrik Röhse im Gespräch mit dem Abendblatt. „Wenn die Corona-Infektionen im kommenden Jahr hoffentlich zurückgehen, müssen wir alles dafür tun, dass die Innenstadt wieder Mittelpunkt der Begegnung wird.“ Das Zentrum müsse so attraktiv werden, dass die Besucher nicht nur zum Shoppen und Kaffeetrinken kämen, sondern auch, um sich hier abends mit Freunden zu treffen und gemeinsam Zeit zu verbringen. „So wie in Mexiko-Stadt der Zócalo“, schwärmt Röhse.

Der Platz, einst das Zentrum der Azteken-Gesellschaft, ist heute der Mittelpunkt der Metropole. Hier versammeln sich die Bewohner zu Ereignissen, Festen und Demonstrationen, in Cafés und Restaurants. „In diesem Sinne soll sich auch das Buchholzer Stadtzentrum entwickeln“, so die Vorstellung von Jan-Hendrik Röhse.

1,1 Millionen Fördergeld als Perspektive für die City

Die entsprechenden Gelder für die Belebung der Innenstadt kommen aus dem Fördertopf „Perspektive Innenstadt“. 1,1 Millionen Euro hat das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Regionalangelegenheiten und Regionale Entwicklung aus dem rund 120 Millionen Euro schweren Fördertopf des Landes zur Unterstützung der Städte und Gemeinden bei der Bewältigung der Pandemiefolgen in den Innenstädten für die Nordheidestadt reserviert. Den entsprechenden Antrag für ein Maßnahmenpaket im Volumen von rund 1,2 Millionen Euro hatte die Verwaltung Ende Juli beim Ministerium eingereicht. „Wir können mit dem Geld neue Impulse setzen, um die Attraktivität und Aufenthaltsqualität der Innenstadt deutlich zu steigern“, so Jan-Hendrik Röhse.

Ideen dazu gibt es viele. So setzt sich der Bürgermeister dafür ein, dass der südliche Teil der Innenstadt vom Marktplatz bis zur Kreuzung Neue Straße „aufgeräumt und schick gemacht wird“. „Die Sonnenuhr soll versetzt werden, damit Platz für Spielgeräte, Sitzgruppen und Beete entsteht“, sagt Röhse, der sich durchaus vorstellen kann, auch eine feste Bühne inmitten des Stadtzentrums zu installieren. „Sie könnte vielfältig bespielt werden, zum Beispiel von Jugendlichen, die Breakdance machen oder Orchestern und Theatergruppen“, so Röhse. Es solle ein niederschwelliges Angebot sein, das ohne großen Verwaltungsaufwand laufen könne.

Online-Plattform für die Händler der Region soll kommen

Weitere Projekte, die mit dem Geld aus dem Förderprogramm Perspektive Innenstadt angeschoben werden sollen, sind unter anderem die Entwicklung eines Nutzungskonzepts für die sogenannte Fläche „City Center II“ an der Schützenstraße sowie die Unterstützung bei der Organisation von Märkten und Events. Für die Stärkung des Einzelhandels könnte sich Röhse auch die Einrichtung einer Online-Plattform für die Region vorstellen, in der Händler aus Buchholz und Umgebung ihre Produkte anbieten. Auch der Rathauspark soll verschönert, der Teich, der aktuell einem Wasserloch gleicht, aufgewertet werden.

Damit die vielen Ideen für eine lebendige und attraktivere Innenstadt auch koordiniert umgesetzt werden, will die Stadt Buchholz zudem ein Citymanagement ins Leben rufen, das sich gezielt um Online-Marktplatz und Handel kümmert. Finanziert werden soll dieses mit Mitteln aus einem weiteren Förderprogramm, für das sich die Nordheidestadt jüngst beworben hat. „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ heißt das Programm, dass das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Auftrag des Bundesministeriums des Innern umsetzt. Das Bundesprogramm stellt der Stadt Buchholz nicht nur 900.000 Euro zur Verfügung, sondern unterstützt diese auch bei konkreten Einzelmaßnahmen.

Das Jahr 2022 wird aber auch in Buchholz wie in vielen anderen Kommunen vor allem geprägt werden durch das Thema Klimaschutz. Beim klimagerechten Umbau wird die Stadt nicht nur von den Mitstreitern des Buchholzer Klimaforums und des Klimabeirats mit Ideen unterstützt, sondern auch professionell vom Hamburg Institut begleitet wird. Die Strategieberatung für eine erfolgreiche Energiewende erarbeitet aktuell einen Klimaaktionsplan für die Kommune, der im Frühsommer vorgestellt werden soll. „Dann muss sich die Politik mit konkreten Maßnahmen befassen, zum Beispiel der Erarbeitung eines kommunalen Wärme- und Kälteplans“, sagt Röhse. Konkret gehe es darum zu schauen, wo die Energie nach dem Ausstieg aus der Gasversorgung kommen solle.

Ladestationen für E-Autos auch in den Wohnquartieren

„Wir werden prüfen, inwiefern sich kommunale Gebäude und Parkplatzflächen für den Ausbau von Solarenergie eignen“, sagt Röhse, der sich vorstellen könnte, große Parkdecks mit Solarpaneelen zu versehen. „Klimaneutralität können wir nicht erreichen, in dem wir den Stecker rausziehen“, so der Bürgermeister. „Wir müssen den Ausbau regenerativer Energien massiv vorantreiben.“ Wichtig sei jedoch, dabei nicht in puren Aktionismus zu verfallen, sondern strategisch-fachlich vorzugehen.

Röhse setzt bei der Finanzierung vor allem auf die neue Bundesregierung, die hoffentlich entsprechende Maßnahmen und Fördermittel schaffen werde. Auf dem Weg zur CO2-Neutralität soll im kommenden Jahr auch die Ladeinfrastruktur für E-Autos ausgeweitet werden. „Wir sind dazu bereits mit den Stadtwerken im Gespräch“, so der Bürgermeister, der nicht nur auf öffentlichen Flächen, sondern auch in Quartieren wie Reihenhaussiedlungen Angebote für Elektrofahrzeuge schaffen möchte.

Richtungsweisende Entscheidungen beim Thema Stadtentwicklung

Richtungsweisende Entscheidungen erwartet das Stadtoberhaupt zudem beim Thema Stadtentwicklung und der damit verbundenen Schaffung von Wohnraum. Aktuell stehen mit „Buchholz 2025plus“, einem neu zu entwickelnden Quartier am östlichen Stadtrand und der zentral gelegenen 150.000 Quadratmeter großen Rüttgersfläche zwei große Flächen zur Debatte, auf denen dringend benötigter Wohnraum entstehen könnte. „Doch bevor hier etwas passieren kann, muss das Verkehrsthema geklärt werden“, sagt Jan-Hendrik Röhse. Hier werde die Politik in Stadt und Kreis im ersten Halbjahr die notwendigen Beschlüsse für ein Planfeststellungsverfahren für die östliche Umfahrung herbeiführen müssen. „Wie sich die Stadt weiter entwickelt, hängt entscheidend davon ab, ob es eine östliche Umfahrung gibt oder nicht.“ Konkrete Pläne, die 2022 umgesetzt werden sollen, gibt es hingegen für das Canteleu-Quartier am Buchholzer Bahnhof. Hier sollen im kommenden Jahr ein Seniorenheim sowie Wohnungen entstehen.

Auch die Gewerbetreibenden will der Bürgermeister verstärkt in den Fokus nehmen. „Wir müssen 2022 Strategien für die Entwicklung von Gewerbeflächen entwickeln und in die Politik geben“, so Röhse. Hier müsse die Politik Farbe bekennen und entscheiden, ob die Stadt tatsächlich auf Einnahmen verzichten könne. „Wenn wir den Klimawandel bekämpfen wollen, brauchen wir jeden Cent“, so Röhse. „Wir werden in den kommenden Jahren über 100 öffentliche Gebäude in einen klimaneutralen Standard bringen müssen. Da werden immense Kosten auf uns zukommen, die wir irgendwie stemmen müssen.“